28.“Internationales Lübecker Kammermusikfest“
Text: Lutz Gallinat · 28.“Internationales Lübecker Kammermusikfest“ im Lübecker Kolosseum. Es war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Soiree. Am Himmelsfahrtstag wurde im Rahmen des „28. Internationalen Lübecker Kammermusikfestes“ nach einführenden Worten der Veranstalterin und künstlerischen Leiterin Prof. Evelinde Trenkner im reichlich gefüllten Lübecker Kolosseum das 1. Konzert geboten.
Am Anfang stand der 5.Satz aus der 5.Sinfonie von Gustav Mahler (1860- 1911) in der vierhändigen Fassung , virtuos und brillant präsentiert vom Klavierduo Trenkner/Speidel. „Als Sensation muss die Begegnung mit diesem Klavierduo bezeichnet werden.Mit welcher Konzentration und geistigen Kraft die beiden deutschen Pianistinnen die gewaltigen Gebäude der drei Sinfonien von Mahler und Bruckner aufbauten, mit welcher Sicherheit sie die Orchesterfarben suggerierten und die Mitte zwischen allzu „kapellmeisterlichem“ und allzu „pianistischem“ Spiel steuerten, muss man gehört haben. Das Publikum folgte ihnen mit atemloser Spannung. Der Abschiedsgruß „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr -hier“, wie es „Die Presse“, Wien, formulierte. Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel meisterten auch die schwierigsten Passagen dieser Fassung des visionären, abgründigen, tief- und hintergründigen und apokalyptischen Werkes mit Bravour.
„Quattrocelli“ – das sind die vier Cellisten Lukas Dreyer, Matthias Trück, Tim Ströble und Hartwig Christ auf ihrem virtuosen Weg abseits des musikalischen Mainstreams. Mit „the quatrocelli scenes“ widmet sich das Ensemble in seinem aktuellen Programm auf seine unverwechselbare Art thematisch der Filmmusik.
Es bot mit großem Einfühlungsvermögen die u.a. die ausdrucks- , gehalt- und stimmungsvollen Stücke „Times“ von Tim Ströble/Matthias Sayer (1974, 1973), „Mission Impossible“ von Lalo Schifrin (Theme), (1932), „The Message“ von Nate James (1977), „Hable con Ella“ von Alberto Iglesias (1955) und „Man with Harmonica Cheyenne “ und „Bad Orchestra“ von Ennio Morricone (1928) mit reizvollen Montagen. Die vier Herren musizierten nicht nur hervorragend, sondern bestachen durch eine Bühnenshow voller Humor, Charme und Unterhaltung. Die Musik von quattrocelli wird eigens für das Ensemble arrangiert und komponiert. Dabei greifen die vier Musiker entweder selbst zur Feder oder arbeiten mit namhaften Komponisten zusammen. So widmete der weltberühmte Komponist Lalo Schiffrin den vier Cellisten ein eigenes Opus.
Das Ebonit Saxophone-Quartett bot dann schwungvoll, originell und phantasievoll die Stücke das Präludium aus „Faus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg (1843-1907), „Masques“ von Claude Debussy (1862-1918), das Prelude und die Fugue aus „Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel (1875-1937), „Die sieben sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn (1732-1809) und das Streichquartett Nr.12, Op. 96, von Antonin Dvorak (1841-1904) mit einem Feuerwerk an Ideen. Das funkelnde und inspirierte Ensemble „Ebonit Saxophone-Quartett“ besteht aus Dineke Nauta, Johannes Pfeuffer und Paulina Kulesza.
Björn Engholm hatte in seinen Eingangsworten das „Internationale Lübecker Kammermusikfest“ als Kleinod in der Lübecker Musikszene bezeichnet. Er erinnerte dabei auch an die spritzige und spontane Moderation Herrmann Boies. Jürgen Feldhoff moderierte bei diesem eindrucksvollen musikalischen Ereignis sicher, kenntnisreich, beherzt, engagiert und launig und gab einen erhellenden Einblick in das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler.
Alle Beteiligten erhielten von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern bei dieser Veranstaltung mit Unterstützung der Scharwenka-Gesellschaft e.V. sehr viel Beifall.