Interview mit Ison Mustafoev, Botschafter der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland

Das Interview mit Seiner Exzellenz führte der Lübecker Professor für Wirtschaftsrecht und Verwaltungsrecht, Dr. Christoph Gaudecki
Die Republik Usbekistan ist seit dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion unabhängig. Der zentralasiatische Staat ist von der Fläche etwas größer als die Bundesrepublik Deutschland. Es leben über 26,4 Millionen Menschen (2004 Juli) in Usbekistan, davon 2,5 Millionen in der Hauptstadt Taschkent.
1. Frage: Exzellenz, das Neujahr 2005 war ein bedeutsames Jahr für Usbekistan. Die Usbekische Regierung ist in ein Zwei-Kammer-Parlament übergegangen. Von welcher Bedeutung ist diese politische Umwandlung für ein junges unabhängiges Usbekistan…?Es ist vor allem hervorzuheben, dass Usbekistan seit den ersten Jahren der Unabhängigkeit eine etappenweise Entwicklung zum Ausbau einer demokratischen Bürgergesellschaft und einer stabilen Marktwirtschaft verfolgt.
In den mehr als 13 Jahren seit der Unabhängigkeit ist die politische Kultur Usbekistans gereift. Es ist eine professionell-demokratische Gesetzgebung entstanden. Die Politiker unseres Landes haben sich zudem zu Routiniers entwickelt.
Die Bildung des Zwei-Kammer-Parlaments verstärkt den Einfluss der Regionen der Republik auf die gesetzgebende Tätigkeit der Regierung. Dies verbessert die Qualität der Gesetze und führt zur Demokratisierung der gesetzgebenden Vorgänge. Sie können dieses vergleichen mit dem System Bundestag/Bundesrat, das in Deutschland den Bundesländern bei der Gesetzgebung einen nicht unerheblichen Einfluss einräumt.
Mit dem Übergang ins Zwei-Kammer-Parlament wurden bisherige Vollmachten des Präsidenten teilweise dem Senat und der Regierung übertragen. Diese Verfahrensweise sichert die aktive Teilnahme der Bevölkerung am sozialen und politischen Leben der Republik. Der Senat (die Oberkammer) vertritt im Parlament hauptsächlich die Regionen. Die Gesetzgebende Kammer (Unterkammer) besteht aus Berufsabgeordneten und ist von der Funktion mit dem Deutschen Bundestag zu vergleichen.
Die Entwicklung Usbekistans hängt unter anderem von der Gesetzgebung des Landes ab. Dabei tragen die Abgeordneten, deren Amt zum ersten Mal in Usbekistan eingeführt ist, eine große Verantwortung für das Volk.
Usbekistan entwickelt sich nach eigenem Modell. Sein langfristiges Ziel heißt „Übergang von einem starken Staat in eine starke Bürgergesellschaft“.
2. Frage: Usbekistan steht in engen Beziehungen mit den Ländern der Europäischen Union, besonders mit Deutschland. Wie weit ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Usbekistan entwickelt?
Die Wirtschaft Usbekistans wird durch eine dynamische und stabile Entwicklung gekennzeichnet.
Bereits im vergangenen Jahr wurde durch den IWF (Internationaler Währungsfonds) eine wirtschaftliche Aufwärtsbewegung in Usbekistan geprüft und die beabsichtigten wirtschaftlichen Reformen für das Jahr 2005 vollumfänglich bestätigt.
Der Anteil der ausländischen Investitionen – besonders aus den industrialisierten Ländern der Welt – ist dabei von wesentlicher Bedeutung. Seit der Unabhängigkeit flossen nach Usbekistan ausländische Investitionen in Höhe von rund 12 Milliarden US-Dollar. Etwa ein Drittel davon entfällt auf Deutschland. Die Bundesrepublik Deutschland strebt seit den ersten Jahren der Unabhängigkeit Usbekistans eine aktive Partnerschaft mit unserem Land an und leistet einen unschätzbaren Beitrag zum Ausbau einer demokratischen Gesellschaft und damit zur Stärkung der nationalen Wirtschaft der Republik.
Deutschland ist einer der wichtigsten und zuverlässigsten Partner Usbekistans unter den EU-Ländern. Aus diesem Grund räumt Usbekistan dem weiteren Ausbau der deutsch-usbekischen Beziehungen in allen Bereichen Priorität ein. Die Wirtschaften beider Länder ergänzen sich einander.
Usbekistan als ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Es verfügt zudem über große Vorkommen an Bodenschätzen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Erdöl, Erdgas, Gold in Feinstlegierungen, Uran und um Buntmetalle. Diese wirtschaftlichen Potentiale öffnen weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Deutschland ist einer der führenden Handelspartner Usbekistans.
3. Frage: Soviel ich weiß, ist in Usbekistan dieses Jahr 2005 zu Jahr der Gesundheit erklärt worden. Welche Projekte sind im Rahmen dieser Maßnahmen vorgesehen?
