Lübeck Lupe

Kölnische Karnevalsgesellschaft 1945 e.V. ehrt Stadtpräsidenten mit ihrem Orden

Koelnische-KG-Gr
Historische wie andauernde Gemeinsamkeiten tauschte Stadtpräsident Peter Sünnenwold mit Gästen aus Köln bei einem Empfang im Audienzsaal des Lübecker Rathauses aus. Besondere Gäste, Senatoren aus dem kölschen Karneval, deren Gesellschaft bereits fünf Mal das Dreigestirn stellen durfte. Bützchen (Küsschen) gab es unter Männern nicht. Dafür aber Karnevals-Orden und eine Grußadresse des Kölner Oberbürgermeisters bei Rotspon und Marzipan.

Foto (RB): Den Senatoren und dem Gastgeber ein dreifaches Kölle Alaaf und Lübeck Ahoi!
Was haben Köln und Lübeck gemeinsam? Klar, beides sind Hansestädte. Die an der Trave zudem Königin der Hanse, auch wenn sie damals nicht einmal Deutschlands größte Stadt war. Denn das war – Köln! Königin ist Lübeck längst nicht mehr. Im Gegensatz zur Domstadt am Rhein. Die ist nämlich nach wie vor „Majestät“ zumindest im Karneval. Der allerdings verbindet erneut beide Städte: Während Köln unumstritten die Hochburg des Frohsinn ist, kümmert der Straßenkarneval in Lübeck vor sich hin, wenn auch der im „Saal“ den Bären tanzen lässt. Sehr schön nun, dass die Kölnische Karnevalsgesellschaft 1945 e. V. mit einem dreitägigen Besuch ihrer historischen wie „jecken“ Partnerstadt die Ehre gab. Die wiederum beantwortete Lübecks Stadtpräsident Peter Sünnenwold mit einem Empfang in Lübecks schönster Stube – dem Audienzsaal.

Warum auch immer gewisse Medien dem Anlass und der Einladung nicht gefolgt waren, so blieb man eben „unter sich“, was später noch erklärt werden soll. Immerhin hat diese Karnevalsgesellschaft, eine der führenden und renommiertesten Gesellschaften und dabei keine Corpsgesellschaft, unter anderem bereits fünf Mal das Kölner Dreigestirn stellen dürfen. Eine ganz besondere Ehre, die in Köln von hervorragender Bedeutung ist. Eine Gesellschaft von 500 Mitgliedern, der 30 „Senatoren“ als „harter Kern“ oder „graue Eminenzen“ vorstehen.

Peter Sünnenwold begann seine Begrüßung dem Anlass gemäß mit spitzbübischem Lächeln: „Wo Sie jetzt stehen, sehr geehrte Herren, standen früher einmal, in der Hansezeit, die Angeklagten! Denn dieser Saal war damals der Gerichtssaal, hier tagte das Gericht für alle Städte der Hanse. Sie sehen hier noch die Gerichtsschranken!“ Eine „Rakete“ gab es da noch nicht für ihn, aber die kölschen Hansebrüder schmunzelten ebenso schelmisch. Bei Lübeck als dem Haupt der Hanse und damals der zweitgrößten Stadt Deutschlands klärte sogleich ein Zwischenruf, dass dies – eben Köln war. Sehr zufriedene Gesichter bei den Gästen, als der Stadtpräsident von einer weiteren Stadt des rheinischen Karnevals sprach, diese jedoch wohlweißlich nicht nannte.

Eindeutig zu erkennen, welche denn gemeint sei wenig später bei der Gästerede des Senatspräsidenten der Karnevalsgesellschaft Rolf Lautenbach, als dieser das Kölner Pendant zum Lübecker Marzipan das Kölsch nannte. Dies im Zusammenhang vieler Brauereien, die es zwar in Lübeck historisch reichlich gab und Köln noch heute damit glänzt, die Hauptsache aber, es sei kein „Alt“. Der Senatspräsident berichtete, dass vor wenigen Tagen der 5. Präsident der Gesellschaft ernannt worden sei. Einer Gesellschaft, die 1945, als Köln völlig zerbombt in Schutt und Asche lag, der typischen Art des Kölners entsprechend, gegründet wurde. Die englischen Besatzer freute das absolut nicht, und so wich man nach Walporzheim an die Ahr aus. Ob da der köstliche Ahr-Spätburgunder kredenzt wurde oder man das heimische Kölsch mitgenommen hat, wurde nun im Audienzsaal nicht bekannt.

Dafür aber überbrachte Rolf Lautenbach einen Brief des Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramm, den man mit Sicherheit im Fernsehen bei den Übertragungen des kölschen Karnevals regelmäßig in den Gästereihen sehen kann. Ein Grußwort des „OBs“, der ebenfalls unter Hinweis auf die vielen historischen wie derzeitigen Gemeinsamkeiten sehr herzlich grüßen ließ. Wie im Grunde zu erwarten, ehrte der Senatspräsident den doch überraschten Stadtpräsidenten mit dem Karnevalsorden 2008 seiner Gesellschaft, dazu außerdem mit dem Orden des Kölner Oberbürgermeisters, den dieser mit auf die Reise in den Norden geschickt hatte. Peter Sünnenwold wird rasch auf diese Geste antworten. Vielleicht als „Päckchen“ mit leckerem Lübecker Marzipan. Vielleicht aber nimmt er solches auch einmal mit, wenn er zum Karneval nach Köln reist. Darauf ein kräftiges Lübeck Ahoi und ein dreifach Kölle Alaaf!

Wie angekündigt ein kleiner Nachsatz: Der „Pressevertreter“, der den Termin für die Lübecker Stadtzeitung und die Internetzeitungen „hier-luebeck“ sowie „HL-live“ wahrnahm, hat enge Beziehungen zum Köln-Bonner Raum. Selbst dort aufgewachsen, hat er schon als Mitarbeiter der früheren Publikation „Lübecker Markt“ den Karneval auf die „erste Seite“ gebracht. Da tat man sich an anderer Stelle lange Zeit sehr schwer damit. Oftmals zeigte man eher ein Tanzmariechen als neu gekrönte Lübecker Karnevals-Majestäten. Auch versuchte er, Ideen für ein Aufleben des Rosenmontagszuges zu entwickeln. Zumindest so lange, bis ihm erklärt wurde, „dieser sei gut so und man wolle den auch nicht anders“. Auch sein sicherlich fröhlicher Artikel „Der Lübecker Karneval aus der Sicht des Rheinländers“ erfreute die lübschen Funktionäre auch nicht wirklich. Offensichtlich sind hier Humor und Karneval bei einigen doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Einen davon zog sich dann der Kölner Karnevals-Senatspräsident spontan an: Für die aus seiner Sicht beachtenswerten Bemühungen um den Karneval in Lübeck ehrte er den Pressejecken ebenfalls mit dem Orden seiner Gesellschaft. Darauf allerdings dann doch eine „Rakete“ nach und auf Köln!