Die Travemünder Woche lässt ihre 136. Ausgabe seicht ausgleiten.
Meister im Topcat, Dyas und Open Skiff · Die Travemünder Woche lässt ihre 136. Ausgabe seicht ausgleiten. Zumindest sorgte der Wind dafür, dass sich die Akteure auf den fünf Bahnen am Sonnabend nicht überanstrengen mussten. So wurde der Abschlusstag für sieben Klassen zu einem verkürzten Vergnügen. Die drei Topcat-Klassen beendeten mangels Brise an der Mecklenburger Küste die internationalen Meisterschaften ohne weitere Rennen, kürten mit den Treichel-Zwillingen im K1, Robert Zank/Tim Stiegler im K2 und Paul Säger Athleten aus Wolfsburg, vom Ammersee und aus Frankfurt zu ihren neuen Meistern.
Eine klare und wiederholte Angelegenheit war die Entscheidung bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Dyas-Klasse. Wie im vergangenen Jahr heißen die Deutschen Meister Jens Olbrysch/Norbert Schmidt (Herrsching). Schneller als erwartet haben die Open Skiff ihren Titelkampf beendet. Bereits nach drei statt der vier Tage hatten die Jugendlichen alle geplanten zehn Wettfahrten gesegelt und kürten Mila Weniger erneut zu Deutschlands Besten.
Freude pur herrschte bei den erfolgreichen Topcat-Crews über den erfolgreichen Auftritt in Travemünde. Foto: Christian Beeck/TW
Für etliche Yachten und Boote der Regatta-Organisation wurde die Rückfahrt von den Bahnen in den Hafen am Sonnabend zu einem Entenmarsch. Viele hatten ein großes Gefolge im Schlepp. Um den Aktiven den Heimweg zu erleichtern, hatten sie die Schleppleine ausgeworfen und zogen die Flotten heimwärts.
Dieser Service kam gut an – auch bei den frischen Europameistern der Topcat K1-Klasse: „Es war hier wirklich alles top organisiert – selbst der Rücktransport von der Bahn“, sagte Sascha Treichel, der mit seinem Zwillingsbruder Rene klar die EM und den parallel ausgetragenen World Cup gewann. Sechs Siege hatten sie im Verlauf der Serie von zehn Wettfahrten in den Büchern: „Bis auf den letzten Tag war der Wind wirklich gut. Und den Regen zwischendurch wissen wir als Segler ja abzuwettern.“ Gegenüber der Konkurrenz von den Alpenrevieren hatten die Wolfsburger einen gewissen Heimvorteil: „Uns ist der Norden näher als der Süden. Daher sind wir oft auf der Ostsee, kennen die Lübecker Bucht von den Regatten in Scharbeutz.“ Den entscheidenden Vorteil gegenüber den Verfolgern generierten sie durch die bessere Performance auf dem Vormwind-Kurs.
Im Entenmarsch zurück an Land. Mangels Wind wurden die Topcat von der Bahn geschleppt. Foto: Christian Beeck/TW
Auf dem Silberrang folgte der internationale Klassenboss Mathias Equiluz mit Susanne Wallner (Österreich) an der Vorschot. Sebastian Pfohl/Marco Schleich (Chiemsee) kamen in dem kleinen Feld von nur elf teilnehmenden Booten auf Platz drei. „Leider war das Feld nicht so groß. Wie viele Klassen leiden wir aktuell unter geringen Meldezahlen. Aber wir haben inzwischen jugendlichen Nachwuchs. Ich hoffe, dass es wieder bergauf geht“, sagte Sascha Treichel.
Noch kleiner, mit lediglich neun Startern war das Feld der Topcat K2 besetzt. Und der Kampf um die Internationale Meisterschaft war früh entschieden. Robert Zank vom Ammersee und Vorschoter Tim Stiegler segelten mit sieben Siegen, zwei zweiten und einem dritten Platz in einer eigenen Liga, ließen Tobias und Helena Glasl (Bad Wiessee) sowie Sven und Jannis Kühl hinter sich.
Paul Säger (rechts) freute sich über seinen Erfolg bei den K3 und nahm mit den Konkurrenten ein Siegerbad in der Ostsee. Foto: Christian Beeck/TW
Großen Jubel gab es bei Paul Säger im solo gesegelten Topcat K3. Der Frankfurter, der bei seinem Vater an der Vorschot das Segeln gelernt hat, ist erst kurz allein auf dem K3 unterwegs: „Das ist mein erster Titel als Solist. Deshalb ist es etwas ganz Besonderes. Bis auf letzten Tag hatten wir wunderbare Bedingungen. Ich bin gut in die Meisterschaft reingekommen, weil ich mehr riskiert habe. Das hat sich ausgezahlt“, berichtete der Student der Geschichts- und Politikwissenschaften, der als Werksstudent in der Topcat-Werft seine Geld verdient und bei den Katamaranen auch als Jugendtrainer aktiv ist. Der Auftritt zur Travemünder Woche war für ihn das reinste Vergnügen: „Ich liebe die Ostsee, war aber seit zehn Jahren nicht mehr hier. Die Klasse hat sich hier wohlgefühlt. Wir kommen gern wieder.“ Die weiteren Podiumsplätze nach zehn Wettfahrten belegten Christian Enzmann vom Walchensee und der Pole Jakub Drygas.
