Symbolischer Brandfleck und große Leseaktion aus verbrannten Büchern
Mit dem Gedicht „Fragen eines lesenden Arbeiters“ von Berthold Brecht eröffnete Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe gestern die große Leseaktion zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 26. Mai 1933 in Lübeck. Die zahlreichen Zuhörer gruppierten sich vor dem Buddenbrookhaus um einen etwa drei Meter großen, schwarzen symbolischen Brandfleck, den der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner zuvor mit Farbe auf dem Gehweg angebracht hatte.
Daneben war in großen weißen Buchstaben der Satz: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ von Heinrich Heine zu lesen. Prominente, Schüler und Lübecker Bürger waren aufgerufen, vor dem Buddenbrookhaus auf der Straße fünf bis zehn Minuten aus „verbrannten Werken“ vorzulesen. So las Antje Peters-Hirt, Direktorin der Gemeinnützigen aus dem Essay „Vom kommenden Sieg der Demokratie“ von Thomas Mann. 1938 klagte der bereits im Exil lebende Autor in dieser Schrift die Gewalt des Faschismus an. Ein altes Exemplar, des Werkes „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque ist der Verbrennung entkommen.
Der Direktor der Stadtbibliothek Bernd Hatscher präsentierte das Buch und las daraus vor. Die Zuhörer erfuhren außerdem, dass die gesamten Bestände der Stadtbibliothek Lübeck von der Verbrennung 1933 verschont blieben. Allerdings gab es einen großen „Giftschrank“ mit Büchern, die nicht mehr ausgegeben werden durften. Mit vielen weiteren Beiträgen aus den Werken von Thomas Mann, Heinrich Mann, Erich Mühsam, Heinrich Heine und anderen wurden die zahlreichen „verbrannten“ Bücher gewürdigt. Einen interessanten Beitrag leistete ein 11. Jahrgang des Katharineums. Neben literarischen Texten lasen die Schüler auch einen Originalzeitungsartikel aus dem Jahre 1933, der zur „Verbrennungaktion gegen undeutsche Literatur“ aufrief: Die Schüler präsentierten außerdem so genannte Feuersprüche“, die Teil der Verbrennungzeremonie waren.
Der symbolische Brandfleck und das Heine-Zitat werden noch eine Weile in der Mengstraße zu sehen sein und erst nach und nach durch Witterung und Abrieb verschwinden.
Organisiert wurde die Aktion von der Erich-Mühsam-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Förderverein des Buddenbrookhauses, der Heinrich-Mann-Gesellschaft und der Thomas-Mann-Gesellschaft.