Lesung von Romy Salvagno in Lübeck
Autor: Lutz Gallinat – Es war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Soiree. Die Musik- und Kunstakademie Lübeck präsentierte am 10.August 2013 in ihrem reichlich gefüllten Veranstaltungsraum nach einführenden Worten Victoria Valentins unter dem Motto „Klangspiel-Wortklang-Flötenspiel“ einen Abend mit Gedichten und Musik.
Die Lyrikerin Romy Salvagno, Pohnsdorf/Ostholstein, bot dabei einen Querschnitt durch ihre Lyrik, las aber auch einfühlsam, nuanciert und akzentuiert bisher unveröffentlichte Poeme. Ihre ausgefeilten und erlesenen Gedichte sind bisweilen mystisch und seraphisch und enthalten reizvolle surrealistische und expressionistische Elemente. Feinsinnig und partiell enigmatisch-kryptisch gestaltet die Autorin die maritime Atmosphäre. Sie offeriert interessante Momentaufnahmen und pointilistische und farbige Impressionen. Die Wortbilder sind ausdrucksvoll und oft auch doppeldeutig. Mit einer kühnen Metaphorik erweitert Romy Salvagno das Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen. Reizvolle Neologismen, Montagen und Collagen werden mit extremer Abbreviatur zum Klingen gebracht. Auch die Todesahnung wird intensiv und fokussiert thematisiert. Existenzialistisch und partiell auch sozialkritisch orientiert, gestaltet die Autorin subtil die Angst und reflektiert philosophisch inspiriert mit vielen originellen und phantasievollen Variationen das Problem der Zeit. Sie beschreitet in einer virtuellen Realität akrobatisch, artifiziell und intellektuell den Weg von der Natur- zur Gedankenlyrik.
„Es sind die im Garten meiner Fantasie blühenden Ideen, die mich antreiben, Kunst zu gestalten und Gedichte zu schreiben“, sagt Romy Salvagno, die bei dieser Veranstaltung gleichzeitig eine Auswahl ihrer farbenreichen, originellen und hintergründigen Ölbilder zeigte.
Die Künstlerin, die Mitglied im „Lübecker Autorenkreis“ ist, nahm erfolgreich an mehreren Literaturwettbewerben teil und erhielt bisher folgende Lyrikpreise: 1.Preis zur 3.Bonner Buchmesse Migration 2001; 3.Preis beim Inge-Czernik-Förderpreis für Lyrik 2009; 2.Preis der KünstlerGilde Esslingen 2011; 1.Preis zur 8.Bonner Buchmesse Migration 2011; 1.Preis der KünstlerGilde Esslingen 2012.
Für die musikalische Umrahmung sorgte bei diesem interessanten Event die Blockflötistin Birgit Puttkammer-Weber. Sie nahm die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise durch verschiedene Zeiten und Stilrichtungen, wobei Flöten unterschiedlicher Größe und Bauweise zu hören waren. Neben der großen Solopartita von J.S. Bach standen Variationen von bekannten Renaissancemelodien, zeitgenössische Kompositionen mit modernen Spieltechniken, aber auch kleinere Formen wie mittelalterliche oder moderne Tänze. Das Exzeptionelle an diesem Abend war, dass Lyrik und Musik nicht nur nebeneinanderstanden, sondern manche Gedichte direkt von Klängen, Melodien und Geräuschen umspielt und begleitet wurden. Nicht nur die Wellen des Meeres waren zu hören, auch Sehnsucht und Herzklopfen und man konnte auch musikalische Zitate wiedererkennen. Birgit Puttkammer-Weber spielte dabei virtuos, brillant und mit viel Verve und Esprit und meisterte auch die schwierigsten Passagen mit Bravour.
Beide Künstlerinnen wurden schließlich mit lang anhaltendem Beifall bedacht, für den sie sich mit einer reizvollen Zugabe bedankten.
Lutz Gallinat