TW 2011: Schwierig, aber erfolgreich
Foto: MK/Travemünder Woche
TRAVEMÜNDE. Die 122. Auflage der Travemünder Woche endete wie sie begonnen hatte: mit schwierigen Wind- und Wetterbedingungen. Waren es am ersten Wochenende der TW allerdings stürmische Böen, die das Regattaprogramm auf ein Minimum reduziert hatten, so baute sich zum Finale keine segelbare Brise im Schmuddelwetter auf. Die Yachten mussten somit auf eine Fortsetzung ihrer Up-and-Down-Wettfahrten verzichten, und die 49er beendeten die Junioren-Weltmeisterschaft ohne das angesetzte Medaillenrennen mit dem Sieg der Dänen Niels Joachim Gormsen/Anders Thomsen. Immerhin riss die Wolkendecke nach Absage der Wettfahrten noch auf und bescherte Besuchern wie Teilnehmern sonnige Siegerehrungen sowie einen stimmungsvollen Abend, der von einem atemberaubenden Höhenfeuerwerk gekrönt werden sollte. Insgesamt kamen rund 800.000 Menschen aus Nah und Fern zur schönsten Segelregatta der Welt, für die der Lübecker Yacht-Club (LYC) verantwortlich zeichnet.
Insgesamt trübte vor allem das schlechte Wetter am ersten Veranstaltungswochenende zwar die Bilanz des Regatta- und Festivalgeschehens. In den Tagen dazwischen gab es aber auch beste Segelbedingungen und ein Gefühl von Sommer für die Feierlaunigen. Durch Improvisationskunst der Wettfahrtleitungen wurden Probleme aufgefangen und in 228 Wettfahrten insgesamt 1469 Teilnehmer in 740 Booten über den Kurs geschickt. „Damit erzielte die 122. Travemünder Woche sogar ein leichtes Teilnehmerplus im Vergleich zum Vorjahr“, freute sich Jens Kath als neuer stellvertretender LYC-Vorsitzender, der im Verein für die Travemünder Woche und den Regattasport zuständig ist.
Die Besucherzahl konnte nicht an 2010 anknüpfen, als die Schallmauer von einer Million durchbrochen wurde. „Aber die Qualität der Gäste gemessen an Verweildauer und Spendierfreudigkeit war wieder sehr hoch“, betonte Uwe Bergmann als Chef der beauftragten Hamburger Eventagentur uba. Sie genossen die beiden Höhenfeuerwerke, die Classic-Night am Strand, 28 Konzerte auf der Festivalbühne, weitere zahlreiche Auftritte auf den anderen sieben kleineren Bühnen sowie die abwechslungsreichen Programmpunkte entlang der Travepromenade und Strandallee.
Ein neuer TW-Siegrekord, eine Wettfahrtpremiere auf der Pötenitzer Wiek, allerdings auch ein kompletter Regattaausfall für eine Klasse und nicht zuletzt die Vergabe von drei Deutschen, sechs Europa- und vier Weltmeisterschaftstiteln waren die sportlichen Schlagzeilen vom 22. bis 31. Juli auf den zehn Bahnen in der Lübecker Bucht.
Den letzten Titel 2011 im Rahmen der Travemünder Woche sicherten sich die 49er-Segler Niels Joachim Gormsen/Anders Thomsen. Die Dänen haben mit dem Gewinn der Junioren-Weltmeisterschaft Segelgeschichte geschrieben, denn erstmals wurde in der olympischen Klasse eine U23-WM ausgesegelt. Der Abschlusstag wurde für die jungen Akteure auf den schnellen Skiffs allerdings noch einmal zur Geduldsprobe, denn fünf Stunden harrten sie an Land aus, bevor schließlich klar war, dass kein segelbarer Wind mehr aufkommen würde. Damit hatte das Resultat vom Vortag Gültigkeit.
Die Dänen mussten sich in der Gesamtwertung zwar den Kielern Tobias Schadewaldt/Hannes Baumann geschlagen geben, die allerdings altersbedingt außerhalb der Junioren-Wertung fuhren, indes ihren ersten Travemünder Woche-Sieg feierten. Für Schadewaldt/Baumann war die TW die letzte Vorbereitung auf die Pre-Olympics in Weymouth, zu denen sie bereits am Dienstag abreisen. „Wir wollen in Weymouth eine gute Leistung abrufen. Ob es dann dazu reicht, um ins Medal Race zu fahren, werden wir sehen. Noch sind die Jungs an der Spitze einen Tick besser, aber wir arbeiten uns heran“, sagte Schadewaldt.
