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Kultur & Wissenschaft

Austellungsstart „Römische Tage – Venezianische Nächte“

BehnH-Nerly
„Römische Tage – Venezianische Nächte“ heißt eine große Bilderausstellung, die dem Spätromantiker Friedrich Nerly gewidmet ist. Sie wurde gestern im Lübecker Museum Behnhaus Drägerhaus eröffnet.

Foto (RB): Dr. Brigitte Heise kuratierte diese Ausstellung als endgültigen Abschied in den eigentlich bereits angetretenen „Ruhestand“
Anlass der Ausstellung ist der 200. Geburtstag des Spätromantikers, der eine enge Beziehung zu Lübeck hatte.

Ein Blick in das Leben des Künstlers: Am 24. November 1807 wurde Friedrich Nerlich (der sich später in Italien Nerly nannte) in Erfurt geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er von Verwandten in Hamburg aufgenommen, die seine künstlerische Begabung schnell erkannten und förderten. Den ersten Zeichenunterricht bekam er von seinem Onkel Heinrich Joachim Herterich, der ihn später auch als Lehrling in seine lithografische Werkstatt aufnahm.

Im Alter von 16 Jahren wurde Nerly Schüler von Carl Friedrich Freiherr von Rumohr, der ihm auf seinem Gut Rothenhausen bei Lübeck den nötigen gesellschaftlichen Schliff und das künstlerische Rüstzeug für seine spätere Karriere in Italien vermittelte. Im Jahre 1828 reiste der junge Nerly mit seinem Mäzen in den Süden. Die Reise führte ihn über Weimar, Dresden und München nach Italien, wo er die Bekanntschaft von Johann Wolfgang von Goethe machte.

Ende 1828 reiste er allein weiter nach Rom, um vorerst dort zu bleiben. In diesem Jahr änderte er aus seiner großen Italien-Liebe heraus seinen Namen in „Nerly“. Im Kreise der jungen deutschen Künstler in Rom wurde der geistreiche Nerly bald zum Mittelpunkt ihrer Geselligkeit. Vor allem aber wurde er rasch bekannt durch seine unkonventionellen Landschaftsstudien, denen er sich fast ausschließlich in der Umgebung von Rom und Süditalien widmete. Frei von akademischem Ballast weisen sie bereits in die Zukunft der Freilichtmalerei und über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinaus.

Als Nerly 1835 Rom verließ, um in die thüringische Heimat zurückzukehren, legte er eine Zwischenstation in Venedig ein. Die Stadt schlug ihn sofort in ihren Bann, so dass er länger als beabsichtigt blieb. Nach der Heirat mit einer schönen Venezianerin schließlich fiel endgültig die Entscheidung für die Lagunenstadt: Nerly, der dort bis zu seinem Lebensende 1878 blieb, wurde zum Maler von Venedig.

Nerlys Kunst ist nachweislich von der Literatur geprägt. Ottilie von Goethe schrieb, Nerly sei nicht nur „ein geschickter Künstler, sondern ein sehr gebildeter Mann“. Er spiegelte mit seinem Werk die Atmosphäre, die er in jenen literarischen Texten spürte, die mit seinen bildnerischen Arbeiten und seiner Intention „seelenverwandt“ waren. Die Lektüre der Werke des Lord Byron, von E.T.A. Hoffmann, William Shakespeares Venedig-Dramen und Schillers Novelle „Der Geisterseher“ haben neben etlichen anderen literarischen Quellen ihre Spuren in seinem Werk hinterlassen. Damit hat auch noch das Werk des Spätromantikers Nerly teil an der romantischen Verschmelzung der Bereiche von Poesie und Malerei.

Die Lübecker Ausstellung, die 100 Arbeiten von Friedrich Nerly zeigt – Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen – wird von einem reich bebilderten Katalog begleitet. Darin werden ausführlich die neuesten Forschungsergebnisse dokumentiert. Basis dafür war das Studium seines Briefwechsels mit führenden Persönlichkeiten seiner Zeit – mit Herrschern, Kunstkennern, Dichtern und Freunden.

Die Ausstellung im Museum Behnhaus Drägerhaus ist bis zum 18. Mai 2008 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Eintritt: fünf (ermäßigt 2,50) Euro.