Auch die IHK zu Lübeck nimmt Stellung zur Wiedereröffnung des Hauptbahnhofes Lübeck
Auch die IHK zu Lübeck schenkt der „Wiedereröffnung“, also schon der Freigabe des Personenstegs, des Lübecker Bahnhofs – und damit vor der insgesamt offiziellen Eröffnung Aufmerksamkeit. Sie denkt dabei allerdings „über den Tellerrand“ hinaus.Die IHK zu Lübeck fordert für die nächsten Jahre einen entscheidenden Qualitätssprung im Eisenbahnverkehr in der Region Lübeck. Die Wiedereröffnung des Lübecker Bahnhofes ist ein wichtiger Schritt für die Attraktivitätssteigerung des Schienenpersonenverkehrs und für die städtebauliche Aufwertung der Achse Holstentoplatz – Lindenarkaden – Bahnhofsvorplatz, darauf verwies der Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, Prof. Dr. Bernd Rohwer.
Nun komme es aber auch darauf an, den Bahnverkehr im Sinne der Wirtschaft weiter zu stärken und die richtigen Impulse zu setzen mit Blick auf die zu erwartenden Mengensteigerungen im Güterverkehr und den gestiegenen Qualitätsansprüchen im Personenverkehr. Darüber hinaus sei es wichtig, dass die Investitionen zur Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes durch die Hansestadt Lübeck schnell bereitgestellt würden.
Die Stärkung des Bahnverkehrs muss aus Sicht der Wirtschaft durch folgende Maßnahmen begleitet werden:
– Aufrechterhaltung der Qualität des Eisenbahnverkehrs im Netz Ost, dies beinhaltet vor allem möglichst enge Takte in Richtung Hamburg Hbf, die Ertüchtigung der Strecke Lübeck – Kiel und die Sicherung des Angebotes nach Ostholstein bis Fehmarn.
– Schneller Ausbau und Elektrifizierung des Abschnittes Bad Schwartau Waldhalle bis Lübeck-Kücknitz und Travemünde (inkl. Ausbau des Bahnhofes Dänischburg sowie Ertüchtigung der Uferbahn im Lübecker Hafen).
– Mit Blick auf die Mengensteigerungen im Güterverkehr im Zuge der Fehmarnbeltquerung muss überprüft werden, ob die geplante eingleisige und elektrifizierte Strecke den Anforderungen genügt. Alle Prognosen basieren zur Zeit auf einer zweigleisigen Strecke. Besser ist es, von vorneherein diese Ausbauvariante zu wählen, um auch echten Hochgeschwindigkeitsverkehr im Personenverkehr zwischen Hamburg und Kopenhagen (mir Weiterführung nach Schweden) zu ermöglichen.
– Im Zuge dieses Ausbaus ist auch die weitere Entflechtung des Nahverkehrs zwischen Hamburg und Ahrensburg (und darüber hinaus bis Bad Oldesloe) vor den schnelleren Verkehren voranzutreiben. Dazu sind weitere S-Bahn-Gleise auf dem genannten Streckenabschnitt nötig, also das „dritte“ Gleis.
– Erforderlich ist weiterhin eine entscheidende Stärkung der Region durch die Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen und ganzjährigen IC/ICE-Verbindung zu günstigen Zeiten nach Frankfurt/Main, München oder Köln. Die angekündigte ICE-Verbindung Berlin – Lübeck – Kopenhagen ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, lässt aber die Hauptproblematik des mühsamen Umsteigens in Hamburg für Geschäftsreisende und Touristen außer Acht.
Das mag für den Leser nichts ganz zu überblicken sein: Gefordert jedenfalls von ihnen wird mit Sicherheit auch die Elektrifizierung der „Personenstrecke“ Lübeck/Kücknitz/Travemünde. Wäre schön, der Verfasser irrt, weil nicht auf dem Laufenden und die Elektrifizierung auch hier wäre gesichert. Warum nur der Güterverkehr? Problematisch für eine Entzerrung der Verkehrsströme wäre es auf jeden Fall, wenn aus Gründen mangelnder Elektrifizierung auf dieser Strecke die Züge von/nach Hamburg in Lübeck enden und ein Umsteigen nach Travemünde und umgekehrt nötig wäre. Im Süden Deutschland etwa halten gar die ICE an „jedem Misthaufen“ mit Abständen von wenigen Minuten. Die sommerliche saisonale Auslastung der Strecke Hamburg/Lübeck/Travemünde und umgekehrt ist jedoch nach Beobachtungen des Verfassers so stark, dass eine Vernachlässigung der direkten Dienstleistung mittels Umsteigenotwendigkeit absolut nicht verständlich wäre.
Auffällig, dass in diesen Tagen der Hauptsaison wenn auch „verdoppelte“ Triebwagen-Züge im Wechsel mit Doppelstockzügen auf dieser Strecke eingesetzt werden. So geht das nicht. Auch eine Fortsetzung der Tarifgemeinschaft Lübeck (= Stadtverkehr Lübeck/Bahn Lübeck-Travemünde-Lübeck) verbessern die Dienstleistung nicht. Natürlich kann niemand das Wetter vorausahnen. Das kann man ihn Bayern auch nicht…