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Politik & Wirtschaft

IHK zu Lübeck stellt umfassendes regionales Verkehrskonzept vor

IHK-VerkKonzept
Die Region Lübeck mit dem Hafen an der Spitze hat seine Rolle als Logistik-Drehscheibe zum Ostseeraum in den vergangenen Jahren kräftig ausgebaut. Wie die IHK zu Lübeck in einem ersten umfassenden Verkehrskonzept für die Lübecker Region darstellt, zeichnen sich dennoch weitere Engpässe ab. Dieses Konzept soll als Forderung an die Politik bei der Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplanes von 2003 Berücksichtigung finden. Foto RB – BU siehe TextendeDer Bau der A 20, die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck, die Anbindung über die neue B 207 und die Nordtangente verbessern die Verkehrsanbindung unserer Region und des Hafens ganz entscheidend.

Trotzdem zeichnen sich weitere Engpässe ab. Da vor allem der Güterverkehr weiter deutlich schneller wächst als das Bruttoinlandsprodukt, steigt die Stauanfälligkeit auf den Hauptmagistralen und insbesondere im Großraum Hamburg. Die IHK zu Lübeck fordert deshalb weitere Anstrengungen zum Ausbau der Verkehrswege im Norden. „Gefordert ist vor allem der Bund: Der Norden wickelt über seine Häfen einen Großteil des deutschen Außenhandels ab. Er benötigt deshalb auch einen höheren Anteil an den Verkehrsinvestitionen des Bundes“, sagte Professor Dr. Bernd Rohwer, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck. Bisher, so Rohwer, erhalte der Norden sogar weniger Investitionsmittel, als es seinem Bevölkerungsanteil entspräche. „Die Bundespolitik muss realisieren, dass die Drehscheibenfunktion der Hafenregionen in Norddeutschland der gesamten Volkswirtschaft zu Gute kommt“, sagte der Hauptgeschäftsführer bei der Präsentation des IHK-Verkehrskonzeptes.

In der Broschüre listet die IHK erstmals ihre Forderungen an Politik und Verwaltung zum Ausbau der Verkehrswege in einem alle Verkehrsträger umfassenden und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Konzept auf. Die IHK-Vollversammlung hat das Papier einstimmig beschlossen. Rohwer: „Der Zeitplan ist bewusst gewählt: Da noch in diesem Jahr die Überarbeitung des 2003 beschlossenen Bundesverkehrswegeplanes beginnt, muss unsere Region ihre Forderungen rechtzeitig formulieren und in die Beratungen einbringen. Angesichts der neuen langfristigen Planungen des Bundes ab 2009/10 müssen wir verdeutlichen, was für unsere Region wichtig ist.“

Die IHK zu Lübeck werde dabei helfen, neue belastbare regionale Entwicklungsdaten in die Prognosen einzubringen, damit die Prioritätensetzung auch für den Bund schlüssig ist. Ganz oben auf der IHK-Liste stehen die Fertigstellung der Autobahn A 20, der Bau der festen Fehmarnbelt-Querung, die Höherstufung der Autobahn A 21 mit einer Elbquerung bei Geesthacht, die Ertüchtigung des Elbe-Lübeck-Kanals sowie die Qualitätssteigerungen im Eisenbahnpersonenverkehr. Die IHK zu Lübeck fordert die schnelle Ratifizierung des unterschriftsreifen Staatsvertrages über den Bau der festen Fehmarnbelt-Querung zwischen Deutschland und Dänemark noch in diesem Jahr und den zügigen Start der Planungs- und Bauarbeiten, damit die Brücke spätestens im anvisierten Jahr 2018 in Betrieb gehen kann.

Die deutsche Seite hat dem Partner Dänemark den Neubau beziehungsweise die Ertüchtigung der Hinterlandverbindungen zugesagt. Dafür muss die Bundesrepublik schätzungsweise 800 Millionen Euro aufwenden. Vorgesehen sind der vierspurige Ausbau der Autobahn A 1 bis Puttgarden, die Elektrifizierung der Bahnstrecke Lübeck-Puttgarden und der leistungsgerechte Ausbau der Eisenbahnstrecke Hamburg-Lübeck-Puttgarden. „Das schließt den Bau eines zweiten Gleises in Richtung Fehmarn unbedingt mit ein. Auch über den Fehmarnsund benötigen wir eine leistungsfähige Bahnverbindung“, betonte Rohwer.