Ohne weitere Rennen wurde auch auf der Seebahn das Geschehen beendet. Damit konnten die Yacht-Crews insgesamt nur an zwei der vier vorgesehenen Wettfahrttage segeln. Bei den Up-and-Down-Wettfahrten sicherten sich die Yachten „Picaro“ (Georg Westphal/Lübeck) in der Wertungsgruppe OSC I, „na und“ (Stefan Meining/Lübeck) in OSC II, „Scylla“ (Harald Schöppener/Triwalk) in OSC III, „Ratz-Fatz“ (Lennart Stegmann/Lübeck) in OSC IV und die „patent³“ (Jürgen Klinghardt/Bremen) in OSC V die Siegerpreise.
Insgesamt fielen zur Travemünder Woche in 40 Disziplinen Entscheidungen. Nur die Musto Skiffs mussten aufgrund der zu starken Winde an ihren einzigen beiden Regattatagen ganz ohne Wettfahrt wieder aus Travemünde abreisen – ein Novum zur TW, ebenso wie der Regattatag in der Travebucht Pötenitzer Wiek. Die Kielzugvögel zogen am ersten TW-Wochenende hierhin um, um den heftigen Bedingungen auf der Ostsee auszuweichen.
Im Mittelpunkt des sportlichen Interesses standen naturgemäß die internationalen Titelentscheidungen. Und die deutschen Athleten setzten sich dabei gekonnt in Szene. Jeweils WM-Gold ging im Folkeboot an die Crew des Berliners Stefan Schneider und im Laser 2 an Lisa Buddemeier/Matthias Düwel (Kiel/Norderstedt). Dazu holten die Brüder Jens und Jan Schlittenhard aus Braunschweig in der Javelin den EM-Titel. Damit waren die Gastgeber erfolgreichste Nation. Die weiteren WM-Titel gingen in die USA an Chris Maas im International Canoe und bei den 49er-Junioren eben an Gormsen/Thomsen (Dänemark).
Bei den Europameisterschaften trugen sich vier weitere Nationen in die Siegerlisten ein. Doppel-Gold gab es in der Europe für Schweden. Emil Bengtson bei den Jungen und Julia Carlsson bei den Mädchen sicherten sich die Jugendtitel. Aus Dänemark kamen die 29erXX-Siegerinnen (Jeanine Olrik/Frederikke Graversen), aus Großbritannien „die dominierende Motte“ (Moth-Klasse), Chris Rashley, sowie aus den Niederlanden die neuen Titelträger in der J/22 (Ronald Veraar und Crew).
Für eine weitere Steigerung ihres Siegrekordes zur TW sorgten die Brüder Helge und Christian Sach aus dem ostholsteinischen Zarnekau, die mit ihrem Erfolg bei den Formula 18-Katamaranen nunmehr 17 Mal auf die oberste Stufe des Siegertreppchens steigen durften.
Durch die sommerlichen Tage zur Mitte der Travemünder Woche durfte das Gros der 160 Standbetreiber aus dem In- und Ausland zumindest eine befriedigende Bilanz ziehen. Die emotionalen Höhepunkte waren die Pyro- und Musikshow zur Classic-Night am Dienstag und das Höhenfeuerwerk auf Musik am Mittwoch. Die milden Temperaturen hatten zur Classic-Night rund 30.000 Menschen am Strand zusammengeführt, dreimal so viele Besucher wie bei der Premiere im Vorjahr, und der Mittwoch wurde mit rund 100.000 Besuchern über den ganzen Tag zum stärksten Mittwoch in der Geschichte der Travemünder Woche.
