L.R.-G.: Die Welt hat viele Probleme – wir sind die Lösung…

Es gibt auch noch andere Themen, andere Ansprüche, andere vielleicht sogar längst traditionelle Veranstaltungen, die abseits vor – oder auch kurz nach der ersten „Woge“ zur Advents- und Weihnachtszeit über Lübeck rollt. Aber ein immer noch mehr als modernes „Urgestein „solcher Veranstaltungen ist das Pellkartoffelessen der Lübecker Ruder-Gesellschaft. Insider wissen es und fürchten sich vor leerem Briefkasten. Denn wer hierzu eingeladen wird, ist nicht nur „in“ – sondern auch absolut vertrauenswürdig in dieser Stadt an der Trave.
Foto (B. Liedtke): Der „Ehrenwerte Pellkartoffelrat“ der L.R.-G.: (von re.) Joachim Hess, Holger Gogrefe und Kay Urban
Unter dem anspruchsvollen Motto biger „Headline“ – oder hieß es vor hunderten von Jahren noch „Schlagzeile“? – stand das diesjährige Pellkartoffelessen der Lübecker Ruder-Gesellschaft von 1885 e. V.: Eine der wohl beklagenswert letzten traditionellen Herrenabende dieser „Qualizitität“ – würde Pippi Langstrumpf sagen – in Lübeck, wie – zugegeben vom Verfasser „angereichert“ – der Vereinsvorsitzende Dieter Sonnenberger in seiner Begrüßung der über 160 Anwesenden im Bootshaus-Restaurant betonte. Vielleicht sollten heute längst notwendige Männerbeauftragte dafür sorgen, dass die Spezies Mann solcher nicht verlustig geht.
Erneut angeführt von Stadtpräsident Peter Sünnenwold zierten zahlreiche Prominente aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung die mehr als mit Recht überaus erwartungsvolle Gästeliste. Vom vorigen Jahr noch in bester Erinnerungspotenz: Was würde dieses Mal das Redemanuskript als „dritte“ Hand nach oben schweben lassen?
Nun, endlich zur feierlichen Eröffnung des Abends: Traditionsgemäß eindrucksvoll von einer Ouvertüre untermalt, trugen vier erfolgreiche Ruderathleten die große L.R.-G-Flagge in den festlich geschmückten Saal. Dann verkündete die Sitzungsglocke den Auftritt des „Ehrenwerten Pellkartoffelrates“. Dieser setzte sogleich alle moralischen Gesetze außer Kraft und verkündete, dass das erwünscht vom Absturz bedrohte Kulturniveau der Anwesenden unbedingt von Jux, eindeutigen Zweideutigkeiten und – zugegeben kräftigen, nein zotigen Steigerungen – angehoben werden müsse. Schelm, wer Böses dabei denkt, scheint aber eher als eine Kopfstand-Aussage zu werten sein.
Es gelang – so viel sei verraten. Ob sich die edlen Recken dieses Abends allerdings an jede Einzelheit noch kompakt erinnern? Hier sei es bestätigt: Frohsinn und Heiterkeit bei der Männerschar ließen nicht lange auf sich warten. Ob da allerdings die vielen gemeinsam gesungenen Lieder „nur“ dem heren Rudersport entstammten, scheint heute eher nicht bestätigt. Welch intellektes Wesen spricht auch nicht mehr als nur eine Sprache?
Das Mahl war perfekt, und eine Spendensammlung erbrachte einen ordentlichen Betrag. Wo gibt es so etwas: Der „offizielle“ Teil dieser Veranstaltung endete zu früher Stunde mit einem kräftigen Hipphipphurra. Das bedeutet erwiesenes Durchhaltevermögen. Aber heißt „Hipp – opotamus“ nicht Flusspferd? Na – hoffentlich hatte den nächsten Morgen niemand einen solchen Kopf.
Stellt sich als letzte Frage: Was kam denn noch danach im trauten Kreis – und wo?









