Brombeersammlung wurde nach Hamburg übergeben
Brombeer- und Moossammlung Grundlage für wissenschaftliche Kooperation mit Hamburg
Eckart Walsemann (1933-2004) war ein renommierter Moos- und Brombeerforscher, der
durch seine Arbeit und zahlreiche Veröffentlichungen über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt war. Seine umfangreiche Brombeer-Sammlung befindet sich im Lübecker Museum für Natur und Umwelt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation zwischen dem Museum und dem Herbarium Hamburgense der Universität Hamburg werden nun ausgewählte Belege des wertvollen Herbars nach Hamburg umziehen, während regionalspezifische Brombeer-Belege im Naturkundemuseum verbleiben und für die Forschung in Lübeck zugänglich sind. Bei einem Pressegespräch wurden jetzt die Hintergründe des Umzugs verdeutlicht.
Derzeit sind rund 450 wild wachsende Brombeerarten (wissenschaftlich Rubus-Arten) in
Deutschland nachgewiesen. In Schleswig-Holstein gibt es rund 115 verschiedene Arten. Die zur Familie der Rosengewächse zählenden Sträucher haben eine große Bedeutung für Wildtiere: Sie bieten Nahrung, Deckung und Nistmöglichkeiten. Und: Die vitaminreichen Früchte schmecken auch uns Menschen prima.
Die umfangreiche Brombeer- und Moos-Sammlung von Eckhart F.H. Walsemann (1933 in Mölln geboren, 2004 verstorben) befindet sich im Lübecker Museum für Natur und Umwelt. Der bedeutende lauenburgische Naturforscher und Brombeerexperte, der als Diplom- Ingenieur für Landespfege und Gartenbauwissenschaften tätig war, hat in seinem Leben rund 20.000 Pflanzenpräparate zusammengetragen.
2005 hat Eckhart Walsemann posthum den Umweltpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg erhalten. Gewürdigt wurden seine großen wissenschaftlichen Verdienste um die heimische Flora. Mit seinen Veröffentlichungen und hervorragenden Zeichnungen (die Typisches und Wichtiges oftmals besser abbilden als Fotos) hat er sich vor allem im Bereich der Moose und Brombeeren deutschlandweit einen Namen gemacht. Mehrere Brombeerarten wurden von ihm – zum Teil gemeinsam mit anderen Brombeerforschern – erstmalig nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten beschrieben und benannt. Eine Art trägt sogar ihm zu Ehren den Namen: “Rubus walsemannii“ (Walsemann-Brombeer).
Der Sammler Walsemann hat sein wertvolles Herbar schon 2000 als Vorlass selbst dem
Museum für Natur und Umwelt zur Verwahrung und Betreuung übergeben – allein 14.000 Moosbelege plus 6000 Belege des Herbars G. MECHMERSHAUSEN. Die Brombeer-Sammlung umfasst 2.260 Belege d.h. sorgfältig gepresste Pflanzen, die zum großen Teil bestimmt und mit allen wissenschaftlich relevanten Informationen wie Fundort und Funddatum versehen sind.
Im Sinne Eckhart Walsemanns und im Sinne der weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung wurden nun als erster Schritt ausgewählte Belege des Herbars nach Hamburg an das Herbar Hamburgense abgegeben, während regionalspezifische Brombeer-Belege im Naturkundemuseum verblieben und für die Forschung in Lübeck zugänglich sind: Es handelt sich dabei um insgesamt 1466 bestimmte Exemplare der Rubusflora Deutschlands und Skandinaviens, die Dr. Hans-Helmut Poppendieck von der Universität Hamburg und Kustos des Herbarium Hamburgense am heutigen Donnerstag in 57 schwarzen Herbarkartons mit 242 Brombeerarten in Empfang und Obhut genommen hat. Alle an Hamburg abgegebenen Belege sind in einer Datenbank (Excel) erfasst, die als CD-ROM dem Hamburger Biologiezentrum zur Verfügung gestellt wird. Die Datenbank wird nach endgültiger Fertigstellung im Internet publiziert und so den Batologen (Brombeerforschern) weltweit zugänglich sein. Derzeit noch nicht bestimmte Belege verbleiben zur weiteren Bearbeitung zunächst in Lübeck. Außerdem behält das Naturkundemuseum Lübeck gemäß seiner regionalen Ausrichtung in seiner wissenschaftlichen Sammlung jeweils ein Exemplar der Rubusflora Schleswig-Holsteins und angrenzender Gebiete.
Die sorgfältige Vorbereitung der Übergabe haben die Botaniker Werner Jansen und Gerd- Uwe Kresken ehrenamtlich im Museum für Natur und Umwelt geleistet. „Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Brombeeren und werde wohl nie damit fertig werden, erklärte Werner Jansen , der selbst Publikationen verfasst und sein fundiertes Wissen für Verbreitungsstudien eingesetzt hat. Im Rahmen von Artenschutzprogrammen hat er z.B. das Vorkommen aller Brombeeren – auch seltener und schutzwürdige Brombeerarten – in Schleswig-Holsein systematisch kartiert.
Die Belegsammlung der schleswig-holsteinischen Arten ist (bis auf wenige lokal verbreitete Arten) vollständig. Doch Sammeln ist kein Selbstzweck – das Herbar im Museum für Natur und Umwelt und das Herbar Hamburgense fungieren als Gedächtnis der Erde: Die Auswertung von Herbarien ermöglicht Rückschlüsse darauf, wie sich die Natur verändert und wie es um die Artenvielfalt bestellt ist. Ein Herbar ist Instrument für Forschung auf den Gebieten Pflanzengeografie und Systematik der Pflanzen, bietet zudem Daten für die Erstellung von Roten Listen.
„Die Sammlungen der Naturkundemuseen bilden in ihrer Gesamtheit kostbare Quellen für die Wissenschaft, um zum Beispiel Fragestellungen zur Biodiversität zu beleuchten. Dabei haben Häuser mit einem regionalen Fokus, wie das Lübecker Museum für Natur und Umwelt, ihren eigenen wichtigen Part“, erklärte Museumsleiterin Dr. Susanne Füting abschließend.
Die Sammlungen sind auf Anfrage einsehbar.