Wie wird die Integration internationaler Fachkräfte zum Erfolg?
Hamburg (ots) – Fachkräftemangel macht sich besonders in der Alten- und Krankenpflege bemerkbar. Aus dem Ausland angeworbene Kolleginnen und Kollegen können Teams bereichern, wenn sie langfristig gut integriert werden. Dazu beitragen soll das Training „Das interkulturelle Team – Pflege“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Eine Evaluation unter teilnehmenden Kliniken zeigt: Das Konzept geht auf.Angespannte Arbeitssituation erschwert Integration
Das interkulturelle Training der BGW unterstützt die Ergänzung von Teams durch ausländische Fachkräfte in der stationären Kranken- und Altenpflege und verknüpft das Thema Interkulturalität mit Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Die Voraussetzungen sind angesichts angespannter Arbeitssituationen schwierig: Oft fehlt Zeit, die dringend benötigt wird – für die Einarbeitung und die Möglichkeit, gut und sicher in der neuen Umgebung und im Team anzukommen.
Ausländische Fachkräfte müssen in der Regel ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, um entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt zu werden. Sprachliche Barrieren und kulturelle Unterschiede machen Integrationsprozesse zusätzlich anfällig für Missverständnisse und dadurch entstehende Konflikte. Das interkulturelle Training sensibilisiert Beschäftigte für Gefährdungen, die hieraus entstehen können. So werden Konfliktpotenziale ebenso wie Stresserleben verringert und gesunde und sichere Arbeitsbedingungen gefördert.
Zielgruppengenaue Inhalte
Damit Integration gelingt, brauchen Einrichtungen ein Konzept, das über den Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme hinausgeht. Im Training lernen Teilnehmende, welche Faktoren positiv auf eine gesunde interkulturelle Zusammenarbeit einwirken. Drei Workshop-Module richten sich an unterschiedliche Zielgruppen: an Teams und Führungskräfte, an neue Pflegekräfte aus dem Ausland sowie an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Unternehmen.
Wie das interkulturelle Training ankommt und wie es weiterentwickelt werden kann, zeigt eine Evaluation durch das Institut für Arbeitsmedizin, Prävention und betriebliches Gesundheitsmanagement der Universität Lübeck: 80 Prozent des befragten Stammpersonals und 95 Prozent der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gaben an, dass das Training sie motiviere, sich aktiv an interkultureller Arbeit im Unternehmen zu beteiligen. Ebenso zeigten sich 95 Prozent der Fachkräfte aus dem Ausland motiviert, sich mit Interkulturalität sowie der deutschen Kultur zu beschäftigten.
Praxisnahe Inhalte kommen an
Als besonders nützlich empfanden die Teilnehmenden praxisnahe Inhalte und Hinweise zum Umgang mit schwierigen interkulturellen Situationen. Fachkräften aus dem Ausland half besonders in der Startphase ein klar definiertes Aufgabenfeld. Als hilfreich empfanden sie eine gute Einarbeitung sowie die Unterstützung von der Unternehmensleitung und vom Team.
Eine Online-Befragung im Rahmen der Evaluation bestätigt: Arbeitszufriedenheit insgesamt hängt stark von der Unterstützung der Unternehmen und der Teams ab. Einen positiven Einfluss haben auch soziale Kontakte sowie sicheres Arbeiten und Fehlerkultur.
Wichtig: alle einbeziehen
Die Evaluation des Trainings zeigt auch: Voraussetzung dafür, dass die Integration gelingt, ist ein umfassendes Konzept, das viele Unternehmensbereiche und Personen mit einbezieht. Wichtigste Ansprechpersonen beim Thema Arbeitssicherheit sind die Praxisanleitenden. Sie sollten darin geschult werden, Wissen an ausländische Fachkräfte zu vermitteln: mit einfacher Sprache, Wiederholungen und Rückfragen, ob alles verstanden wurde. Auch mehrsprachiges Informationsmaterial wurde als hilfreich genannt.
Information und Beteilung sind auch für das Stammpersonal von hoher Bedeutung, damit Integration als gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten gelebt wird. Neue Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland zu integrieren erfordert Geduld und Einsatz. Wenn Beschäftigte das Gefühl bekommen, alle Aktivitäten würden nur noch auf die neuen ausländischen Fachkräfte ausgerichtet, gefährdet dies die Zusammenarbeit.
Mehr erfahren
Für BGW-Mitgliedsbetriebe ist das Training „Das interkulturelle Team – Pflege“ kostenfrei. Es beinhaltet eine optionale Unterstützung beim Transfer der Trainingsinhalte bis hin zu einem umfassenden Integrationskonzept. Einrichtungen können nach bestimmten Kriterien von der BGW eine Auszeichnung als integrationsfreundlicher Betrieb erhalten. Mehr Informationen gibt es auf www.bgw-online.de/pflege-interkulturell.
Vorgestellt wird das Training der BGW – neben weiteren Good-Practice-Beispielen – auf dem internationalen Symposium „Kulturelle Vielfalt bei der Arbeit: Sichere und gesunde Integration von Fachkräften“ vom 27. bis 29. Mai 2024 in Dresden. Die Anmeldung zur Online-Teilnahme ist möglich unter https://issa-cultural-diversity.com.
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Über uns
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für mehr als 9,3 Millionen Versicherte in über 657.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
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