Zur Gewährleistung der optimalen Verteilung des stetig zunehmenden Güterverkehrs setzt sich die IHK zu Lübeck für den vollständigen Ausbau der Bundesstraße 404 zwischen Bargteheide zur A 21 und ihren Anschluss an das niedersächsische Autobahnnetz (A 250/A 7) einschließlich Elbquerung als Ostumfahrung Hamburgs ein. „Dieses Vorhaben gehört in den Vordringlichen Bedarf des nächsten Bundesverkehrswegeplanes. Die jetzt geplante Dreispurigkeit des Abschnittes vom Autobahnkreuz Bargteheide bis zur Anschlussstelle Schwarzenbek entspricht nicht dem zu erwartenden Verkehrswert dieser Verbindung. Hier ist ein vierspuriger Ausbau des Abschnittes zielgerichtet“, sagte Rohwer.

Gemeinsam mit dem Verkehrsministerium in Kiel arbeiten fünf norddeutsche IHKs und der ADAC zurzeit an einer aktualisierten Potenzialanalyse. Großes Potenzial hat auch die Binnenschifffahrt. „Die regionale Wirtschaft und vor allem der Hafen Lübeck haben ein vitales Interesse am zügigen Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals“, so Rohwer. Durch Modellvorhaben im Zuge des Programmes ISETEC II (Innovative Seehafentechnologien) wollen die Planer den Kanal stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken, um den Druck auf die Politik zum zügigen Ausbau des Bauwerks zu erhöhen und neue logistische Lösungen voranzutreiben. „Auch in der Binnenschifffahrt liegt die Zukunft im Transport von Containern. Die geplanten Container-Terminals in Lauenburg/Elbe und Geesthacht werden dazu beitragen, das Ladungsaufkommen auf dem Kanal zu steigern“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer. Auch für den Schienenverkehr im Norden fordert die IHK zu Lübeck nachhaltige Verbesserungen.

Trotz der Einführung einer ICE-Verbindung in Richtung München mit dem Winterfahrplan appelliert die regionale Wirtschaft an die Verantwortlichen, weitere ICE-Verbindungen vor allem nach Frankfurt am Main und in den Kölner Raum zu etablieren. Wichtig ist auch die rasche Realisierung eines dritten Gleises zwischen Hamburg und Lübeck, vorrangig im Bereich Hamburg-Ahrensburg/Bad Oldesloe. Im Güterverkehr kommt es darauf an, dass nach der Elektrifizierung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck der Ausbau des Güterbahnhofes Dänischburg und die Elektrifizierung und Ertüchtigung der so genannten Uferbahn schnell vorankommen.

Auch das Oberzentrum Lübeck benötigt ein leistungsfähiges städtisches Verkehrssystem. Die IHK fordert daher die konsequente und zügige Umsetzung des zusammen mit Stadt und Land erarbeiteten Konzepts „Lübeck staufrei 2015“. Auf der Liste der bis 2010 zu verwirklichenden Prioriäten stehen die Umgestaltung des Lindenplatzes, die Optimierung der Ampelschaltung in der Fackenburger Allee mit der aktuell realisierten Rechtsabbiegerspur in Höhe Bei der Lohmühle und die Linksabbiegerspur am Holstentorplatz in Richtung Willy-Brandt-Allee sowie die Errichtung einer Ampelanlage des Lindenplatzes. Insbesondere die Einführung einer Verkehrssteuerung und eines EDV-gestützten Lkw-Führungskonzeptes sind zu verfolgen.

Außerdem setzt sich die IHK zu Lübeck ein für eine Ertüchtigung der Eisenbahnstrecken Hamburg-Kaltenkirchen-Neumünster, Lübeck-Kiel, Lübeck-Lüneburg, Hamburg-Schwarzenbek sowie für den Ausbau des Regionalflughafens Lübeck-Blankensee und des Lübecker Hafens. Für den Kreis Segeberg fordert die IHK eine Schnellbahnverbindung zum Hamburg-Airport und den Ausbau der A 7 mit zusätzlichen Anschlussstellen im Raum Norderstedt. Auch der Bau der S-Bahn vom Hamburger Hauptbahnhof bis Ahrensburg und darüber hinaus und eine Ortsumfahrung für Bargteheide gehören zu den Forderungen im Verkehrskonzept der IHK.

Das Verkehrskonzept für die Region Lübeck ist als Broschüre zu beziehen bei der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, Standortpolitik, Ramona Stangl, Fackenburger Allee 2, 23554 Lübeck, Telefon (0451) 6006-188, E-Mail: stangl@ihk-luebeck.de oder als Download im Internet unter www.ihk-schleswig-holstein.de, Dokumenten-Nummer: 16245 verfügbar.

Quelle: IHK zu Lübeck

BU: IHK-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Bernd Rohwer sowie die IHK-Mitarbeiter Rüdiger Schacht und Martin Krause stellten das kompakte Verkehrskonzept für die Region Lübeck vor.