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Politik & Wirtschaft

Kinderarmut als drängende gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Kinderarmut als drängende gesamtgesellschaftliche Aufgabe – Interessierte BürgerInnen mit wichtigen Fragen und Fachleute aus den Verbänden mit gelungenen Statements, ein dringendes Thema und keine freien Plätze, so lässt sich kurz die gemeinsame Veranstaltung der Grünen Landtagsfraktion Schleswig-Holstein und der Grünen Bürgerschaftsfraktion Lübeck zusammenfassen.

Als ReferentInnen standen Ingo Loeding (stellv. Vorsitzender Kinderschutzbund SH), Günter Ernst-Basten (Vorsitzender Paritätischer Wohlfahrtsverband SH) und Angela Jagenow ( Vorsitzende Verband Alleinerziehender Mütter und Väter SH) Rede und Antwort.

Durch die Veranstaltung führten Dr. Marret Bohn MdL (Gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion) und Andre Kleyer( stellv. Fraktionsvorsitzender der Grünen Lübecker Bürgerschaftsfraktion).

Nach kurzer Begrüßung und Vorstellung des Themas Kinderarmut folgten die Beiträge der ExpertInnen. Aus ihnen wurde deutlich, wie die Verbände zu der bisherigen Entwicklung der Kinderarmut stehen:

„Ein Skandal“ hätte eigentlich der Untertitel heißen müssen, sagte Ingo Loeding vom Kinderschutzbund. Herr Günter Ernst-Basten vom „Paritätischen Wohlfahrtsverband“ schloss sich an: „Die erschreckende Entwicklung ist, dass trotz guter wirtschaftlicher Lage und einem Absinken der Arbeitslosenzahlen, die Anzahl der Kinder, die in Armut leben, stagniert oder sogar steigt. Dieses Bild zeichnet sich für nahezu ganz Deutschland ab.“

Eine wichtige Teildebatte bezog sich auf die finanzielle Situation der Familien, um für alle Kinder gleiche Bildungs- und Teilhabechance zu schaffen. Hier wurde klar, dass eine flexible Ganztagsbetreuung und die Kostenfreiheit von Angeboten für einkommensschwache Familien zu den Schlüsselfaktoren gehören, um erfolgreich Kinderarmut zu verhindern.

Eine auskömmliche materielle Ausstattung der Familien und Kinder, sowie der Institutionen sei unabdingbar, aber auch eine gerechte Verteilung müsse angegangen werden.

Bei der Frage nach einer Grundsicherung für Kinder waren sich alle Teilnehmer einig: besser heute als morgen! Konsens herrschte ebenfalls über die Tatsache, dass neben dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes dringend weitere kommunale Hilfen ins Leben gerufen werden müssen. Als Beispiel dafür sei der Lübecker Bildungsfond eine großartige Blaupause.

Insbesondere die Vernetzung zwischen den Akteuren muss ausgebaut werden. „Zum Beispiel Austauschgruppen von Betroffenen, um Erfahrungen zu teilen und sich gegenseitig zu helfen, sind auf regionaler Ebene wichtig und nötig“, führte Angela Jagenow vom Verband der Alleinerziehenden auch in ihrem Vortag aus.

Die Grüne Landtagsabgeordnete Marret Bohn erläuterte die Folgen von Kinderarmut für die Betroffenen und mit besonderem Blick auf die gesundheitliche Entwicklung und Risiken. So überrascht es nicht, dass arme Kinder, in größerem Maße von Karies betroffen sind, weil Zahnpflege und gesunde Ernährung Geld kosten. Auch Jugendschwangerschaften nehmen zu, weil Verhütung und Aufklärung ebenfalls Geld kosten. Weitere Probleme sind unter anderem Essstörungen und psychische Belastungen. „Auch Mobbing ist ein oft unterschätztes Thema“, so Marret Bohn, „Keine Markenkleidung, Smartphones, Computer, wenig oder gar kein Taschengeld sind Umstände, die zu Ausgrenzung in z.B. der Schule führen.“

Das Schlusswort von Günter Ernst-Basten fasste alle Gedanken zusammen und wies den Weg nach vorne: „ Wir müssen anfangen, kindergerecht zu handeln und zu denken. Eine kinderfreundliche Stadt ist wichtig und gut, aber eine kindergerechte Stadt ist besser.“