FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler im Interview: „In Deutschland ist der Fortschritt eine Schnecke“
FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler im Interview: „In Deutschland ist der Fortschritt eine Schnecke“. In einem exklusiven Interview mit Kryptoszene.de spricht FDP-Bundestagsabgeordneter Frank Schäffler über die massiven gesetzlichen Lücken im digitalen Finanzsektor, und weshalb die Ansichten des Ökonoms von Hayek nicht nur viel mit Bitcoins gemeinsam haben, sondern auch unsere Probleme lösen könnten.Die Kernaussagen des Interviews:
- Durch private Alternativen wie Bitcoin kommt das staatliche Geldwesen unter Druck
- Geldwettbewerb bietet Chancen
- Aktuelle Regierung bewahrt Tradition und strebt sich gegen Fortschritt
- Kryptowährungen als Alternative zu staatlichem Geld notwendig, nicht um Bargeld zu ersetzen
- In den nächsten fünf Jahren erfolgt eine Disruption von bislang als staatlich definierten Aufgaben
Hallo Herr Schäffler, wie sind Sie mit der Blockchain und Kryptowährungen in Berührung gekommen?
Ich habe mich schon 2008/2009 mit der Frage von Geldwettbewerb im hayekschen Sinne beschäftigt und dazu verschiedentlich publiziert. Darüber habe ich damals in der F.A.Z. mit drei Kollegen einen großen Artikel geschrieben. Die alte Idee von Hayek aus der Mottenkiste holen? Das war ein Tabubruch und völlig unverständlich für viele. Natürlich ist es heute noch nicht Mainstream geworden, aber es wird zumindest ernsthaft diskutiert.
Sie erwähnen, dass sie die Ansichten von Friedrich August von Hayek teilen. Inwiefern bringen Sie die österreichische Schule der Nationalökonomie mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen in Verbindung?
Hayek hat 1976 ein Buch geschrieben mit dem Titel “Die Entnationalisierung des Geldes”. Er befürwortete, das Geldwesen dem freien Wettbewerb auszusetzen, um damit künftige Finanzkrisen zu vermeiden. Mit dem Aufkommen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist dieser private Geldwettbewerb zum ersten Mal in den Gang gekommen. Davon verspreche ich mir sehr viel. Dadurch, dass es private, bessere Alternativen gibt, kommt das staatliche Geldwesen unter Druck und muss aus seinem vermeintlich schlechten Geld, gutes Geld machen. Denn am Ende wollen wir nur gutes Geld halten.
Und wer steuert schlechtes Geld?
Die Notenbanken. Und zwar unmittelbar über ihre Geldpolitik, die immer unkonventioneller wird. Das liegt daran, dass die Notenbanken mehr Geld in Umlauf bringen und darüber – mit unkonventionellen Maßnahmen – Konjunkturpolitik betreiben. In dieser suboptimalen Situation stecken wir, worin die Alternativen dann eine Chance zu etwas Besserem bedeuten könnten. Ob das am Ende die ein oder andere Kryptowährung sein wird, weiß ich nicht. Das wird der Markt am Ende herausfinden.
Was kritisieren Sie genau an der deutschen Regierung?
Die Regierung muss all das gesetzgeberisch voranbringen. Selbst die Finanzaufsicht BaFin hat sich lange Zeit nicht ausreichend damit beschäftigt. Mittlerweile sind die Kompetenzen bei der BaFin sukzessive aufgebaut, damals fehlten diese Fachkräfte wahrscheinlich. Auch im Finanzministerium kümmerte man sich lang nicht um diese Themen. Auch da fehlte sicherlich die Fachkompetenz. Daher wurde einfach weiter gemacht wie bisher. Meiner Meinung nach ist auch die momentane Regierung die falsche, was solche Innovationen betrifft. Für sie zählt eher Tradition bewahren, als der Fortschritt. Aber ich sag’s mal so: ich habe sie nicht gewählt.
Was sind denn Ihre Prognosen für die nächsten drei bis fünf Jahre? Was erwarten Sie in Hinblick aktueller Entwicklungen von der Industrie?
Wir werden eine Disruption von bislang, als staatlich definierten Aufgaben, erleben. Für all die Dinge der Dokumentation, wofür wir heute den Staat oder eine von ihm beauftragte Stelle brauchen, werden sukzessive abgelöst durch Blockchain oder andere Dinge. Somit wird der Staat in diesem Feld eine geringere Rolle spielen und die Prozesse werden deutlich preiswerter. Wir erfahren jetzt die Anfänge einer potenziellen Internet-Revolution 2.0. Also: Je eher wir uns darauf einstellen, umso besser!
Hier es zum ausführlichen und ungekürzten Interview:
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