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Politik & Wirtschaft

AWO Wahlcountdown zur Bundestageswahl Armutsbekämpfung

AWO Wahlcountdown zur Bundestageswahl –  ArmutsbekämpfungDen Deutschen geht es so gut wie noch nie. Die Konjunktur in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt brummt. Private Haushalte gaben 2016 zwei Prozent mehr aus, freut sich der Bundesverband der Industrie. Die Abstiegsangst der Deutschen befindet sich laut einer Studie des soziologischen Instituts der Uni Leipzig auf historischem Tiefstand.

„Doch das Ge­heimnis des Wohlstands ist die Solidarität“, erinnert AWO-Geschäftsführer Michael Selck zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Die AWO Schleswig-Holstein fordert von den zur Bundestags­wahl antretenden Parteien ein klares Bekenntnis zum Sozialstaat und ein neues, mutiges Kon­zept zur Armutsbekämpfung.

 

60.000 Kinder im Land von Armut bedroht

Während einige immer reicher werden, brauchen andere trotz Arbeit staatliche Unterstützung: Viele Menschen und darunter sehr viele Kinder sind arm. In Schleswig-Holstein wachsen 60.000 Kinder unter 15 Jahren in einem Haushalt auf, der von Hartz-4 lebt. Arme Kinder haben schlechtere Chancen auf einen guten Bildungsabschluss, sind stärker in ihrer gesundheitlichen Entwicklung eingeschränkt und von der sozio-kulturellen Teilhabe ausgeschlossen.

 

Altersarmut auf einem Rekordhoch

Rund 20.000 Menschen über 64 Jahre erhalten in Schleswig-Holstein Geld aus der Grundsiche­rung. Viele wissen allerdings gar nicht von dieser Leistung, sie schämen sich, diese in Anspruch zu nehmen, oder sie haben die unbegründete Angst, dass dies Folgen beispielsweise für ihre Kinder hätte. „Die Grundsicherung ist immer noch reformbedürftig“, sagt Selck. Die AWO Schleswig-Holstein fordert eine Mindestrente für sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. „Langfristig ist unser Ziel aber der Umbau der Rentenversicherung in eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen“, so der Landesgeschäftsführer. Nur sie könne stabile Beiträge garantieren und die Veränderungen durch die demografische Entwicklung auffangen. Mittlerweile sprechen sich über 60 Prozent der Deutschen für eine Bürgerversicherung aus.

Armut in einem der reichsten Länder der Welt ist auch ein Mangel an Wohlstand, aber vor allem ein Mangel an Chancen, wie der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen es nennt. Ein Mangel an Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe, auf Verwirklichung von Lebensträumen, auf Verbesserung der eigenen sozialen Situation. Armut in Schleswig-Holstein bedeutet gesellschaftliche Ausgrenzung, Stigmatisierung und Deprivation. Die AWO Schleswig-Holstein erwartet von den Parteien Antworten auf die Fragen nach der deutschen Solidarität.

 

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