Totes Meer trocknet aus: Schuld ist die menschliche Gier nach Wasser
München (ots) – Der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt jährlich um über 70 Zentimeter. Das berichtet die Zeitschrift P.M. MAGAZIN (Ausgabe 03/2012, ab heute im Handel). Wie Geowissenschaftler der Universitäten Darmstadt und Hamburg berechnet haben, schrumpft die Seefläche derzeit beschleunigt um etwa vier Quadratkilometer pro Jahr.
Die natürliche Verdunstung im Wüstenklima des Toten Meeres fällt dabei als Ursache kaum ins Gewicht. „Die Änderung des Seespiegels ist vorrangig die Folge des Wasserverbrauchs durch den Menschen und keine Folge des Klimawandels“, urteilen die jordanische Geografin Shahrazad Abu Ghazleh von der Technischen Universität Darmstadt und ihre deutschen Forscherkollegen.
Die Lage ist so ernst, dass die verfeindeten Anrainerstaaten ein gemeinsames Kanalprojekt zur Rettung erwägen. Die Idee, mit der Israel, Jordanien und Palästina das Wasserproblem gemeinsam anpacken wollen: Wo Wasser fehlt, muss Wasser hin – und zwar über eine rund 180 Kilometer lange „Friedensleitung“ mit Kanal- und Pipeline-Abschnitten. Jährlich etwa 1900 Millionen Kubikmeter Wasser sollen dem Roten Meer entnommen, etwa zur Hälfte trinkbar gemacht und in die drei beteiligten Länder geleitet werden. Knapp die andere Hälfte würde das Tote Meer auffüllen.
Umweltschützer warnen jedoch vor den Folgen. Ein großes Problem entstünde etwa durch den Kontakt des sulfatreichen Wassers aus dem Roten mit dem kalziumhaltigen des Toten Meeres. Israelische Wissenschaftler befürchten: Falls es nicht gelänge, das Wasser des Salzsees ausreichend zu durchmischen, könnten große Mengen an Gips und Steinsalz entstehen und sich am Seegrund oder am Ufer niederschlagen.