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Umwelt & Sport

Artenschutzprojekt für die Flussseeschwalben

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„Es reicht nicht, immer wieder über den Artenschwund zu klagen, wir müssen und können aktiv werden“, kommentiert Umweltsenator Geißler die Ausbringung zweier Brutflöße in der Lübecker Untertrave am 2. Mai 2008. Es handelt sich um die erste gemeinsame Aktion unterschiedlicher Akteure, um den Bruterfolg von Flussseeschwalben in der Trave und im Dassower See zu unterstützen.

Foto (RB): Diese Brutflöße wurden an ihre Zielorte verbracht und mit den blauen „Verankerungen“ gesichert. Die Untertrave gehört als „Traveförde“ zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Da die „Traveförde“ auch Vogelschutzgebiet ist, genießen der Schutz und die Förderung der hier rastenden und brütenden Vogelarten besondere Bedeutung.
Diesem Grundsatz fühlen sich sowohl die Fischer in der Traveförde wie auch der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer und die Naturschutzbehörde Lübeck verpflichtet. Gemeinsam haben sie mit Hilfe des städtischen Schleppers „Büffel“ am heutigen Tag zwei Brutflöße für die Flussseeschwalbe in der Traveförde ausgelegt, eines in der Pötenitzer Wiek und das zweite im Dassower See.

Die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) ist eine typische Vogelart der naturnahen Strände, Küsten und Flussläufe. Sie ist nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützt und tritt im Vogelschutzgebiet „Traveförde“ derzeit nur als Durchzügler und bei der Nahrungssuche auf. An der Ostseeküste ist sie sehr selten, da es hier aufgrund der nahezu lückenlosen Erholungsnutzung der Strandbereiche nur sehr wenige Möglichkeiten gibt, wo sie ungestört brüten kann. Besonders günstige Brutplätze sind ungestörte kleine Inseln. Hier kann sie in kleinen Kolonien, oft gemeinsam mit anderen Seeschwalbenarten oder Möwen, geschützt vor Feinden brüten.

Die letzten Brutvorkommen in Lübeck befanden sich bis Mitte der sechziger Jahre auf dem Priwall. Durch die geplanten Brutflöße soll versucht werden, die Flussseeschwalben wieder in Lübeck anzusiedeln. Wie die erfolgreiche Ansiedlung von Flussseeschwalben am Ruppersdorfer See bei Ratekau Anfang der neunziger Jahre zeigte, sind solche Versuche durchaus vielversprechend.

Umweltsenator Thorsten Geißler, der bei der Auslegeaktion zugegen war, bedankte sich im Namen der Hansestadt bei allen Akteuren: „Wir bedanken uns ganz herzlich beim Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer, den Lübecker Fischern, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck, das als Eigentümer und Genehmigungsbehörde seine Zustimmung gegeben hat sowie bei der Lübeck Hafenbehörde „Lübeck Port Authority“, die kostenfrei für uns die Flöße an dem vorgesehenen Standort verankert hat.“

Matthias Braun, Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer, erklärte: “ Wir freuen uns, dass durch das Artenschutzprojekt die grazile Flussseeschwalbe, ein kleiner Seevogel aus der Möwenverwandtschaft, eine Chance zur Rückkehr nach Lübeck erhält. Möge sie unsere Küsten wieder mit ihrem eleganten Anblick bereichern.“ Der Verein freue sich über die Unterstützung der Hansestadt Lübeck, insbesondere der Hilfe des Bereichs Naturschutz.

Karl-Heinrich Bülk, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Gothmund unterstützt stellvertretend für alle Travefischer diese Aktion: „Wir Fischer schützen die Natur, weil wir von der Natur leben. Wir nehmen Erschwernisse beim Fischfang durch die Flöße hin, damit die Artenvielfalt an Vögeln auf der Trave erhalten bleibt.“

Gemeinsam mit dem Kollegen Heinrich Bade sprach er auch das Thema „Kormorane“ an, die nicht nur mit ihrem Kot die Natur zerstören, sondern auch die Menschen mit dem Gestank daraus belästigen. Problem bleibt die Frage der Dezimierung der Vögel, da diese zumindest ihrer Meinung nach erhebliche Schäden im Vorkommen bestimmter Fischsorten und -größen anrichteten. So seien in einigen Gewässern durchaus weder Barsche noch Rotaugen vorhanden, weil diese zur leichten und damit bevorzugten Jagdbeute der „Räuber“ zählen.

Zu einer ausführlichen Erörterung dieses Problem konnte es jedoch nicht kommen, da zeitliche Verspätung bestimmter Medienseite eine zeitliche Kürzung dieser Fahrt auf dem Gewässer bedingten und der Senator auf Grund anderer Verpflichtungen auf Rückfahrt drängen musste. Er versprach jedoch gemeinsam mit Matthias Braun, sich diesem Thema erneut und auch verstärkt anzunehmen. Ob die Natur dies selbst regulieren würde über „weniger Vögel weil weniger Futter“ oder der Mensch wie bei Wild eingreifen müsse, ist längst ein internationales Anliegen. Das allerdings wäre natürlich keine Lösung für die Fischer und deren damit weiter leere Netze. So seien in einem Nachbarland durch nächtliches Anleuchten der Nester die Vögel vorübergehend vertrieben worden, wodurch die angebrüteten Eier abkühlten und damit abstarben.