Arbeitsmarktbilanz 2007 und Ausblick 2008
Die positive Konjunkturentwicklung wirkte sich 2007 auch auf dem regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt aus. In der Hansestadt Lübeck, die zum Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck gehört, ging die Arbeitslosigkeit insgesamt um 13,1 Prozent zurück. Bei den Arbeitslosen, die von der Arbeitsagentur betreut werden, gab es sogar einen Rückgang von 17,0 Prozent.„Die Wirtschaftsinstitute gehen 2008 von einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes zwischen 1,7 und 2,2 Prozent und einem weiteren Anstieg der Erwerbstätigkeit aus. Zwar dämpfen die internationale Finanzkrise und der starke Euro die sehr gute Stimmung des letzten Jahres, doch ist die Auftragslage in den Betrieben laut Umfragen der Kammern gut, so dass ich auch 2008 mit einer weiterhin positiven Entwicklung auf unserem Arbeitsmarkt rechne“, erklärt Wolfgang Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lübeck.
1. Arbeitskräfteangebot
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Lübeck waren im Jahresdurchschnitt 22.492 Arbeitnehmer arbeitslos gemeldet, 3.198 oder 12,5 Prozent weniger als 2006.
In der Hansestadt ging die Arbeitslosigkeit etwas stärker um 13,1 Prozent oder 2.045 Frauen und Männer auf 13.609 zurück.
Von den 13.609 Arbeitslosen waren 3.019 dem Personenkreis nach SGB III (Betreuung durch die Agentur für Arbeit) und 10.590 dem Personenkreis nach SGB II (ehemalige Arbeitslosenhilfeempfänger und erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger, die seit 2005 von der Arbeitsgemeinschaft Lübeck betreut werden) zuzuordnen.
Durch eine intensive und an den Erfordernissen des Marktes orientierte Betreuung der Arbeitslosen konnte die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis bei der Agentur für Arbeit um 17,0 Prozent abgebaut werden. Die Arbeitsgemeinschaft Lübeck konnte eine Reduzierung um 11,9 Prozent erreichen.
Bei weiteren 1.500 Arbeitnehmern, die sich arbeitsuchend gemeldet haben, konnte die Arbeitslosigkeit verhindert werden. Sie konnten bereits während der Job-to-Job-Phase integriert werden.
Die Arbeitslosigkeit konnte auch schneller beendet werden. Über die Hälfte der Arbeitslosen, die von der Arbeitsagentur betreut werden, und mehr als ein Viertel der von der Arbeitsgemeinschaft Betreuten konnten innerhalb von drei Monaten integriert werden.
Der günstige Arbeitsmarkt spiegelt sich auch in der abnehmenden Zahl der Übertritte vom Rechtskreis SGB III zum SGB II wieder. Während im ersten Quartal 2006 noch 15,9 Prozent der Arbeitslosengeld I- Bezieher sich nach Auslaufen der Leistung bei der Arbeitsgemeinschaft meldeten, waren es 2007 lediglich 9,5 Prozent.
Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Jahresdurchschnitt 2007 13,0 Prozent, vor einem Jahr lag sie bei 15,2 Prozent. Der Rückgang um 2,2 Prozentpunkte fiel stärker aus als im gesamten Agenturbezirk und Schleswig-Holstein (jeweils -1,6 Prozentpunkte) sowie im Bundesgebiet (-1,8 Prozentpunkte).
Die Arbeitslosenquote der von der Arbeitsagentur betreuten Arbeitnehmer lag bei 2,9 Prozent (Vorjahr 3,5 Prozent). Die Quote der Kunden der Arbeitsgemeinschaft Lübeck lag bei 10,1 Prozent (11,7 Prozent).
2. Arbeitslosigkeit einzelner Personengruppen
Männer konnten etwas stärker von der Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren als Frauen. Während im Jahresdurchschnitt 13,6 Prozent weniger Männer arbeitslos waren als 2006, ging die Arbeitslosigkeit bei Frauen um 12,4 Prozent zurück. Entsprechend stieg ihr Anteil an allen Arbeitslosen von 45,8 Prozent auf 46,1 Prozent. Insgesamt waren 6.280 Frauen (1.558 SGB III, 4.722. SGB II) und 7.329 Männer (1.462 SGB III, 5.868 SGB II) im Jahresdurchschnitt arbeitslos.
