Lübeck: GRÜNE: Travemünde am Limit – Mobilitätskonzept gescheitert
Lange Staus, Parkchaos und genervte Anwohner*innen. Travemünde – Ein Stadtteil am Limit. Die vergangenen Wochenenden haben erneut gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Das 2018 von der Verwaltung vorgestellte „Mobilitätskonzept Travemünde“ verspricht wenig Verbesserung und ist zudem auch in der bisherigen Umsetzung enttäuschend. Es braucht ein grundlegend neugedachtes Verkehrskonzept für Travemünde.Dazu Arne-Matz Ramcke, verkehrspolitischer Sprecher der GRÜNEN Fraktion: „Zustände, wie sie an den vergangenen Wochenenden in Travemünde vorherrschten, sind Antiwerbung für das Seebad und nicht mehr tragbar. Nicht nur die Aufenthaltsqualität der Travemünder leidet unter dem Verkehrschaos, auch schlussendlich das Urlaubserlebnis der wirtschaftlich wichtigen Übernachtungstouristen selbst.
Wir fordern seit Jahren ein Umdenken in der Verkehrsplanung vor Ort. Der Ortskern muss weitestgehend vom Autoverkehr befreit und der Parksuchverkehr der Tagestouristen durch eine konsequente Verkehrslenkung sowie die Einrichtung von Anwohnerparkzonen eingedämmt werden. Anreisenden muss bewusst sein, dass eine Fahrt in das Zentrum keinen Sinn macht.
Eine weitere mögliche Lösung könnte ein intelligentes Shuttlebussystem sein, bei dem die Gäste an gut zu erreichenden Parkflächen in Ortsrandlagen eingesammelt und in den Ort gebracht werden.
Gleichzeitig muss verstärkt auf die Mobilitätsalternativen hingewiesen werden. Mit den Bahnhöfen, Skandinavienkai, Hafen- & Strandbahnhof haben wir eine mehr als gute Voraussetzung für die Anreise mit der Bahn. Dies nützt allerdings nur etwas, wenn die Bahn an den hochfrequentierten Tagen auch entsprechende Kapazitäten zur Verfügung stellt. Zustände wie kürzlich am Lübecker Hauptbahnhof sind leider keine Werbung für einen Umstieg. Einzig der Umstand, dass der Getriebeschaden der Personenfähre zum Priwall rechtzeitig vor der Travemünder Woche behoben werden konnte und die Fähre wieder im vollen Einsatz war, war Grund zur Freude. Auch der existierende Radweg von Lübeck nach Travemünde hat zwar großes Potenzial, ist derzeit allerdings in einem derart schlechten Zustand, dass er so keine gute Alternative darstellen kann.
An finanziellen Mitteln und politischem Willen liegt es nicht. Wir erwarten hier seitens der Verwaltung eine entsprechende Prioritätensetzung und das dazugehörige Handeln, damit sich etwas zum Besseren verändert.“
Dr. Axel Flasbarth, Co-Fraktionsvorsitzender der Lübecker GRÜNEN ergänzt:
„Es ist ja nicht so, dass diese Probleme neu sind. Wir GRÜNE haben wiederholt auf die Situation in Travemünde aufmerksam gemacht. Im März 2022 haben wir in unserer Veranstaltung „Travemünde – Hot Spot oder Ruheoase“ mit Expert*innen aus Wirtschaft und Verwaltung über die zukünftige Entwicklung Travemündes diskutiert. Schon damals waren sich alle Beteiligten einig, dass der Autoverkehr im Ortskern reduziert werden muss und wir erhielten breite Zustimmung für ein Shuttlekonzept.
Es war die Rede von einer „neuen Stoßrichtung des Toursimuskonzeptes“ hin zu einem „Entschleunigungsort für Naturliebhaber“, da der „Wachstumspeak des Ortes erreicht sei“. Viel zu sehen ist von diesen Vorhaben derzeit nicht, vor allem nicht an den schönen Wochenendtagen im Sommer, wenn der Ort an der Belastung durch parkplatzsuchende Tagestouristen erstickt.
Ein Verkehrskonzept, das einen verträglichen Tagestourismus in Travemünde ermöglicht, muss dafür sorgen, dass es sich auch für ortskundige Tagestouristen nicht lohnt, in Wohngebieten nach Parkplätzen zu suchen und muss zudem sicherstellen, dass eine Einfahrt in den Ort für Tagestouristen nicht mehr möglich ist, wenn die öffentlichen Parkplätze dort belegt sind. Stattdessen müssen Ersatzparkplätze außerhalb des Orts zur Verfügung stehen. Wir sollten die Zeit jetzt nutzen, um ein solches Konzept rechtzeitig zur nächsten Sommersaison umsetzungsreif vorliegen zu haben.
Verfehlt und ungeeignet ist in unseren Augen der Bau von zusätzlichen Parkplätzen im Ort, wie durch das von der Verwaltung konzipierte Parkhaus am Godewindpark, das wegen einer äußerst geringen Auslastung im Jahresschnitt der Hansestadt Millionenverluste bescheren wird, aber praktisch nichts daran ändern wird, dass Tagestouristen aus der Umgebung weiter nach kostenlosen Parkplätzen am Straßenrand suchen.”