Thomas und Heinrich Mann in Venedigs Palazzo Albrizzi
In der Lagunenstadt öffnet am Sonnabend eine Ausstellung des Buddenbrookhauses
Das Lübecker Buddenbrookhaus präsentiert vom 31. Oktober bis 31. Dezember 2009 gemeinsam mit der Casa di Goethe, Rom, seine Ausstellung „Heinrich und Thomas Mann in Italien“ im Palazzo Albrizzi in Venedig.
Die zweisprachige Gemeinschaftsausstellung war bereits in Rom zu sehen und wird jetzt auf Vermittlung der Casa di Goethe von der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft in Venedig gezeigt.
„Die Ausstellung ist auch eine Kulturbotschafterin Lübecks in Italien“, sagt Holger Pils, der Leiter des Buddenbrookhauses. Sie beginne mit einer biografischen Einführung, die den italienischen Besuchern die Lübecker Herkunftswelt der Autoren anschaulich vorstelle und ihren Weg vom Norden in den Süden aufzeige.
Die Schau widmet sich den vielschichtigen literarischen und biografischen Beziehungen der Schriftstellerbrüder zu dem Land, in dem sie gemeinsam die spannende Zeit ihrer literarischen Anfänge erlebten. Dabei begibt sie sich auf eine literarische Spurensuche in die Werke Heinrich und Thomas Manns, denn – obgleich künstlerisch verfremdet – taucht Italien dort immer wieder auf.
Äußerlich betrachtet hatten die Brüder ihre großbürgerliche Herkunft Lübeck weit hinter sich gelassen haben, als sie 1895 gemeinsam ein Jahr in Rom und dem Nachbarstädtchen Palestrina verbrachten, doch erst in der Fremde entfalteten sich die Auseinandersetzungen mit der Vaterstadt bei beiden Brüdern zur großen Kunst.
Thomas Mann begann in Rom mit der Niederschrift seines Lübeck-Romans „Buddenbrooks“, für den er 1929 den Literaturnobelpreis erhielt. Italien bedeutete für ihn den Durchbruch und wurde zum literarischen Hintergrund zahlreicher Werke, wie seiner Novellen „Der Tod in Venedig“ und Mario und der Zauberer.“ Sogar noch im „Doktor Faustus“ von 1949 führt er den Leser nach Palestrina, wo das zentrale Kapitel mit dem Teufelsgespräch spielt.
Heinrich Mann bekannte: „Mein Talent ist in Rom geboren“ und löste sich in seinem Roman „Die kleine Stadt“ aus ästhetisierender Selbstbespiegelung und wurde zum Gesellschaftsanalytiker. Italienbezüge finden sich in seiner Trilogie „Die Göttinnen“, die sich in den Trend der Wiederentdeckung der Renaissance der Zeit einreiht, sowie in der Novelle „Pippo Spano“, mit der er sich 1903 von dieser Strömung wieder distanziert.
Schließlich zeigt die Ausstellung, wie inspirierend die Begegnung der Brüder mit der italienischen Musik war. Auch die Audienz Thomas Manns bei Papst Pius XII., dem bis heute heftig umstrittenen „Holocaust-Papst“, wird in der Ausstellung thematisiert.
Die offizielle Eröffnung findet am Sonnabend, 31. Oktober, um 17.30 Uhr im Palazzo Albrizzi in Venedig statt. Zur Einführung wird Renata Crea von der Casa di Goethe sprechen. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr.