Mexiko: Zwei Pastoren ermordet
Mexiko: Zwei Pastoren ermordet · Hintergründe der Taten sind bislang unklar / Geistliche seit Jahren stark gefährdet.(Open Doors, Kelkheim) – Bereits im August wurden in Mexiko unabhängig voneinander ein katholischer Priester und ein evangelischer Pastor ermordet. Lokalen Berichten zufolge wurden beide in ihren Pfarreien getötet, einer im nordöstlichen Bundesstaat Tamaulipas und der andere in Oaxaca im Süden des Landes. Es sind in diesem Jahr die ersten Morde an Geistlichen in Mexiko, in den vergangenen Jahren fielen jedoch zahlreiche Pastoren Gewaltverbrechen zum Opfer.
Nach dem Gottesdienst erschossen
José Martín Guzman Vega war Priester der Kirche „Cristo Rey de la Paz“ (Christus, König des Friedens) in San Adelaida. Am 22. August gegen 22 Uhr hörten mehrere Nachbarn Hilferufe aus dem Pfarrhaus. Als sie dem Pastor zu Hilfe kamen, fanden sie ihn schwer verletzt auf dem Boden liegend. Der oder die Angreifer hatten mehrfach mit einem Messer auf ihn eingestochen. Guzman Vega erlag kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus seinen Verletzungen. Derzeit laufen die Ermittlungen des Generalstaatsanwalts, um Täter und Hintergründe der Tat festzustellen.
Nur wenige Tage zuvor war Pastor Alfrery Líctor Cruz Canseco aus einer Kirche im südlichen Bundesstaat Oaxaca getötet worden. Christianity Today zitiert lokale Medien, denen zufolge der Pastor am 18. August erschossen wurde. Er leitete die Gemeinde „Fraternidad Cristiana“ (Christliche Bruderschaft) in Tlalixtac de Cabrera, einer Kleinstadt mit 8.000 Einwohnern in der Nähe von Oaxaca, der Hauptstadt des Bundesstaates. Die Tat ereignete sich unmittelbar nachdem Cruz Canseco einen Gottesdienst gehalten hatte. Ein unbekannter Mann erschoss den Pastor Berichten zufolge in seinem Auto vor der Kirche. Mehrere Mitglieder der Gemeinde konnten den Angreifer festhalten und an die Polizei übergeben. Der Pastor starb auf dem Weg ins Krankenhaus.
„Wir befinden uns im Ausnahmezustand“
Einem Bericht des in Mexiko ansässigen Katholischen Medienzentrums (CCM) zufolge wurden zwischen 2012 und 2018 insgesamt 26 Priester gewaltsam getötet, zwei davon verschwanden spurlos und viele andere wurden zum Ziel von Entführungen. Der Direktor des CCM, Priester Omar Sotelo, beklagt, dass „die Religionsfreiheit in Mexiko dezimiert, untergraben und durch das organisierte Verbrechen bedroht wird“. Deshalb gehöre der Beruf eines Priesters oder Kaplans in Mexiko zu einem der gefährlichsten überhaupt. Der Bericht hebt hervor, dass die meisten der in der Zeit von 2012-2018 ermordeten Priester in ihrem gesellschaftlichen Umfeld sehr aktiv und dabei bestrebt waren, „junge Menschen […] vor einem Leben der Kriminalität zu bewahren oder sie daran zu hindern, in die Reihen der Kartelle aufgenommen zu werden“.
Kurz vor der Ermordung von Priester Guzman Vega hatte das CCM dringende Maßnahmen gefordert, um die Morde an Geistlichen zu stoppen. „Die mexikanische Kirche steht zusammen mit Millionen von Menschen im Land in einer Zerreißprobe, da auch ihre Leiter im Fadenkreuz der organisierten Kriminalität stehen. Wir befinden uns im Ausnahmezustand und die Behörden wissen es. Es besteht dringender Handlungsbedarf, bevor es zu spät ist“, alarmierte das CCM in einem Leitartikel.
Mexiko leidet seit Jahren unter hoher Kriminalität und dem organisierten Verbrechen. Viele Christen werden von kriminellen Banden als Hindernis angesehen, besonders, wenn sie sich in der Jugendarbeit und/oder Drogenrehabilitation engagieren. Beim Open Doors Tag 2019 berichtete Pastor Chito, selbst ehemaliger Drogenhändler, von seinen Erlebnissen als Krimineller und später als Geistlicher.
Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors rangiert Mexiko aktuell an 39. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Quelle: Open Doors, Christianity Today