Miteinander leben – 75 Jahre wohnen auf der Herreninsel
Ausstellung im Industriemuseum dokumentiert das Siedlungsleben am Traveufer
Das Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk zeigt vom 30. Oktober 2009 bis zum 28. Februar 2010 die Sonderausstellung „Miteinander leben – 75 Jahre Wohnen auf der Herreninsel“. Die Ausstellung dokumentiert dieses Stück Geschichte anhand vieler Fotos und Schriftstücke. Die Ausstellung wird am 30. Oktober um 19.30 Uhr offiziell eröffnet. Zur Begrüßung und Einführung werden Dr. Wolfgang Muth, Leiter des Industriemuseums, und Hartmut Haase, Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Herreninsel, sprechen. Musikalisch wird die Veranstaltung durch die Brassband der Freiwilligen Feuerwehren Bad Schwartau untermalt.
Die Herreninsel entstand Anfang des vorigen Jahrhunderts durch die dritte Travekorrektur. Dadurch wurde die Siemser Halbinsel durchstoßen und der Flusslauf begradigt und vertieft. Der Verkehrsweg für die größer werdenden Schiffe in die Stadthäfen hinein wurde dadurch verkürzt. Als neuer Traveübergang wurde die erste Herrenbrücke, eine Doppeldrehbrücke, im Jahre 1902 eingeweiht. Auf der so entstandenen Halbinsel am südlichen Traveufer siedelten sich ab 1934 erste Familien an, zunächst noch in verschiedensten Provisorien. Ab den 1940er Jahren kamen weitere Siedler dazu, zunächst ausgebombte nach dem Bombenangriff auf die Lübecker Altstadt vom 28. März 1942, und nach Kriegsende Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten. Im Laufe der Jahrzehnte entstand so ein enger Zusammenhalt. Die zunächst selbst organisierte Infrastruktur wurde nach und nach von der Stadt übernommen, wodurch sich der Wohnkomfort steigerte. Das Gemeinschaftshaus entstand in Eigenarbeit, Vereine und gemeinsame Feste vertieften das Gemeinschaftsgefühl.
Die Herreninsel war immer wieder ein Objekt, auf das verschiedenste Interessengruppen ein begieriges Auge geworfen haben, sei es für die Ansiedlung von Industriebetrieben oder zur Hafenerweiterung. Dem stand aber die Besiedlung entgegen. Das Grundproblem der Verträge besteht darin, dass es sich um Wohneigentum auf von der Stadt vermietetem Land handelt. Mehrere Versuche seitens der Stadt, die Bewohner zu umzusiedeln, konnten allerdings immer wieder gemeinsam abgewehrt werden. Dr. Wolfgang Muth, der Leiter des Industriemuseums erklärte: „Das Museum zeigt am Beispiel des Hochofenwerkes und der Flender Werft die Arbeitsbedingungen der Menschen im Stadtteil Kücknitz und wie sie mit ihrem Familien ihr Leben dort organisierten. Deshalb passt eine Ausstellung über die Geschichte einer kleinen Siedlung am Traveufer, umgeben von Hafen und Industrie, genau in die Thematik unseres Hauses.“
Die Ausstellung kann jeweils freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt beträgt 2,50, ermäßigt einen Euro. Führungen für Gruppen und Schulklassen können jederzeit unter der Rufnummer (0451) 30 11 52 vereinbart werden.
Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre, die zum Preis von sechs Euro im Industriemuseum und bei der Siedlergemeinschaft Herreninsel zu erwerben ist.