Durch verstärkte Betreuung ging die Arbeitslosigkeit bei Jüngeren unter 25 Jahren stärker als bei allen Arbeitslosen zurück (Arbeitsgemeinschaft -20,1 Prozent, Arbeitsagentur -5,7 Prozent). Im Jahresdurchschnitt waren 1.488 Jüngere (498 SGB III, 989 SGB II) arbeitslos gemeldet. Ihr Anteil ist von 11,3 Prozent 2006 auf 10,9 Prozent 2007 gesunken.
Insgesamt waren 3.276 Ältere (856 SGB III, 2.420 SGB II) arbeitslos gemeldet. Während bei der Arbeitsagentur im Jahresdurchschnitt 19,6 Prozent weniger Ältere arbeitslos waren, ging die Arbeitslosigkeit bei der Arbeitsgemeinschaft um 6,3 Prozent zurück. „Hier macht sich die intensivere Betreuung gerade der Älteren durch die Förderungsaktivitäten der Bundesagentur besonders bemerkbar“, ergänzt Karsten Marzian, Geschäftsführer für den operativen Bereich der Agentur für Arbeit.
Langzeitarbeitslose konnten von der positiven Entwicklung am Lübecker Arbeitsmarkt überproportional profitieren. In der Arbeitsagentur ging die Arbeitslosigkeit um 22,2 Prozent und bei der Arbeitsgemeinschaft um 24,1 Prozent zurück. Bei der Arbeitsagentur waren 19,7 Prozent aller Arbeitslosen Langzeitarbeitslose (596) und bei der Arbeitsgemeinschaft 53,0 Prozent (5.616). In beiden Rechtskreisen waren 6.213 Arbeitnehmer ein Jahr und länger arbeitslos (-24,0 Prozent, Anteil an allen Arbeitslosen 45,6 Prozent).
3. Arbeitskräfteangebot einzelner Regionen
In allen Dienststellenbezirken ging die Arbeitslosigkeit zurück. Den stärkste Rückgang gab es dabei im Bezirk der Hauptagentur Lübeck und den geringsten in der Dienststelle Oldenburg. Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnet die Dienststelle Timmendorfer Strand und die höchste die Hauptagentur Lübeck
Lübeck hat zwar nicht den höchsten Bestand an Arbeitslosen aller schleswig-holsteinischen Agenturbezirke, aber dennoch mit 13,0 Prozent die höchste Arbeitslosenquote im Land. Die Quote wird auf Grundlage aller zivilen Erwerbspersonen am Wohnort errechnet. Lübeck hat im Vergleich zu anderen Bezirken zu wenig Erwerbstätige, die vor Ort wohnen. Ein Rückgang der Arbeitslosen alleine reicht nicht aus, um die Arbeitslosenquote zu senken. Eine dauerhafte Annäherung an andere Bezirke kann nur erreicht werden, wenn die erwerbstätige Wohnbevölkerung überproportional steigt.
Der Kreis Ostholstein liegt mit seiner Quote von 8,8 Prozent im oberen Drittel aller schleswig-holsteinischen Kreise. Der Bezirk ist geprägt von einer hohen Saisonarbeitslosigkeit und starken Zu- und Abgängen. Die Vormonatsschwankungen liegen zwischen plus 11,7 Prozent und minus 13,3 Prozent.
4. Arbeitskräftenachfrage
2007 wurden in der Hansestadt 2.399 (+419 oder 21,2 Prozent) offene Stellen zur Besetzung gemeldet. In nahezu allen Wirtschaftsbereichen wurden mehr Stellen zur Besetzung angeboten. Insgesamt wurden in der Hansestadt Lübeck 7171 Stellen zur Besetzung gemeldet, 531 oder 8,0 % mehr als 2006. Der Anteil der Dienstleistungsberufe lag bei 63,7 Prozent.
5. Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Vorjahresvergleich im ersten Halbjahr 2007 in der Hansestadt Lübeck auf 78.794 (+1.826 oder +2,4 Prozent) an. Die Entwicklung fiel günstiger als im Gesamtbezirk (+1,8 Prozent), Schleswig-Holstein und Bundesgebiet (jeweils + 1,9 Prozent) aus.
Insbesondere in den Wirtschaftsbereichen Gesundheits-, Veterinär-, Sozialwesen (+601), Grundstücks-, Wohnungswesen (+493), verarbeitendes Gewerbe (+324), und Verkehr-/ Nachrichtenübermittlung (+310) gab es mehr Beschäftigte. Einen Rückgang gab es bei öffentlichen Verwaltungen (-529).
6. Ausgaben
Die Agentur für Arbeit Lübeck hat 158,1 Millionen Euro ausgegeben; 36,2 Millionen oder 18,6 Prozent weniger als 2006.
