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Gewaltige Klangwelten beim MHL-Sinfoniekonzert – Sophie Lücke gibt Lübeck-Debüt als Solistin

Zum Start des neuen Semesters lädt die Musikhochschule Lübeck (MHL) am 11. und 12. Oktober zu einem Sinfoniekonzert ein. Unter Leitung von Johannes Fischer präsentiert das MHL-Sinfonieorchester im Großen Saal Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. Die MHL-Professorin Sophie Lücke gibt ihr Lübecker Debüt als Solokontrabassistin mit dem Stück selten zu hörenden „Aurora“ von Péter Eötvös. In der Reihe „Wir in Hamburg“ ist das Sinfoniekonzert bereits am Freitag, 10. Oktober um 19 Uhr im Forum der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg zu hören.

Über 70 Studierende der MHL stellen am Ende einer intensiven Arbeitsphase unter Leitung des MHL-Professors Johannes Fischer Kompositionen von Peter Eötvös, Bernd Alois Zimmermann und Dmitri Schostakowitsch vor. Sophie Lücke präsentiert sich dabei erstmals als Solistin auf der Konzertbühne in Lübeck mit dem eigenwilligen und selten aufgeführten „Aurora“. Zu diesem Werk für Kontrabass und Streichorchester mit Akkordeon ließ sich der im letzten Jahr verstorbene ungarische Komponist Peter Eötvös durch eine Polarlichterscheinung inspirieren, die er aus dem Flugzeugfenster beobachtete. Kräftig und farbenreich wie die Lichtstrukturen der Aurora borealis, komponierte er 2019 sein erstes Stück für Solo-Kontrabass. Mit lyrischen Melodien und eigenwilligen Rhythmen wird die Interpretin die charaktervolle Komposition zum Klingen bringen und dabei die Klangmöglichkeiten ihres Instrumentes voll ausschöpfen. Sophie Lücke, Mitglied im Ensemble Resonanz und seit 2023 Professorin für Kontrabass an der MHL, arbeitet mit zahlreichen internationalen Orchestern, Ensembles und Kammermusikgruppen zusammen. Ihr Interesse erstreckt sich von barocker Musik an der Violone bis zum neuesten Repertoire für Kontrabass: „Ich sehe es als meine pädagogische Aufgabe, nicht bei den gängigen Probespielkonzerten zu stoppen, sondern die Lust, neugierig auf heute Komponiertes zu blicken, meinen Studierenden vorzuleben“, sagt sie dazu.

Bernd Alois Zimmermann, einer der herausragendsten deutschen Komponisten der musikalischen Avantgarde, schrieb „Musique pour les Soupers de Roi Ubu“ als groteske Tafelmusik auf die surrealistische Hauptfigur eines Theaterstücks von Alfred Jarry, der einer seiner Lieblingsautoren war. Zimmermann verbindet, wie oft in seinen Werken, verschiedenste Musiksprachen miteinander zu energiegeladenen, farbigen Klangwelten. Meisterhaft orchestriert er das Orchester mit einer großen Vielfalt an Instrumenten, darunter Gitarren, Mandolinen, eine Orgel und eine Jazz-Combo und dokumentiert mit zahlreichen musikalischen Zitaten seinen Humor und sein fantastisches Wissen über Musik- und Kulturgeschichte.

Mit hellen Klängen des Glockenspiels und der Solo-Flöte beginnt die 15. Sinfonie des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Mit der heiteren Stimmung wollte der Komponist noch einmal Kindheitserinnerungen und unbeschwerte Zeiten heraufbeschwören, denn am Tag der Uraufführung war er bereits ein schwerkranker Mann. Mit der 15. Sinfonie ließ er sein Leben musikalisch noch einmal vorüberziehen: Mal wurde er von höchster Stelle im Staat verfemt und die Aufführung seiner Werke verboten, dann vereinnahmte man Teile seiner Werke für staatliche Zwecke. Seine letzte Sinfonie ist gespickt mit Anspielungen auf seine Biografie und auf die Musikgeschichte, so funkeln unter anderem Motive von Rossini, Mahler und Wagner auf.

Geleitet wird das MHL-Sinfonieorchester von MHL-Professor Johannes Fischer, der sich vermehrt auch dem Dirigieren zuwendet. 2007 war er als Schlagzeuger Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs und des 56. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD, wo er neben dem ersten Preis mit dem Publikumspreis und drei weiteren Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Musik war für ihn immer schon eine experimentelle und vielseitige Auseinandersetzung mit dem Klang. Zusammen mit dem MHL-Sinfonieorchester und Kontrabassistin Sophie Lücke hat er am 11. und 12. Oktober die Gelegenheit, gleich drei klanggewaltige Schätze des 20. Jahrhunderts zu heben.

In der Reihe „Wir in Hamburg“ erklingt das Sinfoniekonzert am Freitag, 10. Oktober um 19 Uhr im Forum der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Karten dafür sind für 12 Euro (ermäßigt 7 Euro)  erhältlich. Die beiden Sinfoniekonzerte in Lübeck finden am Samstag, 11. Oktober um 19.30 Uhr und am Sonntag, 12. Oktober um 17 Uhr im großen Saal der MHL statt. Karten sind für 14 Euro und 19 Euro (ermäßigt 8 Euro und 12 Euro) erhältlich. Weitere Infos unter www.mh-luebeck.de.

Titelfoto: Jann Wilken ·
Beitragsfoto: Martina Kostial ·