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Politik & Wirtschaft

„Altersgerechte Technik“ als Chance für die Wirtschaft

Die steigende Lebenserwartung und die Möglichkeiten, bis ins hohe Alter das Leben zu genießen, gehen einher mit dem Wunsch, lange und selbstbestimmt im häuslichen Umfeld zu leben. Doch wie lässt sich dieses Ziel im Einzelfall verwirklichen? Antworten darauf gaben Experten den über 90 Teilnehmern der gemeinsam von der IHK zu Lübeck, dem Regionalmanagement MedComm und der Wirtschaftsförderung für den Raum Bad Segeberg REGIONET ausgerichteten Veranstaltung „Wohnen, Gesundheit und Technik im Wandel – Ambient Assisted Living als Chance für die Wirtschaft“ im Bürgersaal des Rathauses Bad Segeberg.

Mit steigendem Alter wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen zur Bewältigung ihres Alltags zunehmend auf Hilfs- und Unterstützungsangebote angewiesen sind. Zudem sind derzeit viele Wohnungen nicht auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgelegt. „Bis 2025 wird in Schleswig-Holstein die Zahl der 60-Jährigen und Älteren um mehr als 200.000 anwachsen. Die Zahl der Hochbetagten ab 80 Jahren steigt um mehr als 100.000. Daher stoßen wir mit den bestehenden Pflegekapazitäten an die Grenzen“, sagte Markus Trettin von der Bad Segeberger Wirtschaftsförderung REGIONET.

Einen viel versprechenden Ansatz böten die unter „Ambient Assisted Living“ (AAL) zusammengefassten Produkte und Services. „Diese technikbasierten Konzepte und Dienstleistungen haben das Ziel, älteren Menschen ein längeres selbstständiges Leben im gewohnten häuslichen Umfeld zu ermöglichen“, erläuterte MedComm-Projektmanagerin Nadine Sevegnani.

Derartige Anwendungen setzen häufig an den Schnittstellen der Bau- und Immobilienbranche, des Pflegesektors, der medizinischen Versorgung, des Handwerks sowie der Informations- und Kommunikationsbranche an. „Die Entwicklung entsprechender Produkte und Dienstleistungen erfolgt daher zumeist interdisziplinär und bietet gerade deshalb erhebliche Wachstums- und Innovationschancen für die Wirtschaft. Wir wollen über diesen neuen Markt informieren und die potenziellen Akteure zusammenführen, um die erforderliche branchenübergreifende Vernetzung zu unterstützen“, so Christian Wegener, Referent für Gesundheitswirtschaft der IHK zu Lübeck.

Professor Dr. Andreas Schrader von der Universität zu Lübeck führte mit einem Impulsvortrag in das Thema ein. Hierbei ging er sowohl auf mögliche Einsatzfelder technikunterstützter Systeme und Dienstleistungen ein als auch auf aktuell bestehende Herausforderungen. Erfolgreiche Produkte müssten nutzerorientiert entwickelt werden und altersunabhängige Vorteile bieten, um eine breite Zielgruppe anzusprechen. Hemmnisse für die Verbreitung entsprechender Anwendungen sieht Schrader vor allem im Fehlen technischer Standards und in der Finanzierung.

Jan Parchmann von der Universität Hamburg stellte das Projekt „Vernetztes Wohnen im Quartier“ vor. Hierbei wurde eine Musterwohnung mit bereits auf dem Markt erhältlichen technischen Unterstützungssystemen ausgestattet, die mit weiteren Dienstleistungsangeboten vernetzt wurden. Besonders überzeugte die Testbewohner eine Lieferklappe, die eine unkomplizierte und sichere Nutzung von Dienstleistungen ermöglicht.

Moderator Dr. Bernd Hillebrandt von der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH machte zum Ende der Veranstaltung deutlich, dass der demografische Wandel kein Schreckensszenario sei und appellierte an die Teilnehmer, die sich bietenden Chancen zu nutzen.