Mit der Initiative des Präsidenten der Republik Usbekistan, Islam Karimow, ist dieses Jahr zum Jahr der Gesundheit ernannt worden. Es ist in Usbekistan zu einer guten Tradition geworden, ausgehend von den sozialen und politischen Bedürfnissen der Bevölkerung, das jeweils kommende Jahr nach einem Thema zu benennen. Bisher hatten wir das „Jahr der Frauen“, „Jahr der Familie“, „Jahr der Mutter und Kinder“, „Jahr der Gesunden Generation“, „Jahr der Verehrung der Alten“ u.a.
Aber die Hauptsache ist, dass im Laufe des benannten Jahres verschiedene Programme und Projekte erarbeitet und verwirklicht werden. Bei Betrachtung des Gesundheitswesens, ist festzustellen, dass der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung ein Hauptziel unseres Staates ist.
Das nationale Modell des Gesundheitswesens in Usbekistan gestaltet sich etappenweise. Im Rahmen des bereits 1998 angenommenen Staatsprogramms zur Reformierung des Gesundheitswesens sind Hauptaufgaben die Erhöhung des Niveaus der medizinischen Versorgung und die Verbesserung der Qualität der Bedingungen in den Kliniken und Krankenhäusern. Die Benennung des Jahres 2005 als Gesundheitsjahr ist eine logische Fortsetzung dieser Projekte. Im Laufe dieses Jahres werden vom Ministerium des Gesundheitswesens zusammen mit der Selbstverwaltungsorganen, Familienpolikliniken und medizinischen Forschungsinstituten zahlreiche Veranstaltungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung durchgeführt. Besonders in den weiten Regionen des Landes werden große Projekte realisiert.
4. Frage: Wenn man an Samarkand und Buchara denkt, fällt bei uns Deutschen ein Land aus dem berühmten Märchen „Tausendundeinernacht“ ein. Wie hoch ist das touristische Potential Ihres Landes?
Usbekistan, gelegen im Zentrum der berühmten alten Seidenstraße, fasziniert immer mehr die ausländischen Reisenden. Seine Städte mit einer über zweitausend Jahre alten Geschichte wie Samarkand, Buchara, Chiwa, Schachrisabs gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die historischen Denkmäler aus den IX-XVI Jahrhunderten sind bis heute gut erhalten geblieben. Die Denkmäler der Städte wie Buchara, die einst als „zweite Mekka“ genannt, oder Samarkand, das mit dem Namen „Perle des Orients“ in der ganzen Welt bekannt ist, sind durch die islamische Architektur geprägt.
Die Museumsstadt Chiwa kann man mit Wien vergleichen. Auf dem Territorium unseres Landes befinden sich mehr als 400 Baudenkmäler. Daneben bietet die großzügige Natur des Landes eine malerische Landschaft mit Bergflüssen, Seen, Höhlen, Gletschern, heilige Mineralquellen an. Dieses Stätten und Orte sind Ziele zahlreicher Touristen.
Besonders seit der Unabhängigkeit Usbekistans ist der Besuch der ausländischen Touristen erheblich gestiegen. Damit man Usbekistan in die Reihe der beliebten Zielländer der Touristen auch weiterhin einschließt, wurde das Programm zur Entwicklung des Tourismus erarbeitet. Die Anzahl der Touristen ist zwischen 1993 und 2003 um das sechsfache gestiegen. Die Internationale Tourismusbörse prognostiziert ein Wachstum des Tourismus für das kommende Jahr um 15 Prozent. Damit übertrifft Usbekistan andere asiatische Staaten um das zweifache. Dieses zeugt von der internationalen Anerkennung Usbekistans als eines der größten touristischen Zentren des Ostens und Asiens.
Letztendlich füge ich gerne hinzu, dass die Botschaft der Republik Usbekistan in Deutschland in der Perleberger Straße in Berlin beheimatet ist. Dieser Straßenname ist ein Omen. Usbekistan ist eine Perle an der historischen Seidenstraße. Ein Urlaub in Usbekistan ist ein besonderes Ereignis. Wir heißen Sie in unserer Heimat herzlich willkommen!
5. Frage: Exzellenz, Usbekistan hat sich auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin 2005 als ein attraktives Reiseland mit hohem Niveau präsentiert. Welche Jahreszeit empfehlen Sie hierfür besonders?
Das vielfältige Usbekistan mit weitem Flachland, langen und hohen Gebirgszonen hat Kontinentalklima mit einem heißen Sommer und kaltem Winter. Obwohl der Sommer trocken ist, bieten die usbekischen Tschaichanas (Teestuben) schöne Sitzplätze im Schatten. Die Reisenden können sowohl im Sommer als auch im Winter die touristischen Angebote unseres märchenhaften Landes genießen.
6. Frage Über welche Institution in Deutschland kann man nähere touristische Informationen über Usbekistan erhalten bzw. eine Reise buchen?
Um unser Land zu besuchen, benötigen deutsche Staatsbürger ein Visum das beantragt wird bei der Konsularabteilung der Botschaft der Republik Usbekistan in der Bundesrepublik Deutschland, Perleberger Straße 62, 10559 Berlin, Tel.: 030/39 40 98 24, Fax: 030/39 40 98 21. Nähere Informationen zu Usbekistan gibt es im Internet: http://www.uzbekistan.de/.
