3,1 Millionen Euro für die Versorgung von Long-Covid-Betroffenen: Ministerpräsident Günther überreicht Förderbescheide
Schleswig-Holstein stärkt Versorgung von Long-Covid-Betroffenen · Ministerpräsident Günther übergibt Förderbescheide in Höhe von 3,1 Millionen Euro an das UKSH. Das Post-Covid-Syndrom (PCS), auch als Long-Covid bekannt, stellt ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Vor diesem Hintergrund stärkt Schleswig-Holstein die Gesundheitsversorgung für Menschen, die von der Erkrankung betroffen sind. Ministerpräsident Daniel Günther übergab heute mehrere Förderbescheide in Höhe von insgesamt gut 3,1 Millionen Euro an das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Die Mittel werden in drei Projekte fließen, die sowohl die Versorgung als auch die Erforschung von Long-Covid verbessern sollen.
Ministerpräsident Daniel Günther sagte: „Mit der Post-Covid-Ambulanz in Kiel und der Tagesklinik in Lübeck wird die schleswig-holsteinische Gesundheitsversorgung aufgewertet. Sie sind Meilensteine für die Versorgung von Patientinnen und Patienten, die von Long-Covid betroffen sind. Die Auswirkungen der Corona-Erkrankung werden bei vielen Menschen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, noch lange anhalten. Für diese Patientinnen und Patienten sind die neue Ambulanz und eine spezialisierte Tagesklinik von größter Bedeutung, auch, weil die Behandlungsmöglichkeiten immer noch rar sind. Das gilt auch für die Anlaufstellen, was für die Betroffenen häufig zusätzlich Erschwernisse bedeutet. Die Landesregierung nimmt die Sorgen und Nöte dieser Menschen sehr ernst. Eine solche richtige und sichtbare Anlaufstelle erhalten die Erkrankten jetzt mit den Einrichtungen.
Daher ist die finanzielle Unterstützung des Landes für die Forschung und die Langzeitversorgung wichtig und richtig.“ Der Regierungschef bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im UKSH: „Der Einsatz gegen die Covid-Langzeitfolgen ist ein gemeinsamer, so wie wir auch schon die Pandemie nur gemeinsam bewältigen konnten.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender (CEO) des UKSH, ergänzte: „Die Diagnose, Behandlung und Erforschung von Long-Covid ist eine äußerst komplexe Aufgabe, für die die Universitätsmedizin mit ihrer Expertise und Interdisziplinarität optimale Voraussetzungen bietet. Unser Ziel ist es, dass jede Patientin und jeder Patient die bestmögliche Behandlung erhält und zugleich sorgen wir dafür, dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse allen Betroffenen zugutekommen. Unser Dank gilt der Landesregierung für ihre Unterstützung bei dieser Herausforderung.“
Gezielte Projekte zur Unterstützung von Long-Covid-Betroffenen Zwei Projekte des UKSH, die vom Gesundheitsministerium mit fast zwei Millionen Euro gefördert werden, konzentrieren sich auf die interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit schwerem Post-Covid in Schleswig-Holstein. Spezielle Behandlungseinrichtungen am UKSH spielen hier eine zentrale Rolle: Am Campus Kiel wurde eine Post-Covid-Ambulanz für Erwachsene unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Heyckendorf, Direktor der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Pneumologie, eingerichtet.
Am Campus Lübeck wurde eine spezialisierte Tagesklinik für Kinder und Jugendliche etabliert, die von Prof. Dr. Folke Brinkmann, Leiterin der Sektion für Pädiatrische Pneumologie und Allergologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, geleitet wird.
Die Einrichtungen betreuen Patientinnen und Patienten, die mindestens drei Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion noch an Symptomen wie Fatigue, Konzentrationsstörungen, Atembeschwerden, Schlafstörungen, Geschmacks- und Geruchsstörungen oder kardiologischen Beschwerden leiden. Sie bieten eine umfangreiche diagnostische Abklärung und Behandlung. „Long-Covid als Folge einer SARS-CoV-2-Infektion stellt sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen ein komplexes Gesundheitsphänomen dar.
Glücklicherweise sind Kinder jedoch weniger häufig betroffen,“ erläutert Prof. Brinkmann. „Eine
funktionierende Vernetzung zwischen Niedergelassenen, Spezialambulanzen und Rehaeinrichtungen ist für
eine effektive Versorgung entscheidend.“
Ein weiteres Projekt, das mit 1,12 Millionen Euro vom Wissenschaftsministerium gefördert wird, widmet sich
der Erforschung der Langzeitfolgen von Infektionserkrankungen. Ziel ist es, Post-Covid-Zustände systematisch mit Folgen anderer Infektionen wie Influenza zu vergleichen. „Mit der geplanten Studie wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Ursachenforschung leisten und neue Therapieansätze entwickeln,“ erklärt Prof. Dr. Jan Heyckendorf, der auch als Professor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel forscht und lehrt.
Das UKSH hat sich schon früh auf die Erforschung von Folgeerkrankungen von Covid-19 fokussiert. Die COVIDOM-Studie, die über 3.500 Patientinnen und Patienten langfristig nachverfolgt, war eine der ersten Studien in Deutschland zu den langfristigen Verläufen von Covid-19 und lieferte bereits wichtige Erkenntnisse zur Phänotypisierung. Dies bildet die Grundlage für weitere Forschung und die Entwicklung effektiver Präventions- und Behandlungsstrategien.
Behandlungsweg für Long-Covid-Betroffene
Erster Anlaufpunkt für Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Long-Covid sollte immer die Hausarztpraxis sein. Nach einer initialen Einschätzung können Hausärztinnen und Hausärzte eine Überweisung an die spezialisierten Ambulanzen des UKSH vornehmen. In der Post-Covid-Ambulanz für Erwachsene am Campus Kiel sowie in der Tagesklinik für Kinder- und Jugendliche am Campus Lübeck erfolgt dann eine umfassende Diagnostik durch Expertinnen und Experten.
Die Diagnostik umfasst neurologische, pneumologische und kardiologische Untersuchungen, Laboranalysen und Spezialdiagnostik. Patientinnen und Patienten erhalten dabei einen Plan für die Abläufe in der Ambulanz bzw. Tagesklinik, durch den individuell auf ihre Gesundheitsprobleme eingegangen wird. Bei Bedarf erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Spezialabteilungen des UKSH, darunter auch das Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) für psychologische Unterstützung.
Nach Einreichung aller notwendigen Informationen und einer Überprüfung durch das UKSH wird ein konkreter Termin vereinbart. Patientinnen und Patienten werden gebeten, auf die Rückmeldung zu warten, da eine Terminvereinbarung ohne die geforderten zusätzlichen Informationen leider nicht möglich ist. „Derzeit ist in unserer Ambulanz leider mit erheblichen Wartezeiten zu rechnen, wir werden aber jede Patientin und jeden Patienten persönlich kontaktieren“, sagt Prof. Heyckendorf.