55 Siegerpokale nach 321 Rennen vergeben
Foto: © MK/Travemuender Woche
Das himmlische Kind ließ die Segler der 121. Travemünder Woche zwar am Finaltag im Stich und bot damit einen starken Kontrast zum Starkwind der Vortage. Doch unterm Strich fanden an neun Tagen 321 Rennen statt. 1462 Teilnehmer gingen bei der Mammutveranstaltung an den Start, und am Ende wurden 55 Siegerpokale vom obersten Wettfahrtleiter Walter Mielke und seinen Bahnchefs vergeben. Sportliche Höhepunkte der TW waren die Meisterschaften bei den Kat-Klassen. Altmeister Roland Gäbler (Tinglev) glänzte mit seiner Ehefrau Nahid als Weltmeister in der ehemals olympischen Tornado-Klasse, und die französischen Teams dominierten weitestgehend das Geschehen bei den zehn Entscheidungen der Multi Europeans der Hobie-Klasse. Zum Zuschauer-Magneten entwickelte sich die Premiere der Showrennen in der Segel-Arena Trave. Das Projekt mit spektakulären Klassen, die direkt vor dem Publikum segeln, soll auf jeden Fall fortgesetzt werden.
Nahezu spiegelglatt präsentierte sich die Lübecker Bucht den Athleten der neun Disziplinen, für die am letzten Sonntag noch Rennen vorgesehen waren. Lediglich die olympischen Laser Standard schafften mit Mühe eine Wettfahrt, die Tobias Schadewaldt (Kiel) für sich entschied. Lokalmatador Simon Grotelüschen kassierte dagegen eine Disqualifikation, blieb durch das Streichresultat aber im Gesamt-Ranking an der Spitze. Alle anderen Klassen kehrten nach zweistündigem Hoffen auf Wind mehr oder minder tatenlos wieder in den Hafen zurück. Damit durfte Florian Freimüller (Altenholz) einen makellosen deutschen Titelgewinn bei den Surfern in der olympischen RS:X-Klasse feiern.
„Absolut happy“ sei er, bekannte Surfer Freimüller, nachdem er in den Tagen zuvor sechs Siege in sechs Rennen eingefahren hatte. Der TW-Erfolg war sein erster deutscher Titelgewinn bei den Senioren. „Das war ein tolles Erlebnis. Ich habe allerdings Toni Wilhelm vermisst, gegen den ich hier gern gesurft wäre. Aber die Travemünder Woche passte nicht in seinen Zeitplan. Ich hoffe, diesen Schwung aus dem Erfolg nun in den Weltcup nach Weymouth und zur Weltmeisterschaft nach Kerteminde in Dänemark mitnehmen zu können“, sagte Freimüller.
Laser-Segler Simon Grotelüschen war trotz der Disqualifikation wegen Pumpens im Abschlussrennen zufrieden: „Die Disqualifikation war verschmerzbar, dafür gibt es ja die Streicher. Dass ich die Gelbe Flagge bekommen habe, war allerdings Auslegungssache. International gibt es andere Standards, da wäre das mit Sicherheit nicht geahndet worden. Aber die Jury hat halt so entschieden, da half auch alle Diskussion nichts“, sagte der Athlet des Lübecker Yacht-Clubs. Für Verfolger Tobias Schadewaldt war die TW ein „sehr schönes Laser-Erlebnis“. Denn der 49er-Segler hatte wie sein etatmäßiger Vorschoter Hannes Baumann, der Fünfter wurde, just for fun einen Ausflug in seine Ex-Klasse unternommen. „Mehr wird aber nicht daraus, der Fokus bleibt auf dem 49er“, so Schadewaldt.
Bei der deutschen Meisterschaft der Laser-Männer mit dem kleineren Nachwuchs-Rigg (Radial) setzte sich der Berliner Tobias Graf überlegen gegen Chris Bauermeister (Wismar) durch. Die Klasse wurde gemeinsam mit den Frauen gestartet. Hierbei war die Kielerin Martje Uecker die beste im Feld und kam im Gesamtranking auf Rang drei.
Durch die Flaute auf Eis gelegt blieb der Versuch der Brüder Helge und Christian Sach, bei der deutschen Bestenermittlung der Formula-18-Kats doch noch zum 17. Gesamtsieg bei der Travemünder Woche zu segeln. Die TW-Rekordsieger hatten sich im Laufe der Serie an die führenden Italiener Vittorio Bissaro/Lamberto Cesari herangearbeitet, wurden dann aber gezwungen, ihre Aufholjagd auf Rang drei abzubrechen. „Wir wären gern noch gesegelt, vor allem, um bei dem schwächeren Wind unseren neuen, längeren Schwerter auszuprobieren, auf die wir unser Boot in mühevoller Kleinarbeit angepasst haben. Aber so ist das nun mal. Das Glück ist mit den Tüchtigen. Und am Ende war eben nicht genug Wind, um noch zu segeln“, sagte Helge Sach.
Es war der zweite Bronzerang der Kat-Brüder bei 121. TW. Zuvor hatten sie die manroland Tornado-WM bereits als Dritte beendet. Bei den etwas kleineren F-18 holte sich das italienische Team Bissaro/Cesari mit zwei Punkten Vorsprung den Titel. Punktgleich mit den Sach-Brüdern blieben die Australier Brett Burvill/Ryan Duffield auf Platz zwei.
Die deutsche Bestenermittlung der Laser SB3 gewann die Crew von Reinhard Schroeder aus Grabow. Germans-Masters-Sieger der J/22 wurde der Niederländer Wouter Köllmann mit seiner Mannschaft.
Bereits am vorletzten Tag hatten die Hobie-Segler ihren TW-Abschluss gefeiert. Mit 252 Meldungen in zehn Disziplinen hatten sie das größte Kontingent bei der Travemünder Woche gestellt und gemeinsam mit den anderen Kat-Klassen Tornado, F-18 und A-Cat für ein buntes Treiben am Grünstrand gesorgt. „Wir hatten hier ein sehr schönes Event. Die Organisation an Land hat super funktioniert. Ein paar Dinge auf dem Wasser gäbe es zu verbessern“, sagte der zwölfmalige Europameister Detlef Mohr aus Reinfeld, der diesmal zwar ohne Titelgewinn blieb, bei den Hobie 16 Open aber zum siebten Mal Vizemeister wurde.
Sportlich zeigten die Franzosen, dass sie bei den Strandkatamaranen die herausragende Nation sind. Sechs von zehn Siegertrophäen gingen nach Frankreich. Die Niederländer räumten zweimal Gold ab, Spanien und Deutschland jeweils einmal. Knud Jansen/Anke Delius (Kiel) sorgten bei den Masters für den einzigen Heimsieg.
Nun beginnen die Veranstalter bereits mit den Vorbereitungen für das kommende Jahr, für das wieder einige Titelkämpfe auf der Regattabahn in Planung sind. Die Int. Canoes kommen mit ihren Weltmeisterschaften nach Travemünde genauso wie die Laser 2. Für die Traverennen werden schnelle, attraktive Zweirümpfer und Gleitfollen ausgesucht. „Wir wollen uns schrittweise weiter entwickeln und verbessern, damit wir im Jahr 2014 beim Jubiläum im 125. Jahr eine Travemünder Woche der Superlative feiern können“, sagte Andreas Stülcken, TW-Geschäftsführer und Vorsitzender des hauptverantwortlichen Lübecker Yacht-Clubs.