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60 Jahre Gütezeichen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

Das Gütezeichen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein feiert ein rundes Jubiläum. 1965 wurde es als erstes regionales Qualitätssiegel Deutsch-lands eingeführt. Heute sind die Erzeugnisse von 171 Betrieben der Land- und Ernährungswirtschaft mit dem Gütezeichen gekennzeichnet. Bei der heutigen Jubiläumsfeier im Kieler Landeshaus blickten Vertreter von Landesregierung, Landwirtschaftskammer und Bauernverband sowie Produzenten, Handel und Verbraucher auf sechs Jahrzehnte Qualität aus Schleswig-Holstein zurück und werfen zugleich einen Blick in die Zukunft von Deutschlands ältestem Regionalsiegel.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz gratulierte zur Erfolgsgeschichte: „Das Gütezeichen Schleswig-Holstein ist das älteste Siegel für regionale Lebensmit-tel in Deutschland und bis heute von großer Bedeutung für Schleswig-Holstein. Seit 60 Jahren steht es für geprüfte Qualität, transparente Herkunft und eine enge Ver-bindung zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel. In einer Zeit wachsen-der Ansprüche an Nachhaltigkeit und Regionalität übernimmt es eine zentrale Rolle: Es bietet verlässliche Orientierung für Verbraucherinnen und Verbraucher, stärkt die Wertschöpfung in den ländlichen Regionen und macht regionale Qualität sichtbar. Als Landesregierung stehen wir klar hinter diesem Zeichen – für eine starke, zu-kunftsfähige Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein.“

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, beschreibt die Vielfalt der Betriebe unter dem blau-grünen Qualitätssiegel: „Heute kennzeichnen 171 Betriebe der Land- und Ernährungswirtschaft ihre Produkte mit dem Gütezeichen Schleswig-Holstein der Landwirtschaftskammer. Über 100 wei-tere landwirtschaftliche Betriebe sind geprüfte Vorlieferanten. Neben der besonderen Produktqualität ist dabei die Vielfalt Programm. Das Zeichen verbindet Menschen und Märkte, es baut seit 60 Jahren Brücken zwischen Produzenten, Handelspartnern und Verbrauchern.“

Im Gütezeichen vereint in Gemeinschaft Nicht nur die regionale Herkunft, sondern vor allem auch die hohe Produktqualität sind wesentliche Aussage des Qualitätszeichens. Die Gütezeichen-Produzenten bil-den eine besondere Gemeinschaft – vom landwirtschaftlichen Betrieb über die Hofkä-serei bis hin zum internationalen Markenartikler, sind alle vertreten. Sie alle haben denselben Ansporn: regional erzeugte Lebensmittel von höchster Qualität zu liefern.

Von Fleisch bis Kartoffeln – alles dabei Zu den ausgesuchten Gütezeichen-Spezialitäten gehören Fleischwaren, Fisch und Käse, aber auch Honig und Kartoffeln. Alle Lebensmittel, die diese Auszeichnung tra-gen, müssen sich regelmäßig neutralen Kontrollen unterziehen. Bei der Prüfung auf Aussehen, Geruch und vor allem Geschmack sind Bestwerte gefragt. Alle Gütezei-chen-Produkte sind damit hochwertige regional erzeugte Lebensmittel und erfüllen höchste Anforderungen an Qualität und Genuss.

Ausgezeichnete Qualität – der Beginn der Erfolgsgeschichte 1965 Das Ziel war klar gesteckt, als die Landesregierung die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Jahr 1965 mit der Entwicklung und Einführung eines regiona-len Warenzeichens beauftragte. Der damalige Landwirtschaftsminister Ernst Engel-brecht-Greve begründete seine Strategie: „Nur Qualitätserzeugnisse werden die bis-herigen Märkte behaupten und neue Marktanteile gewinnen können. Wichtig ist so-mit, dass sie schon rein äußerlich für jeden als solche leicht erkennbar sind. Darin lie-gen Wert und Bedeutung der Gütezeichen.“

Das war die Geburtsstunde des „Landschaftsgebundenen Gütezeichens“ für Quali-tätserzeugnisse der Land- und Ernährungswirtschaft aus Schleswig-Holstein, damals noch als „Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein“.

Und es war auch der Beginn einer einmaligen Erfolgsgeschichte, die bis heute ein-drucksvoll für die Stärkung heimischer Produkte und das Vertrauen in sie steht. Zu den ersten Gütezeichen-Produkten gehörte der Holsteiner Katenschinken, es folgten bekannte Spezialitäten, die zum langjährigen Wegbegleiter des Qualitätssiegels wur-den. Der Holtseer Tilsiter gehört genauso dazu wie die Böklunder Würstchen, heimi-sche Spirituosen wie Küstennebel aus Eckernförde oder der Oldesloer Weizenkorn.

