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Politik & Wirtschaft

Barbara Ostmeier zu TOP 10: Gute Sportanlagen sind auch ein Standortfaktor

Sportstättensanierung ist ohne Sportentwicklungsplanung nicht denkbar. Deshalb war im Nachgang zu unserer Großen Anfrage aus dem letzten Jahr zur „Evaluation des Sanierungsstaus bei den kommunalen Sportstätten und Schwimmbädern“ die weitergehende Große Anfrage zum Stand der Sportentwicklungsplanung in Schleswig-Holstein eine logische Konsequenz.

Meinen Dank für die Unterstützung bei allen Verwaltungsstellen des Landes, aber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landessportverbandes und unserer Kreis- und Stadtsportverbände. Das Zusammentragen der Daten war umfangreich, aber dringend notwendig. Denn es unterstützt unsere Forderung, dass das Land im
Bereich der Entwicklungsplanung mehr tun muss .

Ein wesentliches Ergebnis dieser Großen Anfrage ist doch – Herr Minister Studt – dass wir in diesem Bereich einen enormen Nachholbedarf haben.
Sie schreiben dies in ihrer Antwort selbst.

Lassen Sie mich folgendes klar und deutlich voran
stellen:

Ebenso wie die Landesregierung anerkennt die CDU-Landtagsfraktion uneingeschränkt sowohl die Autonomie des Sports als auch das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Uns ist bewusst, dass die in Schleswig-Holstein traditionell gute Abstimmung zwischen der Landesregierung und dem Landessportverband einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, unsere Vereine und Fachverbände bei der Bewältigung der vielschichtigen Herausforderungen zu unterstützen. Und es ist dem Grunde nach nachvollziehbar, dass es bei der Bewertung der Erkenntnisse aus dieser Großen Anfrage eine Abstimmung zwischen Landesregierung und Landessportverband gegeben hat.

ABER: Ihr Zuständigkeitsbereich, Herr Minister, geht über den des Landessportverbands weit hinaus.

Der Landessportverband trägt in erster Linie Verantwortung für seine Mitglieder. Sie hingegen tragen Verantwortung für das große Ganze. Damit meine ich, dass die Landesregierung für den strukturellen Erhalt des Sportes zuständig ist.

Wenn Sie wissen, dass der Sanierungsstau enorm hoch ist – wenn Sie wissen, dass der demografische Wandel in unserem Land stark voran schreitet – und wenn Sie wissen, dass die Kommunen allein es nicht mehr schaffen, Strukturen für den Sport erhalten zu können, dann finde ich, sind Sie in der Pflicht
– und bei 1,2 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen in den letzten drei Jahren – ist das, was Sie liefern, wahrlich so gut wie NICHTS.

Von insgesamt 3.500 öffentlichen bzw.
nichtkommerziellen gemeldeten Sportstätten und Schwimmbädern, liegen circa 2.500 in kommunaler Trägerschaft. Dies ist ein Ergebnis unserer ersten Großen Anfrage.

Hierbei zu unterstützen und Hilfestellung zu leisten liegt in Ihrer Zuständigkeit als Sport- und Kommunalminister und fällt eben nicht in den Zuständigkeitsbereich des Landessportverbands.

Als Reaktion auf unsere Initiative zum Abbau des Sanierungsstaus bei Anlagen in kommunaler Trägerschaft wurden für 2015 einmalig 2 Millionen € nur für die Schwimmsportstätten und nur für ein Jahr bereitgestellt. Als Reaktion auf das Ergebnis der aktuellen Erhebung hat der Innenminister sofort die Mittel für Zuschüsse zur Sportentwicklungsplanung von 5000 auf 10000 € angehoben. Immerhin, der Handlungsbedarf ist erkannt.

Aber Problem erkannt bedeutet eben nicht immer Problem gelöst. Einmalig 2 Mio. € bei einem Investitionsstau in Höhe von mindestens 55,2 Mio.
€ sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und vor dem Hintergrund, dass bisher nur 15 Kommunen eine Sportentwicklungsplanung durchgeführt haben – und nur sechs weitere diese planen – sind auch 10.000 €uro allenfalls eine gut gemeinte Geste.

Hier müssen wir als Land deutlich mehr tun! Hier sind wir gefordert, den Prozess der Sportentwicklung flankierend zu begleiten.

Und dies aus 3 Gründen:
Wegen …:
1. …der großen Bedeutung des Breitensports für den
Leistungs- und Spitzensport.

2. … der Bedeutung des Sports als Teil der Daseinsvorsorge.

3. … der Bedeutung des Vereinswesens für die Gesellschaft.

Es ist der Breitensport, der die Basis für den
Leistungs- und Spitzensport bildet. Hier entstehen Talente. Dort werden sie gesichtet und gefördert.
Zu Recht heißt es doch: Aus der Breite in die Spitze! Auch die Landesregierung kommt zu dem Schluss, dass die Vereine auf verlässliche Strukturen in den Kommunen angewiesen sind.

Der Präsident des Landessportverbandes
Schleswig-Holstein, Herr Tiessen, bezeichnet unsere Vereine gerne als „Kitt unserer Gesellschaft“ und beschreibt damit bildlich genau das, was unsere überwiegend ehrenamtlich geführten Vereine für unsere Gesellschaft leisten. Die traditionellen Werte unserer Vereine sind, Gemeinsinn und Geselligkeit, Orientierung an Gemeinwohl und Fairness und Solidarität.

