Dr. Peter Guttkuhn „übernahm“ 239. Literarischen Frühschoppen des Autorenkreises Lübeck
Lutz Gallinat berichtet: Einen bunten Strauß lübeckischer Geschichten überreichte Dr. Peter Guttkuhn am letzten Sonntag beim 239. „Literarischen Frühschoppen“ des „Lübecker Autorenkreises und seine Freunde e.V.“ im „Alten Zolln“. Für seine lebendige Lesung „zollte“ man dem Vortragenden überaus anerkennenden Beifall.
Foto (RB): Lutz Gallinat konnte vom Verfasser für gemeinsame Kulturarbeit gewonnen werden.
Der frühere Oberstudienrat an der Lübecker Ernestinenschule erzählte humorvoll und mit einem Augenzwinkern über den Geburtstag seines Direktors, wobei er große Menschenkenntnis bewies. Er schilderte dann amüsant und pointiert die schulischen Folgen einer Verspätung nach einem Rückflug aus Teheran, die er mit einem Reisebericht vor der gesamten Oberstufe in der Aula begleichen musste.
Der Historiker und Germanist berichtete außerdem versiert von der Eingliederung Lübecks als kreisfreie Gemeinde in den preußischen Regierungsbezirk Schleswig und in die preußische Provinz Schleswig-Holstein. Die Regierten hätten dabei vom „Verlust der Freiheit“, „Raub der Selbständigkeit“ oder „später Rache des Diktators“ gesprochen, weil Hitler während seiner „Kampfzeit“ auf lübeckischem Gebiet nicht habe reden dürfen. Guttkuhn beleuchtete dann auch die „missglückte Judenmission Anno 1742 in Moisling“. Das Hallenser Institutum Judaicum habe unter der Leitung des pietistischen Theologen Johann Heinrich Callenberg (1694-1760) gestanden, der eine gut organisierte Missionierung der Juden- die erste ihrer Art- im deutschsprachigen Europa betrieben habe. Die Missionare aus Halle an der Saale hätten aber bei den toratreuen Landjuden der Moislinger Gemeinde keinen Erfolg mit ihren schwärmerischen Bemühungen gehabt. Die Mehrheit der Bevölkerung im Staate Lübeck sei 1742 an der Aufrechterhaltung der alten religiösen Ordnung interessiert gewesen. Hierin habe man sich mit den Absichten und Zielen der orthodoxen Moislinger Juden getroffen.
Der Schriftsteller, der auch als 2.Vorsitzender der literarischen Vereinigung fungiert und viele Bücher über das jüdische Leben in Schleswig-Holstein, Moisling und Lübeck publizierte, präsentierte schließlich die skurrilen und grotesken Namen etlicher jüdischer Sonderlinge aus seinem amüsanten Buch „Liebes, altes, jüd`sches Moisling“.
Peter Guttkuhn, der bei dieser Matinee für die erkrankte Autorin Elfriede Brüning eingesprungen war, wurde für seine anschauliche, lebendige und gut verständliche Lesung mit viel Beifall bedacht. Er wird im übrigen am 28.Oktober 2008 im Großen Saal der „Gemeinnützigen“ über den Eintritt der Juden in das Lübecker Bürgertum sprechen.
Lutz Gallinat