Travemünder Woche: Karibische Segelwoche mit Seriensiegern und neuen Meistern
Das blaue Wasser über 20 Grad warm, die Wellenkämme von mäßiger Nordostbrise weiß aufgeschäumt – traumhafter können Segelbedingungen nicht sein. Das genossen heute auch die Regattateilnehmer zum Finale der 119. Travemünder Woche.
Foto MK/Travemünder Woche
Nach insgesamt mehr als 250 Wettfahrten in 29 Bootsklassen fielen noch zehn Entscheidungen. Dabei krönten Helge und Christian Sach aus Zarnekau/Ostholstein ihre einzigartige TW-Karriere mit dem 15. Gesamtsieg, diesmal im Formula 18-Katamaran. Die Europacup-Regatta der 505er, die im kommenden Jahr zur internationalen deutschen Meisterschaft (IDM) wiederkommen, gewannen Jens Findel und Johannes Tellen aus Kiel.
„Es war die schönste Travemünder Woche seit vielen Jahren“, meinten die Sach-Brüder bei der Siegerehrung vor zahlreichen Zuschauern im Volkswagen Seglervillage, „bessere Bedingungen gibt es nirgendwo.“ Nach Starkwind mit stürmischen Böen zu Beginn und einem Flautentag ermöglichte die Schönwetterlage fast das komplette Wettfahrtprogramm. Die Seriensieger aus dem Dorf Zarnekau hatten im ersten Teil der Regatta bereits überlegen die Internationale Deutschen Meisterschaft der olympischen Tornados gewonnen. Am Schlusstag hätten sie schon gar nicht mehr anzutreten brauchen, legten aber noch einen haushoch überlegenen Tagessieg hin, ehe sie vor dem Start der Finalwettfahrt nach Hause „abbogen“.
Jens Findel und Johannes Tellen wurden ihrer Favoritenrolle auf einen Medaillenrang vollends gerecht und bauten mit dem Gesamtsieg außerdem ihre Führung im 505er-Eurocup aus. „Wir sind mit unser Leistung genauso hochzufrieden, wie mit den exzellenten Windbedingungen“, so 505er-Sportwart Findel, „mit den Eindrücken wollen wir international Werbung für die IDM 2009 machen.“ Dort könnten bis zu 60 Schiffe mobilisiert werden.
In diesem Jahr war die deutsche Meisterschaft der Folkeboote mit 58 Teilnehmern die am stärksten besetzte Klasse. 56 Hochseeyachten waren am ersten Tag der Travemünder Woche zur ersten Etappe des Baltic Sprint Cups nach Karlskrona in Schweden aufgebrochen, während mehr als 40 seegehende Dickschiffe für ihre Kurzwettfahrten zum Ostsee Cup in Travemünde blieben.
In der olympischen 49er-Klasse, die auf der Bahn Beach direkt vor den Augen des segelinteressierten Publikums agierten, schafften Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann vom Norddeutschen Regatta Verein Hamburg durch zwei Tagessiege noch den erhofften Sprung aufs Treppchen, knapp hinter den Dänen Martin Due und Peter Keller. Ungefährdete Gesamtsieger aber wurden Erik Heil und Thomas Plößl aus Berlin.
Im Finn Dinghy war die Entscheidung schon am Vortag zu Gunsten des Junioreneuropameisters Jan Kurfeld (Wismar) gefallen. Den Zweikampf um „Silber“ entschied Masterweltmeister (Ü 40) Andre Budzien aus Schwerin durch einen Tagessieg im letzten Rennen gegen den Kieler Nachwuchssegler Thomas Reger mit einem Zähler Vorsprung für sich. Lokalmatador Simon Grotelüschen vom TW-Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club kam bei seinem Debüt im Finn gegen 30 Konkurrenten auf Anhieb auf einen starken vierten Platz. „Obwohl ich aufgrund der Terminüberschneidung mit der EM in meiner angestammten Laserklasse nicht starten konnte, wollte ich das Heimspiel nicht verpassen“, meinte Grotelüschen.
Eine englisch-deutsche Angelegenheit wurde der Eurocup der Javelin-Klasse. Die Briten Brian und David Earl waren zwar übermächtig. Aber dahinter schnappten Thomas Bröker und Volkmar Prehn aus Achim dem Pärchen Richard und Kathryn Smith (Großbritannien) den zweiten Platz im Endspurt noch weg. Vierter wurde der deutsche Klassenboss Jens Schlittenhard aus Braunschweig mit seinem Bruder Jan.
Die mit Spannung erwartete Premiere der Topcat-Strandkatamarane, die in drei verschiedenen Bootstypen zur deutschen Bestenermittlung riefen, wurde ein voller Erfolg. Topcat-„Botschafter“ Erich Brandstetter aus Gröbenzell schwärmte vom ausgewählte Seerevier der Klasse: „Hier könnten wir auch eine Welt- oder Europameisterschaft segeln.“ Allerdings mahnte er auch eine größere Fläche für die Boote am idealen Strandliegeplatz neben der Nordermole an.
Nach seinem Startverzicht am Ende war der Weg im Einmann-Kat K3 für eine Zweikampf frei, den der Ingolstädter Tom Grigoleit mit einem Tagessieg in der letzten Wettfahrt vor Wolfgang Gommel aus Regensburg für sich entschied. Während die Nordlichter Harald und Heike Ortmann (Quickborn) im K2 gewannen, dominierte der Süden im größten Topcat K1. Zweimal Platz ein bedeutete auch Gesamtrang eins für Sebastian Pfohl und Thomas Posch aus Marquartstein vor Rainer und Nina Klaus aus Otterstadt. Travemünder Woche-Sieger 2008 im Contender wurde der Hamburger Christian Krupp.