Rund 60 Prozent der Haushaltsmittel wurden für die Lohnersatzleistungen Arbeitslosengeld I (90,1 Mio.Euro; -23,3 Prozent) und Insolvenzgeld (3,7 Mio.Euro; -32,1 Prozent) gezahlt. Dabei gab es im Jahresdurchschnitt 6.000 Arbeitslosengeld I-Bezieher und es wurden 884 Insolvenzgeldanträge gestellt.
27,6 Prozent (43,6 Mio.Euro; -12,5 Prozent) wurden für Leistungen der aktiven Arbeitsförderung wie zum Beispiel Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen oder Förderung der Selbständigkeit gewährt.
7. Geschäftspolitische Ziele 2008
Die Bundesagentur für Arbeit hat bereits vor 4 Jahren ein neues Steuerungsmodell eingeführt, das durch eine Kopplung von Wirtschaftlichkeits- und Wirkungsbetrachtung geprägt ist. Vom Vorstand werden Geschäftpolitische Ziele festgelegt, Zielvereinbarungen mit den Arbeitsagenturen abgeschlossen und die Zielerreichung unterjährig überprüft. Dabei wurden Vergleichsregionen gebildet, die in einem Ranking miteinander konkurrieren. Die Agentur für Arbeit Lübeck ist mit 19 weiteren Agenturen im Vergleichstyp III a, der durch eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit mit mäßiger Dynamik gekennzeichnet ist.
Die 2007 vereinbarten Zielen konnte Lübeck gut umsetzen und belegte den Mittelrang 10 im Vergleichtyp. Bei einigen Unterwerten wie zum Beispiel der Integrationen in den Arbeitsmarkt konnte sogar Rang 3 erreicht werden.
Die Geschäftpolitischen Ziele für 2008 sind
* Beratung und Integration nachhaltig verbessern
* Wirkungsorientiert und wirtschaftlich arbeiten
* Hohe Kundenzufriedenheit erzielen
* Mitarbeiter-/ innen motivieren und Potenziale erkennen und ausschöpfen
Bei regelmäßigen Kundenbefragungen haben Arbeitgeber der Arbeitsagentur im Dezember 2007 die Note 2,4 gegeben. 88 Prozent würden die Dienste der Arbeitsagentur wieder in Anspruch nehmen. Arbeitnehmer vergaben bei der Kundenzufriedenheit die Note 2,7. Beide Werte liegen im Vergleich mit den anderen 178 Agenturen im guten Mittelfeld.
Trotz erwartetem Rückgang des Kundenpotenzials sollen 2008 mehr arbeitsmarktpolitische Maßnahmen als 2007 zur Förderung der Integration von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden. Dabei steht die Qualifizierung der Arbeitslosen mit Blick auf den Fachkräftebedarf im Vordergrund. Für Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen, Eingliederungszuschüsse, Förderung der Selbständigkeit und Freie Förderung sind rd. 5.000 Maßnahmenplätze mit insgesamt 14,4 Mio.Euro veranschlagt. 2007 haben 4.990 Teilnehmer mit einer Maßnahme begonnen und es wurden 13,5 Mio.Euro ausgegeben.
2007 gab es zusätzlich die Sonderprogramme „Integrationsfortschritte für Betreuungskunden“ (IfB) und „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer ab 50 Jahre in Unternehmen“ (WeGebAU). Davon konnten 900 Kunden profitieren und es wurden 1,2 Mio.Euro ausgegeben. Das Programm IfB ist 2007 ausgelaufen. 2008 gibt es das neue Sonderprogramm „Ganzheitliche Integrationsleistung für Arbeitslose mit Aktivierungs- und Unterstützungsbedarf sowie multiplen Vermittlungshemmnissen und geringen Integrationschancen“ (Ganzil). 1.050 Kunden sollen davon profitieren und 930.000 Euro stehen dafür zur Verfügung.
Insgesamt wurden für 2008 für Kunden der Agentur für Arbeit Lübeck 6.048 Eintritte in arbeitsmarktliche Fördermaßnahmen mit einem Finanzvolumen von 16,2 Mio.Euro geplant.
„Insgesamt lässt sich feststellen
* eine deutliche Zunahme des Kräftebedarfes,
* eine schnellere Integration der Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt und
* ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Die Agentur für Arbeit Lübeck ist gut aufgestellt und agiert dicht am Markt. Wir qualifizieren zeitnah und stellen auch so 2008 die erforderlichen Fachkräfte zur Verfügung;“ resümiert Werner.
Quelle: Agentur für Arbeit HL