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Politik & Wirtschaft

Stichprobe in Mobilfunkshops: Miserable Beratung zu Tarifen und Preisen

Wer einen Handyvertrag abschließen will, sollte besser nur gut informiert einen Mobilfunkshop betreten. Das zeigte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale in 30 Läden in NRW. Seriöse Beratung im Mobilfunkshop – danach sollten die Tester der Verbraucherzentrale NRW bei insgesamt 30 Läden in Köln, Düsseldorf und Neuss Ausschau halten. Ein vergebliches Bemühen. Denn nicht ein Kundengespräch in den Niederlassungen von Telekom, E-Plus, mobilcom-debitel und o2 verlief ohne gravierende Mängel.Beispiel Anschlusspreis. Das ist das einmalig zu zahlende Entgelt, das die meisten Mobilfunk-Firmen gerne bei Vertragsabschluss kassieren. Doppelt ärgerlich dabei: Bei keinem der 30 Tarifgespräche wiesen die Verkäufer von selbst auf diesen Rechnungsposten hin. Guter Service sieht anders aus.

Erst auf explizite Nachfrage brach die Schweigemauer zusammen. „Wenn Kunden nach Zusatzkosten fragen, müssen diese erwähnt werden“, weiß Verbraucherjurist Thomas Bradler. Andernfalls könne eine arglistige Täuschung vorliegen, die zur Anfechtung des Vertrages berechtige. Vielleicht deshalb offenbarten nun die meisten Angestellten Preise zwischen 24 und 35 Euro.

Eine Überraschung gab es bei rund der Hälfte der Entgelt-Bekenner. Sie gedachten letztlich die Geldbörse doch zu schonen. Das O-Ton-Motto dabei: „Den Anschlusspreis kann ich wegmachen, aber nicht für jeden und nur heute.“ So kommt man zu Verträgen.

Wahrheit und Klarheit war auch nicht gerade die Devise, als die Tester den im Shop genannten Preis mit dem im Internet verglichen haben wollten. Ein Vergleich, der bei den in der Stichprobe ausgewählten Tarifen durchaus lohnte. Denn bei allen gab es im Netz einen Klick-Rabatt von mindestens zehn Prozent. Lediglich ein Shop toppte den knapp mit einem speziellen Tagesangebot.

Herbert Kluske, Geschäftsführer der mobilcom-debitel Shop GmbH, wähnt als „primäres Interesse“ der Mitarbeiter den „Abschluss des Kundengeschäfts“. Deshalb, so seine Einschätzung, weisen sie „nicht aktiv“ auf die „finanziellen Vorteile im Internet“ hin.“

So war es in der Tat. Doch damit nicht genug. Das Gros der Mitarbeiter erklärte vollmundig, dass ihr Preis mit dem im Internet identisch sei. Fünf Verkäufer schreckten sogar nicht vor der Behauptung zurück, dass der Vertragsabschluss online teurer sei. Einer drängte dabei rabiat zur Unterschrift, die – auf zwei Jahre gerechnet – Mehrkosten von satten 114,95 Euro verursacht hätte.

Gerade mal vier der 30 Verkäufer wiesen unumwunden auf die Preisvorteile im Internet hin. Eine kurze Nachfrage reichte, und zwei der vier (beide in o2-Shops) offerierten denselben Rabatt auch stationär. Das machte auf zwei Jahre addiert immerhin eine Ersparnis von 84 Euro aus.

Merkwürdigkeit am Rande: Sowohl beim Anschlusspreis als auch bei den Tarifen gab es mitunter Unterschiede selbst in den Filialen eines Anbieters. So sollte etwa für den Anschluss beim Tarif „Base-all-in“ in den E-Plus-Filialen zwischen 24,95 Euro und 35 Euro fällig werden.

Der Tarif Flat Light 100 von mobilcom-debitel wiederum schwankte je nach Shop zwischen monatlich 19,99 und 20,90 Euro. Grund dafür seien regionale Sonderangebote und Rabattaktionen, erklärte die mobilcom-debitel Shop Gmbh.