Als Meisterin ohne Makel darf sich Mila Weniger aus Thüringen feiern lassen. Die 13-Jährige ließ in der Klasse der Open Skiffs bei den German Nationals überhaupt nichts anbrennen. Der Seglerin von der Talsperre in Zeulenroda gelang das Kunststück, wirklich sämtliche Wettfahrten in der Serie zu gewinnen und somit sogar einen Sieg streichen zu nüssen. Damit wiederholte sie ihren Titelgewinn aus dem Vorjahr. Auf Platz zwei folgte Clubkollegin Amy Konrad, Rang drei belegte Florian Schlupp aus der Lausitz. „Ich bin mega happy. So hätte ich das nicht erwartet“, strahlte die Siegerin nach der Rückkehr an Land. Die Freude war mit Blick auf die folgenden Plätze sogar noch umso größer: „Wir Drei sind alle beste Freunde, sind jedes Wochenende zusammen und trainieren viel gemeinsam.“ Diese Gemeinschaft will das Trio noch weiter genießen. „Ich will nächstes Jahr auf jeden Fall noch Open Skiff segeln. Danach will ich ausprobieren, was am meisten Spaß macht. Darzum geht es ja“, erklärte Mila Weniger, die in diesem Jahr noch die Europameisterschaft im Oktober in Barcelona auf dem Plan hat.
Mila Weniger hatte bei den Open Skiff zu jeder Zeit alles im Griff. Foto: Christian Beeck/TW
Die Travemünder Woche war für die alten und neuen Deutschen Meister in der Dyas-Klasse nicht nur wegen des Erfolges eine runde Sache. „Das ist eine familiäre Atmosphäre hier. Deswegen kommen wir immer gern. Es ist toll, hier zu campen. Wir hatten gescheites Wetter. Und dass wir hier nicht den mega Wind hatten, war auch okay. Wir haben Spaß gehabt“, sagte IDM-Sieger Jens Olbrysch, der sich mit Vorschoter Norbert Schmidt über eine Vielzahl an Trophäen der Klasse freute. In Sachen Sport schaltet er nun bereits auf einen Aggregatszustand des Wassers um. Sein Sohn ist aktiver Skirennläufer. Daher geht es zur Saisonvorbereitung in die Skihalle. IDM-Silber holten sich die Norddeutschen Meister Arndt Fingerhut/Andreas Malcher (Edersee) vor dem alterfahrenen Mosel-Segler Michael Weber mit dem Kieler Ralf Stuhlemmer an der Vorschot.
Jens Olbrysch und Norbert Schmidt (Mitte) feierten den Sieg bei der IDM der Dyas. Foto: Christian Beeck/TW
Weitere Siegertrophäen wurden am Sonnabend für die Gewinner der Ranglistenregatten im 470er, der O-Jolle und Kielzugvogel vergeben. In der einzigen Tageswettfahrt verteidigten die Franzosen Bernard Boime/Gilles Espinasse souverän Platz eins der 470er. Dahinter gab es allerdings Verschiebungen: Die Hessen Kristof Doffing/Jan Kaminski (Langen) sorgten in dem internationalen Feld noch für einen deutschen Medaillengewinn. Mit Rang zwei im letzten Rennen schoben sie sich auch insgesamt auf den Silberrang vor den Schweizern Frederik Huck/Gabriele Konrad.
Bei den O-Jollen lief es für den Führenden zwar gar nicht rund. Aber der Niederländer Thies Bosch konnte seine Frühstart-Disqualifikation, die er im Sonnabend-Rennen kassierte, streichen und blieb so auf Platz eins vor den beiden Lübeckern Ingo Hüter und Arne Assmann.
Hauchdünn fiel die Entscheidung der Kielzugvögel aus. Die von Beginn an führenden Axel Fischer/Michael Schiermann (Gifhorn) hatten nach der achten Wettfahrt ihren Vorsprung gegenüber Wolfgang Emrich/Klaus Ebbinghaus (Wörthsee) aufgebraucht. Bei Punktgleichheit entschied die Mehrzahl der Siege zugunsten von Fischer/Schiermann. Rang drei ging an das Mixed-Duo Manfred Brändle/Stefanie Gouverneur (Duisburg).
Noch vor dem Abschluss der Formula-18-Regatta hatte Paul Kohlhoff (Kiel) das Abenteuer Travemünder Woche bereits wieder beendet. Der Olympiadritte von Tokio 2021 im Nacra 17 war mit Tom Heinrich (Pönitz) in einem geliehenen Kat an den Start gegangen. Doch es lief nicht rund für das spontan zusammengestellte Duo: „Wir haben das geliehene Boot ganz schön beansprucht. Nach einem kaputten Segel am Donnerstag und einer Kollision am Freitag haben wir entschieden, keinen weiteren Schaden mehr zu riskieren und die Regatta frühzeitig zu beenden“, berichtete Kohlhoff. So konzentriert sich bei den F18 alles darauf, ob die Brüder Helge und Christian Sach ihren Rekord zur Travemünder Woche mit einem weiteren Sieg auf dann 23 Erfolge aufstocken können. In der einzigen Tageswettfahrt am Sonnabend landeten sie einen weiteren Tagessieg, führen vor Jesse und Sven Lindstädt (Hamburg).
Im leichten Wind spielten Helge und Christian Sach all ihre Expertise für den Trimm des Formula 18 aus und liegen auf Kurs für ihren 23. Sieg zur Travemünder Woche. Foto: Christian Beeck/TW
Ein deutscher Titel wird am Sonntag auch noch vergeben. In der Klasse der Seascape 18 kämpfen Deutsche und Schweden um die German Open. Nach nun fünf Rennen liegt der Vorteil auf deutscher Seite. Mit einem zweiten und einem ersten Platz am Sonnabend schoben sich Walter Wüllenweber/Martin Schmidt (Hamburg) an den Schweden Anders Joensson/Henrik Aulin vorbei auf Platz eins. Maximal drei Wettfahrten am Sonntag werden die Entscheidung bringen.
Das zweite Mittelstrecken-Rennen der Seebahn rundet das Programm am finalen Tag der 136. Travemünder Woche ab.