Die 120. Travemünder Woche wird im Zeichen der Nachwuchssegler stehen. Weil direkt im Anschluss an die TW die deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften aller anerkannten Bootsklassen des Deutschen Segler-Verbands (DSV) vor Travemünde stattfinden, dürfte das TW-Jubiläum in der zweiten Hälfte als Generalprobe genutzt werden. „Wir erwarten allein im zweiten Teil rund 1.300 Teilnehmer mit 800 Booten“, so Karin Böge und Claus Dieter Stolze, die Organisationsspitze der 340 Helfer starken Travemünder Woche. Sie findet das nächste Mal vom 17. bis 26. Juli statt.
(Ende)
Segeln in Zahlen
Ergebnisse vom 9. und letzten Tag der 119. Travemünder Woche (Sonntag, 27. Juli)
Olympische Klassen
49er
Endstand nach zwölf Wettfahrten: 1. Heil Erik/Thomas Plößel (Berlin) 15 Punkte; 2. Martin Due/Peter Keller (Dänemark) 39; 3. Tobias Schadewaldt/Hannes Baumann (Kiel) 40; 4. Max Lutz/Lennard Harneit (Bünsdorf) 41; 5. Michel Münker/Oliver Lewin (Kiel) 48; 6. Yannick Lexebvre/Matthen Janssens (Belgien) 55.
Finn Dinghy
Endstand nach acht Wettfahrten: 1. Jan Kurfeld (Wismar) 8 Punkte; 2. Andre Budzien (Schwerin) 11; 3. Thomas Reger (Kiel) 12; 4. Simon Grotelüschen (Lübeck) 19; 5. Dirk Meid (Mendig) 28; 6. Ulli Kurfeld (Wismar) 43.
Internationale und nationale Klasse:
Eurocup der 505er
Endstand nach elf Wettfahrten: 1. Jens Findel/Johannes Tellen (Kiel) 16 Punkte; 2. Lutz Stengel/Frank Feller (Rostock) 24; 3. Martin Goerge/Axel Priegann (kiel) 27;) 31; 4. Stefan Köchlin/Andreas Achterberg (Molfsee) 32; 5. Michael Quirk/Simon Reffold (Australien) 40; 6. Stefan Böhm/Gerald Roos (Hürth) 41.
Eurocup der Javelin
Endstand nach zehn Wettfahrten: 1. Brian und David Earl (Großbritannien) 12 Punkte; 2. Thomas Bröker/Volkmar Prehn (Achim) 23 3. Richard und Kathryn Smith (Großbritannien) 24; 4. Jens und Jan Schlittenhard (Braunschweig) 36; 5. Ben und Richard Fisher (Großbritannien) 37; 6. Peter Borck/Heiko Haake (Wardenburg) 46.
Deutsche Bestenermittlung der Topcat K1
Endstand nach neun Wettfahrten: 1. Sebastian Pfohl/Thomas Posch (Marquartstein) 12 Punkte; 2. Rainer und Nina Klaus (Otterstadt) 21; 3. Olaf Leuschner/Tim Steigert (München) 23; 4. Wilfried Jodorf/Günter Mörtel (München) 28; 5. Michael Winkelmann/Nicole Marquardsen (Hamburg) 43; 6. Marvin Kurbjuhn/Oliver Hahne (Möhnesee) 50.
Deutsche Bestenermittlung der Topcat K2
Endstand nach zehn Wettfahrten: 1. Harald und Heike Ortmann (Quickborn) 12 Punkte; 2. Sascha Treichel/Christian Tetsch (Wolfsburg) 16; 3. Sven Jürgensen/Fabian Steinbeck (Munkwolstrup) 19, 4. Ralf und Ronald Zank (Panketal) 32; 5. Dirk Säger/Katharina Kraatz (Grünstadt) 37 ; 6. Jürgen Knops/Sabine Knops (Kempen) 39.
Deutsche Bestenermittlung der Topcat K3
Endstand nach zehn Wettfahrten: 1. Tom Grigoleit (Ingolstadt) 16; 2. Wolfgang Gommel (Regensburg) 18 Punkte; 3.. Lorenz Buchler (Berlin) 23; 4. Stefan Albrecht (Renningen) 32; 5. Erich Brandstetter (Gröbenzell) 46; 6. Dieter Berkenkamp (Selm-Bork) 47.
Contender
Endstand nach zehn Wettfahrten: 1. Christian Krupp (Hamburg) 18 Punkte; 2. Stuart Brown (Lübeck) 24; 3. Oliver Thies (Tangstedt) 31; 4. Klaus Jünemann (München) 33; 5. Dirk Mueller (Bremen) 34; 6. Alexander Gröhlich (Wunstorf) 50.
Formula 18
Endstand nach zehn Wettfahrten: 1. Helge und Christian Sach (Zarnekau) 10 Punkte; 2. Eckart Kaphengst/Rasmus Toepsch (Kiel) 18; 3. Arne Gosche/Hannes Pegel (Kiel) 31; 4. Sven Lindstädt/Susanne Hahn (Norderstedt) 34; 5. Justus Wolf/Rea Nies (Hamburg) 49; 6. Frank Rübling/Maddin Bach (Oststeinbek) 49.