Der WEISSE RING zur Diskussion „Jugendliche Gewalt – schärfere Maßnahmen?
Der WEISSE RING wird täglich mit dem Leid der Opfer konfrontiert, unterstützt die Leidtragenden bei ihren Bemühungen nach Gerechtigkeit – und begleitet und tröstest die Hinterbliebenen, wenn durch Verbrechen Angehörigen zu Tode kommen. Detlef Hardt, Leiter des WEISSEN RINGS, Außenstelle Lübeck, geht auf die Diskussion um Verschärfung von Maßnahmen gegen Gewalt Jugendlicher ein:
Foto: Detelf Hardt „Wer kann schon ermessen, was ein Mensch empfindet, wenn er grundlos angegriffen wird, schwere Verletzung an Leib und auch an der Seele davonträgt und dieses Erlebnis ein Leben lang nicht vergessen kann? Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist erschreckend hohe Fallzahlen bei jugendlichen Gewalttätern auf – deshalb muss die Bekämpfung und Eindämmung dieser uns alle verunsichernden Gewaltspirale mit aller Macht vorangetrieben werden. Dabei ist aber Besonnenheit und eine ausgewogene Betrachtung und Bewertung aller Standpunkte erforderlich. Wer dieses wichtige Thema jetzt nur als Wahlkampfthema benutzt, um damit Wählerstimmen auf unseriöse Weise zu erschleichen, macht deutlich, dass er bisher sich nicht verantwortungsvoll um diesen Kriminalitätsbereich gekümmert hat und sich als Gesprächspartner des WEISSEN RINGS disqualifiziert hat.
Neben der Wichtigkeit von vorbeugenden Maßnahmen und der Verantwortung von Eltern und Schule geht es insbesondere darum, dass jugendlichen Tätern ihre Gewalttaten und auch das Leiden der Opfer bewusst gemacht werden. Sie müssen so schnell wie möglich zur Verantwortung gezogen werden, müssen – wenn möglich – den Schaden wieder gut machen.
Der WEISSE RING Lübeck weiß durch die täglichen Erfahrungen, dass der Leistungswille der Polizei und der Justiz groß ist, die Täter zu ermitteln und -wenn möglich – auch Straftaten durch Prävention zu verhindern. Auch eine schnelle und spürbare Strafe ist ein Weg, um kriminelle Karrieren noch zu stoppen. Das Vertrauen in die Polizei und Justiz darf bei der aktuellen Diskussion, die vielfach nur als Mittel für andere Interessen benutzt wird, nicht verloren gehen.
Wichtig ist, dass die Politik das Thema Kriminalität endlich auch aus Sicht des Opfers behandelt – nicht nur der Täter darf im Vordergrund stehen.
Es muss dringend gehandelt werden, aber dann bitte von ernstzunehmenden Politikern, denen nicht jeden Mittel – wie jetzt im Wahlkampf zu beobachten – recht ist, um ihre Macht zu erhalten. Das Thema „Jugendgewalt“ verdient es, dass sich alle gesellschaftlichen Kräfte für diese Aufgabe verpflichtet fühlen – auch im Interesse der Opfer. Ziel muss es sein, jungen Menschen den Weg für ein Leben ohne Gewalt und Aggression aufzuzeigen.“