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Kultur & Wissenschaft

Sehnsuchtsmotive der Romantik im Behnhaus Drägerhaus

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Sonderausstellung „An den Wassern Babylons saßen wir“ vom 11. Oktober bis 10 Januar
Das Museum Behnhaus Drägerhaus zeigt vom 11. Oktober 2009 bis 10. Januar 2010 die Sonderausstellung „An den Wassern Babylons saßen wir“, Figurationen der Sehnsucht in der Malerei der Romantik. In den 1830er Jahren entdeckten zwei Maler – Eduard Bendemann (1811-1889) und Ferdinand Olivier (1785-1841) – fast zeitgleich das Thema der trauernden Juden im babylonischen Exil. Die im Psalm 137 des Alten Testaments wiedergegebene Klage „An den Wassern Babylons saßen wir und weinten…“ traf den Grundton der Zeit. Mit einer vielseitigen Auswahl an Landschafts- und Figurenbildern, rund 50 Gemälde und graphische Arbeiten von 23 verschiedenen Künstlern, widmet sich die neue Sonderausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus diesem Sehnsuchtsmotiv der Romantik. „Wir freuen uns, eine Ausstellung mit so hochkarätigen Leihgaben aus Deutschland und aus der Schweiz in Lübeck zeigen zu können“, erklärte der Geschäftsführende Direktor der Lübecker Museen, Prof. Dr. Hans Wißkirchen im Rahmen der heutigen Pressevorbesichtigung. Gemeinsam mit Dr. Michael Thimann vom Kunsthistorischen Institut in Florenz wird er die Ausstellung am Sonntag, 11. Oktober 2009, um 11 Uhr offiziell eröffnen. Dr. Alexander Bastek wird in die Aussetllung einführen. Für musikalische Unterhaltung sorgt Elena Lavrentev (Harfe). Der Eintritt beträgt fünf, ermäßigt 2,50 Euro.
Die beiden Hauptwerke der Ausstellung von Ferdinand Olivier und Eduard Bendemann behandeln das Thema der trauernden Juden im babylonischen Exil. Ferdinand Olivier wählte eine klassisch-heroische Landschaft, in die er das Bildpersonal staffageartig integrierte. Eduard Bendemann schuf hingegen eine figürliche Allegorie und stellte die trauernden Menschen in den Vordergrund seines elegischen Stimmungsbildes. Die Ausstellung bringt beide Gemälde in einen Dialog miteinander und offenbart im Zusammenhang mit Entwürfen und Vergleichswerken ihre ganz unterschiedlichen Bildkonzepte.
„Es freut mich besonders, dass die Ausstellung ihren Ausgangspunkt in einem Bild aus der eigenen Sammlung nimmt“, betonte der Leiter des Hauses, Dr. Alexander Bastek. Es handelt sich um Ferdinand Oliviers „Landschaft mit trauernden Juden“. Olivier wurde 1817 mit seinem Bruder Friedrich in den römischen Lukasbund aufgenommen. Als Nazarener hat er damit einen sinnvollen Ort in der Sammlung des Museums Behnhaus Drägerhaus, die hier einen ihrer Schwerpunkte hat. Das zweite zentrale Bild der Ausstellung ist Eduard Bendemanns elegisches Stimmungsbild „Die trauernden Juden im Exil“, das dem Museum Behnhaus Drägerhaus aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt wurde.
Die Ausstellung, verfolgt das Thema des Vergleichs in einer konzentrierten Auswahl von etwa 45 Exponaten: Zu sehen sind Gegenüberstellungen von Landschaft und Figur, Malerei und Zeichnung, Früh- und Spätwerk, Trauer und Hoffnung. Verbindendes Element bleibt die Sehnsucht. Dabei wird deutlich, dass sich die Bildkonzepte der Kunst des frühen 19. Jahrhunderts einmal gedanklich entschlüsseln, andererseits auch emotional erfassen lassen. Diese Verbindung von Wissenschaft und Schaulust, von Erkenntnisgewinn und Anschaulichkeit ist erklärtes Ziel des Ausstellungskonzepts.
Rahmenprogramm:
Konzerte in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde in Lübeck:
* Mittwoch, 18. November, 19 Uhr: Das Duo Kalinowsky spielt im Museum Behnhaus Drägerhaus Werke von jüdischen Komponistinnen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der Bratschist Semjon Kalinowsky studierte in Lemberg und Danzig, später war er Solist beim Kammerorchester Lemberg, spielte im Symphonie Orchester Stettin und in der „Philharmonie der Nationen“. Er ist Mitglied des Hamburger Mozart-Orchesters. Die Pianistin Bella Kalinowska studierte an der Musikakademie in Odessa sowie an der Universität für Kunst und Kultur in Kiew. Seit 1999 leben beide Musiker in Deutschland. Im Rahmen der Ausstellung spielt das Duo das Programm „Das Lied der Mirjam – Werke von jüdischen Komponistinnen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.“ Es erklingen Kompositionen von Fanny Hensel-Mendelssohn, Helene Liebmann, Minna Keal, Vally Weigl, Lena Stein Schneider, Zara Levina und Sarah Feigin. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein dramatisches Schicksal und ein einzigartiges kompositorisches Schaffen, das – mit kleinen Ausnahmen – einer breiteren Musiköffentlichkeit bisher unbekannt geblieben ist. Eintritt: 9 Euro/ 6 Euro.
* Dienstag, 24. November, 20 Uhr: Klezmerkonzert mit dem Klezmerensemble der Musikhochschule Lübeck Die Veranstaltung beginnt bereits eine Stunde zuvor – 19 Uhr – mit einem Vortrag von Dr. Marlies Bilz-Leonhardt Titel: „Ausgerechnet Deutschland. Neues jüdisches Leben in Lübeck.“ Eintritt für Vortrag und Konzert: 6 Euro/ 4 Euro.
Für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren gibt es ein museumspädagogisches Programm an mehreren Samstagen (17.10., 24.10., 14.11., 21.11.). Nähere Informationen und Angebote für Schulklassen unter www.die-luebecker-museen.de im Internet oder unter der Rufnummer (0451) 122-4148. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden an jedem Sonntag um 11.30 Uhr statt. Kosten: 2 Euro zzgl. Eintritt. Gruppenführungen auf Anfrage unter der Rufnummer (0451) 122-4148.
Zur Ausstellung ist ein reich bebildeter Katalog erschienen (Herausgeber: Alexander Bastek und Michael Thimann). Der Katalog, der die Ausstellung wissenschaftlich begleitet, wurde in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Research-Group erarbeitet. Erschienen im Michael Imhof Verlag. Er ist im Shop des Museums zum Preis von 19,95 Euro erhältlich.