500 Jahre Reformation – „Gemeinsam die Stimme erheben“
Foto: wikipedia.de · 500 Jahre Reformation – „Gemeinsam die Stimme erheben“ · Schwerin (mi/std). An der Ökumenischen Feier des Pfingstfestes im Reformationsjahr 2017 im Dom St. Marien und St. Johannis und auf dem Marktplatz von Schwerin haben heute (5. Juni) rund 3.000 Menschen teilgenommen. Im Gebet gedachten sie dabei auch aller Menschen, die Opfer von Terror und Gewalt wurden – wie erst zwei Tage zuvor in London. Fürbitten galten den Verletzten, Verängstigten und Trauernden, Helfern und Sicherheitskräften.Unter dem Motto „Gemeinsam die Stimme erheben“ hatten die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), das Erzbistum Hamburg und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zu einem gemeinsamen Gottesdienst eingeladen. Christen unterschiedlicher Konfessionen aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein erinnerten damit zugleich an die Reformation vor 500 Jahren. Während des Gottesdienstes zogen die Teilnehmer in einer Prozession aus dem Dom auf den Marktplatz der Landeshauptstadt, wo Erzbischof Dr. Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) und Landesbischof Gerhard Ulrich (Nordkirche) predigten.
Erzbischof Heße betonte in seiner Predigt: „Ich bin überzeugt, auch die Fahrt, die die Ökumene in den letzten 100 Jahren aufgenommen hat, ist ein Geschenk des Heiligen Geistes. Wir sind uns als Kirchen theologisch und vor allem als Christen menschlich näher gekommen. Wir sind aus uns heraus gegangen, um uns gegenseitig zu verstehen. Unsere Verständigung in der Ökumene kann vielleicht auch ein Modell für unsere Gesellschaft sein. Denn trotz aller – noch – bleibenden Differenzen verstehen wir uns als zusammengehörig.“
Landesbischof Ulrich ging auf die Angst ein, wenn Halt und Vertrautes verlorengehen: „Solche Angst und ebenso die Wut angesichts der Terror-Morde, das Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein, machen das Herz eng. Aber genau das wollen die Mörder von Manchester, London und vielen anderen Orten der Welt ja nur erreichen.“ Gottes Geist befreie jedoch die verängstigten Jünger von ihrer Angst, so Ulrich zur biblischen Pfingstüberlieferung: „Freiheit ist ohne Vielfalt nicht denkbar. Das Pfingstwunder bringt Menschen aus der ganzen Welt zueinander. Gestaltet die Vielfalt im Glauben und im Respekt für die Würde des anderen – ganz gleich, woher er kommt! 500 Jahre Reformation – das ist heute ein ökumenischer Ruf an alle Christen: dass wir uns immer wieder neu an Christus orientieren. Gemeinsam sind wir auf diesem Weg und gehen weiter aufeinander zu – als Beispiel für die Welt.“
Manuela Schwesig: „Die Reformation prägt unsere Gesellschaft bis heute“
Die anschließende Mahlzeit unter freiem Himmel auf dem Marktplatz eröffnete die bisherige Bundesfamilienministerin und designierte Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig mit einer Tischrede. Darin betonte sie: „Ich finde es hervorragend, dass die evangelische und die katholische Kirche im Reformationsjahr gemeinsam das Pfingstfest feiern. Und dass diese Feier hier in Schwerin auf dem Markt, mitten in unserer Landeshauptstadt stattfindet, ist eine besonders schöne Idee. Die Reformation hat den Lauf der Geschichte verändert. Und sie prägt unsere Gesellschaft, gerade hier im Norden, bis heute.“
Norddeutsche Kirchen: Reformationserinnerung als gemeinsames Christusfest
Mit der Ökumenischen Feier des Pfingstfestes in Schwerin haben die christlichen Kirchen in Norddeutschland die Reihe von Gottesdienste und Veranstaltungen fortgesetzt, mit der sie gemeinsam an die Reformation erinnern. 2016 hatten Bischöfin und Bischöfe der Nordkirche und des Erzbistums Hamburg vereinbart, dies im Rahmen eines gemeinsamen Christusfestes zu tun. Diesem geistlichen Weg hatten sich auch die drei regionalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein angeschlossen.
So wurde am Vorabend des ersten Advents 2016 ein ökumenischer Licht-Gottesdienst im Schleswiger Dom gefeiert. Zum Ökumenischen Kreuzweg am Karfreitag haben die Kirchen nach Lübeck eingeladen und zur gemeinsamen Ostervesper am Ostermontag in den St. Marien-Dom in Hamburg.
Hintergrund: Ökumene und Pfingsten
Das Wort „Ökumene“ stammt aus der griechischen Sprache der Antike, in der auch das Neue Testament verfasst wurde, und ist dort ein Begriff für die gesamte bewohnte Welt (lat. orbis terrarum – Erdkreis/Weltkreis). In der Alten Kirche stand Ökumene für die Gesamtheit aller Christen. Seit dem 20. Jahrhundert wird damit insbesondere die weltweite Bewegung bezeichnet, die für Einigung und Zusammenarbeit der unterschiedlichen christlichen Kirchen eintritt.
Pfingsten ist in der Kirche das Fest der Ausschüttung des Heiligen Geistes, das fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Das Wort leitet sich von „pentekoste“ ab – griechisch für „fünfzig“. Im ursprünglich auf Griechisch verfassten Neuen Testament der Bibel wird berichtet, wie zu Pfingsten die Freunde Jesu nach dessen Tod, Auferstehung und Himmelfahrt den Heiligen Geist Gottes empfingen und begannen, die Taten Jesu und seine Auferstehung zu verkündigen. Pfingsten gilt darum auch als „Geburtstag“ der Kirche.