Zum schon traditionell begeisternden Ereignis gerieten die beiden Auftritte der Oldenburger Band „United Four“, die jeweils 4000 bis 5000 Menschen vor der Bühne versammelten und damit selbst Topstars wie Fools Garden, G.G. Anderson und Gunter Gabriel den Rang abliefen. Die Livemusik ist dennoch zunehmend auf das reifere Publikum zugeschnitten, während die Jüngeren gern zur Diskomusik in den Beachclubs am Strand feiern. Dabei zeigte sich, dass trotz vereinzelter Exzesse die Alkoholprävention wirkt. An diesem Projekt soll weiter gearbeitet werden. So ist für 2012 ein speziell auf die Jugend zwischen 13 und 18 Jahren abgestimmter Aktionsbereich geplant, der selbstverständlich alkoholfrei sein soll.
Ganz ohne medizinische Vorfälle an Land und auf dem Wasser kam die Travemünder Woche nicht aus. Die etwa 100 Helfer von THW und DRK-Wasserwacht leisteten rund 30 Erste-Hilfe-Einsätze, davon 20 auf dem Wasser. Die Liste reichte vom Wespenstich bis hin zu einer leichten Kopfverletzung einer Seglerin, die einen Baum an den Kopf bekommen hatte.
An der Hälfte der geplanten acht Tage wurden die Trave Races, Segel-Showrennen mitten in der Trave, schmerzlich vermisst. Die schwierigen Windbedingungen ließen das Spektakel in der Arena nur viermal zu. Dabei aber zeigte sich, welch hohes Potenzial in diesem Format steckt. Eine fachkundige Moderation kann den flanierenden Besuchern den Segelsport näher bringen. Insgesamt ließen sich mehrere Zehntausend Zuschauer von dem Wind- und Wellensport faszinieren.
Nach zehn wetterbedingt teils schwierigen Tagen, aber zahlreichen Segel- und Festivalhöhepunkten durften die Organisatoren zufrieden Bilanz ziehen und mit Volldampf auf das 125-jährige Jubiläum der TW in 2014 zusteuern. „Unser ganz besonderer Dank gilt den rund 300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie unseren Sponsoren und Ausstattern mit den drei Hauptpartnern boot, Lübzer und VW an der Spitze“, so der neue Vorsitzende des Lübecker Yacht-Clubs, Dierk Faust, „ohne sie bekämen Teilnehmer und Besucher keine so hochklassige Travemünder Woche geboten.“ Nun heißt es, die 123. Travemünder Woche vorzubereiten, die vom 20. bis 29. Juli 2012 stattfindet. Ein sportlicher Höhepunkt wird die Weltmeisterschaft der 29er-Gleitjollen sein, zu der rund 200 Boote erwartet werden.
Für Fotos von der Travemünder Woche registrieren Sie sich bitte im Internet unter: http://www.travemuender-woche.com/presse/bilddb/index.html
Endergebnisse vom letzten Wettfahrttag der 122. Travemünder Woche
Sonntag, 31. Juli 2011
Keine weiteren Wettfahrten mehr!
49er-Juniorenweltmeisterschaft
Endstand nach zwölf Wettfahrten: 1. Niels Joachim Gormsen/Anders Thomsen (Dänemark) 41; 2. James Peters/Ed Fitzgerald (Großbritannien) 43; 3. Vincent Berthez/Marc Mallaret (Frankreich) 54; 4.Max Richardson/Nick Redding (Großbritannien) 71; 5. Erik Heil/Thomas Plößel (Kiel) 74; 6.Roggero Tita/Lorenzo Franceschini (Italien) 80.
49er
Endstand nach zwölf Wettfahrten: 1. Tobias Schadewaldt/Hannes Baumann (Kiel) 34 Punkte; 2. Niels Joachim Gormsen/Anders Thomsen (Dänemark) 45; 3. James Peters/Ed Fitzgerald (Großbritannien) 48; 4. Vincent Berthez/Marc Mallaret (Frankreich) 60; 5. Erik Heil/Thomas Plößel (Kiel) 77; 6. Max Richardson/Nick Redding (Großbritannien) 79.
Seebahn
OSC I
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. Picaro (Georg Westphal/Lübeck) 3 Punkte; 2. Tabaluga (Uwe Wulf/Lübeck) 10; 3. Team Xive (Martin Christiansen/Buxtehude) 14; 4. made in sweden (Matthias Renner/Lübeck) 15; 5. Noodles (Ulrich Martens/Grevesmühlen) 15; 6. Fru Hansen (Frank Haßler/Sereetz) 17.
