Lyrik im Gewölbekeller
Text: Lutz Gallinat – Im Foto von links Klaus Rainer Goll, Romy Salvagno, Rainer Stolz und Holger Pils
Es war eine faszinierende Soiree. Am letzten Mittwoch trafen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lyrik im Gewölbekeller“ des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V.“ die Lyrikerin Romy Salvagno und der Lyriker Rainer Stolz im historischen Gewölbekeller des Buddenbrookhauses aufeinander. Nach einer Begrüßung durch den Leiter des Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums, Holger Pils, übernahm Klaus Rainer Goll, der als 1.Vorsitzender der literarischen Vereinigung diese Reihe initiiert hatte, die Moderation des Abends.
Die freie Erfinderin und Künstlerin Romy Salvagno (Pohnsdorf bei Stockelsdorf) präsentierte dabei Kostproben aus ihren Gedichtbänden, u.a. aus „Windgelächter“, 2006, und „Der Grenzstein in unserer Hand“, 2008. Sie ist Mitglied im „Lübecker Autorenkreis e.V.“. 2001 gewann sie im Rahmen der 3.Bonner Buchmesse Migration den 1.Lyrikpreis beim Literaturwettbewerb „Zuhause…in der Fremde“. Den Abschluss bildeten die Gedichte von Rainer Stolz aus Berlin, der Werke aus seinem Band „Während mich die Stadt erfindet“ (2007) vortrug.
Romy Salvagno bot ausgefeilte und erlesene Gedichte mit zum Teil extremer Abbreviatur. Die Gedichte enthalten eine kühne Metaphorik, reizvolle Collagen und originelle surrealistische Elemente. Sie zeichnen sich durch die Ausgewogenheit von Reflexionen und Emotionen aus. Die Poeme sind partiell enigmatisch-kryptisch und psychologisch aufschlussreich. Traum und Trance prägen die akrobatische, artifizielle und existenzialistisch orientierte Lyrik, die bilderreiche Impressionen offeriert. Die Dichterin der Desillusionierung zieht schonunglos Bilanz.
Die Gedichte von Rainer Stolz stellen lyrische Momentaufnahmen dar und erinnern an filmische Sequenzen. Haut- und lebensnah wird eine dichte urbane Atmosphäre generiert. Mit Spiegelung, Rückspiegelung, Brechungen und Kontrasten erschließt der intellektuelle Autor neue Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen. Er dekonstruiert mit überlegener Ironie Kommunikationsprobleme und demaskiert subtil und feinsinnig Phrasen, Floskeln und Schablonen. Bisweilen kam der Autor auch skurril, grotesk und bizarr daher und präsentierte außerdem eine avantgardistische Internetlyrik und phantasievolle Haikus.
Die Autorin und der Autor wurden schließlich nach einer regen, lebendigen und zum Teil kontroversen Diskussion unter der Leitung Klaus Rainer Golls mit viel Beifall bedacht.