Von Beginn an kam das neue Gütezeichen bei den Verbrauchern bestens an. Schnell präsentierte der Lebensmittelhandel die Gütezeichen-Produkte. Und das weit über Schleswig-Holstein hinaus.

„Zeichen“ setzen – auch über Grenzen hinweg Bereits 1968 eroberte sich das Gütezeichen im geteilten Berlin einen festen Platz. Nicht nur bei der Internationalen Grünen Woche konnten die Westberliner das Güte-zeichen erleben, auch am Ku`Damm und auf zahlreichen Omnibussen strahlte das blau-grüne Schleswig-Holstein-Zeichen.

Das nördlichste Bundesland galt damals als so etwas wie der Garten des geteilten Berlins, Schleswig-Holsteins Landwirtschaft und seine Produzenten lieferten viele ih-rer Spezialitäten in den Westteil der Stadt. Umso mehr wurden dort die regionalen Gütezeichen-Produkte zu einer identitätsstiftenden und über Grenzen hinweg verbin-denden Marke.

Diese Marke galt es in den folgenden Jahren weiter zu stärken: Bereits 1970 wur-den die ausgewählten Gütezeichen-Produkte nicht mehr allein sensorisch überprüft, ihre Qualität wurde fortan auch mittels analytischen Tests in unabhängigen Laboren bestätigt. Die Qualitäts- und Prüfbestimmungen wurden in Fachgremien aus Herstel-lern entwickelt. Dabei beteiligten sich auch namhafte Produzenten und Institute au-ßerhalb Schleswig-Holsteins an der Definition von Qualitätskriterien für verschiedene Produktgruppen.

Auch in anderen Bundesländern war das Interesse an Produkten aus Schleswig-Hol-stein groß. Bei bundesweiten Verkaufsaktionen erzielten die Produzenten einen steti-gen Zuwachs an Erlösen. Der Erfolg des regionalen Qualitätskonzeptes fand bundes-weit große Beachtung. 1977 zeichnete das Branchenblatt „Lebensmittelzeitung“ dasGütezeichen der Landwirtschaftskammer mit dem „Goldenen Zuckerhut“ aus. Der begehrte Preis wird bis heute für innovative und erfolgreiche Marketingkonzepte in der Lebensmittelbranche vergeben.

In den 80er-Jahren begann die große Zeit der internationalen Fachmessen. Das Gü-tezeichen reiste mit seinen Firmen- und Produkten um die Welt. Viele der ursprüngli-chen kleinen Familienunternehmen hatten sich inzwischen zu nationalen Größen mit starkem Interesse am Auslandsgeschäft entwickelt. Und so leuchtete das Schles-wig-Holstein-Zeichen an Gemeinschaftsständen in New York und San Francisco, in Paris, Brüssel, Neu-Delhi und auch in Moskau.

Heimische Produkte sind gefragt – mehr Vertrauen und Identifikation Ein Großteil der Konsumenten, das zeigen Umfragen immer wieder, verlangt heute regelmäßig nach Produkten aus der Region. Aus gutem Grund: Heimische Produkte bieten Identifikation, viele Kunden haben einfach auch ein größeres Vertrauen in die Produkte aus der Nachbarschaft. „Regionale Marken, die auf ihren Ursprung zu-rückverfolgt werden können, wirken im weiten Meer der anonymen Globalisie-rung wie Anker. Sie bieten Sicherheit und Orientierung“, so Kammerpräsidentin Ute Volquardsen. Hinzu komme, dass auch der Faktor Nachhaltigkeit die Kaufent-scheidung zunehmend beeinflusse: Regionale Lebensmittel ermöglichen kurze Wege, eine Stärkung der örtlichen Wirtschaftskraft und durch die engen Beziehungen zu den Herstellern eine höhere Transparenz.

Ein Stück Tradition in die Zukunft führen Die lange Tradition des Gütezeichens gilt es zum 60-jährigen Bestehen jetzt nicht nur zu bewahren, sondern alle Beteiligten wollen es auch aktiv in die Zukunft führen. Ute Volquardsen, Vorsitzende des Qualitätsausschusses, stellt fest: „Transparente heimische Wertschöpfungsketten beweisen in schwierigen Zeiten ihren wahren Wert. Sie sind eine stabile Verbindung zwischen Wirtschaftspartnern und geben den Ver-brauchern in der Krise Vertrauen zurück. Unser Gütezeichen hat sich in den vergan-genen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und wird sich auch zukünftig neuen Her-ausforderungen stellen müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir diese gemein-sam mit unseren Partnern in Schleswig-Holstein auch im kommenden Jahrzehnt er-folgreich meistern werden. “

Foto: Sandra van Hoorn ·