OSC II
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. na und (Stefan Meining/Lübeck) 4 Punkte; 2. Caelestia (Olaf Höhn/Lütjenburg) 10; 3. Per4mens (Dirk Meiburg/Lübeck) 10; 4. TSUNAMI (Lutz Pouplier/Geesthacht) 13; 5. NiC 3 (Clemens Reichert/Neustadt i.H.) 13; 6. SISQUA (Armin Balser/Frankfurt am Main) nicht gestartet.
OSC III
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. Scylla (Harald Schöppener/Dorf Triwalk) 5 Punkte; 2. Celestine (Andreas Peschlow/Berlin) 5; 3. Blaue Maus (Christian Satz/Hamburg) 9; 4. OHLALA (Katja Schmütsch/Heiligenhafen) 14; 5. MAKATEA (Gerd Schneider/Lübeck) 16; 6. Inmaris (Uwe Koch/Hamburg) 21.
OSC IV
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. Ratz-Fatz (Lennart Stegmann/Lübeck) 3 Punkte; 2. Happy Hour (Stefan Bertram/Lübeck) 6; 3. Snabelskoen (Bjoern Carstensen/Scharbeutz) 12.
OSC V
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. patent3 (Jürgen Klinghardt/Bremen) 5 Punkte; 2. Inschallah VI (Volker Andreae/Goernestr. 27) 8; 3. Adamas (Jan Peters/Bad Malente) 9; 4. Nordsail MOJO (Holger Reppin/Lübeck) 12; 5. Penta (Uli Amann/Schleswig) 17; 6. Kühnezug Goldkatze (Manfred Böttcher/Weddelbrook) 18.
ORC
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. patent3 (Jürgen Klinghardt/Bremen) 5 Punkte; 2. Inschallah VI (Volker Andreae/Hamburg) 8; 3. Adamas (Jan Peters/Bad Malente) 9; 4. Nordsail MOJO (Holger Reppin/Lübeck) 12; 5. Penta (Uli Amann/Schleswig) 17; 6. Kühnezug Goldkatze (Manfred Böttcher/Weddelbrook) 18
ORC I
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. Inschallah VI (Volker Andreae/Hamburg) 4 Punkte; 2. Adamas (Jan Peters/Bad Malente) 5; 3. Flossy (Christian Förster/Hamburg) 9; 4. POGO 2 (Oliver Lorenz/Mönchengladbach) 18; 5. TUTIMA (Kirsten Harmstorf/Hamburg) 21; 6. Zephyr (Steffen Müller/Wrist) 21.
ORC II
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. patent3 (Jürgen Klinghardt/Bremen) 3 Punkte; 2. Nordsail MOJO (Holger Reppin/Lübeck) 8; 3. Kühnezug Goldkatze (Manfred Böttcher/Weddelbrook) 12; 4. Penta (Uli Amann/Schleswig) 13; 5. Elfe of New York (Jan Heinritz/Heiligenhafen) 17; 6. nightfever (Jan Gröpper/Lübeck) 18.
Yardstick
Endstand nach drei Wettfahrten: 1. Picaro (Georg Westphal/Lübeck) 3 Punkte; 2. Bodenaturkost.de (Frank Bode/Hamburg) 11; 3. Tabaluga (Uwe Wulf/Lübeck) 12; 4. Team Xive (Martin Christiansen/Buxtehude) 16; 5. made in sweden (Matthias Renner/Lübeck) 17; 6. Noodles (Ulrich Martens/Grevesmühlen) 17.
SuperCup der Stadtwerke Lübeck
OSC I
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. Picaro (Georg Westphal/Lübeck) 4 Punkte.
OSC II
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. na und (Stefan Meining/Lübeck) 4 Punkte.
OSC III
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. Scylla (Harald Schöppener/Dorf Triwalk) 4 Punkte.
OSC V
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. Adamas (Jan Peters/Bad Malente) 7 Punkte.
ORC
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. Adamas (Jan Peters/Bad Malente) 7 Punkte.
Yardstick
Sieger nach vier Wettfahrten: 1. Picaro (Georg Westphal/Lübeck) 4 Punkte.