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Politik & Wirtschaft

Michael Schulte bei der Travemünder Woche

“Zum Bilderbogen”

Michael Schulte bei der Travemünder Woche – Text und Fotos Holger Kasnitz – Nicht nur auf dem Wasser bei den Seglern, auch im Travemünder Brügmanngarten auf der Stadtwerke-Lübeck-Festivalbühne und auch davor, „tobte gestern das Leben.“ Michael Schulte stand ab 16: 30 Uhr vor einem großen Publikum auf der Strand-Bühne. Jung und Alt drängelten sich um die besten Plätze.Ich hörte die Leute tuscheln: „Wer ist denn Michael Schulte?“ „Mensch, ist das nicht der, der vergangenes Jahr für Deutschland in Lissabon/Portugal beim ESC (Eurovision Song Contest) den 4. Platz machte!“ „Ach der, ja, der ist gut“.

Michael Schulte ist ein Singer-Songwriter und wurde am 29. April 1990 in Eckernförde geboren. Seine vielen Fans feierten mit ihm seine Lieder und sangen sie voll Freude auswendig mit. Er erzählte: „Ich war 25 Jahre alleine, dann lernte ich eine Frau kennen und nach drei Jahren, 2018, heiratete ich sie und nun haben wir gemeinsam einen Sohn.“ Michael weiter: „Ich arbeite sehr viel, schreibe viele Songs, habe viele Auftritte und unser Kind, über das ich mich sehr freue. Ach, und am 25. Oktober erscheint meine neue CD.“

Dann animierte er sein Publikum, „ich will mit euch tanzen, setzt euch alle mal hier auf den Fußboden, macht das mal. Ich singe dann, gebe euch ein Zeichen, ihr springt auf und wir tanzen zusammen.“ Schulte hockte sich auf der Bühne nieder, das Publikum auch, dann sang er, gab sein Zeichen und alle Leute sprangen hoch, hüpften, wedelten wild mit den Armen und sangen gemeinsam mit ihm, der ebenfalls lustig auf der Bühne hin und her tanzte seinen Song.

Ich sah, wie ein Mann, nicht weit entfernt, mit einem Seitenschneider die Strapsbänder von einem Sichtschutz am Zaun abknipste. „Warum machen sie das,“ fragte ich ihn? Er: „Hier geht gleich ein Sturm los, dann fliegt alles weg, haut ab.“

Michael Schulte gab zwar noch eine Zugabe, die schaffte er aber nicht mehr bis zu Ende, da begann es, echt sehr stürmisch zu werden. Eine Durchsage erklang: „ Liebe Leute, wir müssen jetzt abbrechen, vielleicht findet die weitere Veranstaltung heute nicht mehr statt, bitte bringt euch jetzt in Sicherheit, es kommt ein heftiger Sturm auf.“ Dann brach er auch schon los! Etliche Besucher suchten unter der großen Zeltplane vor der Bühne Schutz. Andere flüchteten in alle Richtungen vor dem Unwetter. Der Sturm wurde immer heftiger, überall sicherten die Händler ihre Verkaufsstände. Viele Motorboote fuhren von der Lübecker Bucht zurück, um sich in den sicheren Hafen zu flüchten. Mutig stach die “Lisa von Lübeck“ zwar noch mit Gästen in See, drehte eine kurze Runde, lief dann aber wieder in den Hafen ein und legte sicher an ihrem Liegeplatz an der Seebrücke beim LYC (Lübecker Yacht Club) an.

Viele Travemünder-Woche-Besucher flüchteten zum Maritim Hotel, um sich davor an der überdachten Seeseite des Hotels vor dem Sturm und Regen zu schützen. Alle konnte man nicht ins Hotel lassen, denn im Foyer waren schon sehr viele Menschen.

In einer Ecke sass eine Schaar junger Leute auf dem Fußboden. Ich sprach sie an und fragte: „Seid ihr alles Segler und sucht hier Schutz?“ Eine junge Frau antwortete: „Nein, wir sind das Personal vom Gastrobetrieb “Beach Club“ unten am Strand, direkt an der Nordermole, wir brachten uns hierher in Sicherheit.“ Ich fotografierte die Gruppe, sie hatten aber keine Zeit, ein weiteres Gespräch zu führen, denn sie waren fast alle nur noch mit ihrem Handy beschäftigt und telefonierten wild herum.

„Über eine Stunde wartete ich im Maritim darauf, dass das Wetter besser wird, da tat sich aber nicht viel. So unterhielt ich mich noch mit Wartenden und Hotelgästen.“ Etliche Personen wollten ein Taxi, davon kamen aber nur zwei, während meiner Wartezeit, vor dem Hotel an, obwohl von ihnen eine größere Anzahl gebraucht wurden.
So verstaute ich meine Fotoausrüstung in meinen Rucksack, fasste allen Mut zusammen und sprintete durch den Wolkenbruch zu meinem Auto, das etwas entfernt auf dem Parkplatz stand. Ich hatte nur Jeans und ein T-Shirt an, etwas durchweicht kam ich beim Auto an. Das Wasser tropfte mir von meinen Haaren ins Gesicht, ich setzte mich rein und fuhr los. Ich machte die Heizung an und kutschierte ganz vorsichtig nach Lübeck. Vereinzelt krachten Äste und Zweige auf die Strasse und blieben dort liegen. Die Außentemperatur war zwischenzeitlich von 29 auf 18 Grad Celsius gesunken.

Fazit: „Es war ein Tag voller Überraschungen, ich konnte mit vielen fremden Leuten sprechen, die ich durch das hereinbrechende Unwetter sonst wohl nicht getroffen hätte.“