Der Norden wird e-mobil: Steckdose statt Tankstelle
Umweltfreundliche und zukunftsfähige Mobilität – diese Vision wird zur Wirklichkeit. Die Prognosen der Bundesregierung sind konkret: Eine Million Elektrofahrzeuge sollen im Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und Plugin-Hybrid-Fahrzeuge prägen dann unseren Stadtverkehr.
Seit 50 Jahren fahren die Gabelstapler der Firma Jungheinrich aus Norderstedt strombetrieben. Ausreichend Vorlaufzeit für den Siegeszug strombetriebener Fahrzeuge, der nun endlich mit großen Schritten voranschreitet: Neben Klima- und Umweltschutzaspekten bietet die Elektromobilität Platz für eine ganz neue Industrie – und zahlreiche Chancen für Unternehmen in Schleswig-Holstein.
Alles auf Null: Eine neue Industrie entsteht
„Die Karten werden neu gemischt.“, weiß Prof. Dr.-Ing. Christoph Weber vom Kompetenzzentrum Elektromobilität Schleswig-Holstein. Das Kompetenzzentrum ist eine Initiative von Professoren der Fachhochschule Kiel, die den Transfer von der Wissenschaft in die unternehmerische Anwendung im Bereich der Elektromobilität fördert. „Der Schwerpunkt der deutschen Automobilindustrie liegt im Süden – doch in der Elektromobilität fangen alle wieder bei Null an, Zulieferer in Schleswig-Holstein können sich völlig neu positionieren.“ Gerade im Bereich der Antriebssysteme finden sich hier laut Weber zahlreiche kompetente Partner.
Raum für neue Produktkreationen
„Es wächst eine junge, wilde Industrie heran mit Platz für ganz neue Ideen und Produkte.“, schwärmt auch Dr. Detlev Repenning, Geschäftsführer der o.m.t GmbH in Lübeck. In den Verkaufsräumen seiner Tochterfirma E-Collection in Hamburg, dem deutschlandweit ersten E-Mobility Shop, präsentiert er die Fahrzeugkreationen dieser „wilden“ Generation: Mini-Quads, E-Bikes, E-Trikes und E-Autos. Allesamt strombetrieben, größtenteils über eigens hergestellte Batteriesysteme.
Aller Anfang ist teuer
Eine strombetriebene Mobilität von bis zu 120 km pro Tag ist schon heute technisch möglich. Zurzeit ist der Anschaffungspreis eines Elektrofahrgeräts jedoch noch ein Hindernis. Die Kosten für die Batterietechnologie werden sich aber in naher Zukunft mehr als halbieren, prognostiziert Repenning. „Denken Sie an Ihren ersten Computer oder Ihr erstes Handy und wie viel Geld Sie dafür investieren mussten. Die Preisverfallskurve für die Batterietechnologie ist vergleichbar – und die ist der Hauptkostenpunkt in jedem Elektrofahrzeug.“ In Geesthacht plant er noch für dieses Jahr die Inbetriebnahme einer großflächigen Akku-Fabrik. Ein Millionenprojekt, bei dem vor allem in die Forschung investiert wird. So können bald nicht nur sämtliche Fahrzeuge der o.m.t GmbH mit hauseigener Batterietechnologie ausgestattet werden: Auch die Kompetenz als Lieferant für andere Hersteller wird ausgeweitet.
Rent-an-E-Bike
In Hamburg und Lübeck organisiert Repenning zudem E-Mobilitäts-Leihstationen mit vollkommen autarker Energieversorgung. Bereits im März 2011 soll der Startschuss fallen. Für Schleswig-Holstein bedeutet dieses Vorreiter-Modell eine ganz neue Attraktivität für die gesamte Küstenregion: Vom Meer schnell ins Hinterland, die Lübecker Altstadt auf Rädern besichtigen, eine Spazierfahrt an der Elbe. Und das ohne CO2-Emission. Ein schöner Vorgeschmack auf das Straßenbild im Jahr 2020.