Im Zeitalter zunehmender Individualisierung und Digitalisierung sind diese Werte nach wie vor hochaktuell und können nicht genügend wertgeschätzt werden. Gerade vor dem Hintergrund, dass in unseren Vereinen und Fachverbänden neben rund 514.000 Erwachsenen sowie 280.000 Kinder und Jugendliche sportlich bewegt werden, gilt dies besonders. Aber beide Erhebungen zeigen deutlich, dass dieser Kitt Risse bekommt.

Zum einen gefährden marode Sportstätten unsere Vereine, denn wo sollen die Sportlerinnen und Sportler ohne sie trainieren? Aber auch unsere schnelllebige Welt, die Herausforderungen des demografischen Wandels sowie die Anforderungen in Schule und Beruf lassen diesen Kitt spürbar an vielen Stellen bröckeln.

Berufliche Anforderungen machen die Menschen mobiler, die Schule weitet sich mehr und mehr in den Ganztag aus. Der Trend zum Individualsport nimmt zu – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Schließung von Schulstandorten in den ländlichen Bereichen zieht vermehrt die Schließung von Mehrzweckhallen nach sich. Mit der Folge, dass der Wettkampfbereich bei den Mannschaftssportarten gefährdet ist. Entfernungen zur Wahrnehmung von Sportangeboten – gerade im Elementarbereich – werden noch zeitaufwendiger. Wo sollen denn Eltern, die beide berufstätig sind, sich die Zeit nehmen, ihre Kinder zum Sport zu bringen? Gute Sportanlagen sind also auch ein Standortfaktor.

Wie wollen Sie – Herr Minister Studt – oder sollen wir – das vom Landessportverband ausgerufene Motto, „kein Kind ohne Sport“ ernsthaft unterstützen, wenn wir unseren Kommunen jetzt keine Hilfestellung leisten können?

Hilfestellungen, damit flächendeckend und auf kurzem Wege bedarfsgerechte Sportstätten und Vereinsangebote für unsere Kleinsten erhalten bleiben! Das will die CDU! Auch das Bonner Bundesinstitut für Sportwissenschaften kommt zu dem Ergebnis: „Sportentwicklungsplanung hat zunehmend einen zentralen Bezug zur Daseinsvorsorgeplanung.“

Diese Aussage bestätigt sich schon beim Studieren der Großen Anfrage. Längst sind die Vereine mit ihren vielfältigen Angeboten in Aufgabenbereiche hineingewachsen, die früher allein solche der öffentlichen Hand waren. Gesundheits- und Gewaltprävention, Sport im Ganztag, Integration, Inklusion. Um nur die wesentlichen Bereiche beispielhaft zu benennen.

Und liebe Kolleginnen und Kollegen!
Diese Leistung wird mit großem Engagement überwiegend ehrenamtlich erbracht. Stellen Sie sich nur einmal kurz vor, die vielen Ehrenamtler im Sport würden streiken? Bei der Einbindung der Sportangebote der Vereine in die Ganztagsschule befinden sich diese noch viel zu häufig in der Position des „Lückenfüllers“. Hier müssen wir landespolitisch den bildungspolitischen Bereich mehr einbinden.

In den Sportvereinen in Schleswig-Holstein wird Inklusion in einer Vielzahl von Maßnahmen bereits gelebt. Hier kommen sowohl der Landessportverband als auch die Landesregierung zu dem Ergebnis, dass diese Aktivitäten weiter auszubauen sind, um immer mehr Möglichkeiten für ein gemeinsames Sporttreiben zu schaffen.

Projektmittel kann das Land hierfür bewilligen.
Aber wie und aus welchen Mitteln sollen unsere Kommunen als Träger von Sportstätten das bewerkstelligen, wenn es allein um das Thema Barrierefreiheit geht? Hier ist die Regierung uns eine Antwort schuldig. Für die CDU-Landtagsfraktion sind drei Bereiche die wichtigsten Kernthemen der Sportpolitik in den nächsten zehn Jahren:

Erstens:
Den Sport in Vereinen und Verbänden weiter entwickeln und auch über die Grenze der einzelnen Kommune hinaus.

Zweitens:
Die Sanierung und der Umbau unserer Sportanlagen und -hallen sowie der Schwimmbäder, damit Sport und Bewegung überhaupt stattfinden kann.

Und drittens:
Die Stärkung des Ehrenamtes im Sport. Mit über neunzig Prozent ehrenamtlicher Tätigkeit managt der organisierte Sport sich fast von allein. Im Vergleich zu anderen Handlungsfeldern ein lohnendes Geschäft für Staat und Gesellschaft.

Wenn ich bedenke, dass der Sport als
Wirtschaftsfaktor rund 90 Milliarden Euro im Jahr an Wertschöpfung erbringt, dann können sich Bund und Länder nicht beklagen. Unsere Vereine brauchen die Unterstützung. Und ihnen helfen nicht allein nur „warme Worte“, tolle Anstecknadeln oder hübsche Urkunden. Die Vereine benötigen zeitgemäße, bedarfsgerechte und funktionale Sportstätten. Und wir als Land brauchen unsere Vereine mit all ihrem ehrenamtlichen Engagement für das Allgemeinwohl.

Und deswegen fordern wir die Landesregierung und die sie tragenden Parteien im Landtag auf, mehr Geld für die Sanierung in die Hand zu nehmen und über einen längeren Zeitraum die Förderung zu verstetigen. Die CDU will zehn Jahre lang den Kommunen mindestens vier Millionen Euro Landesmittel zum Abbau des Sanierungsstaus zur Verfügung stellen. Wir laden Sie gern ein, gemeinsam einen MASTERPLAN für die Entwicklung des Sports in Schleswig-Holstein zu erstellen. Sie müssen es nur wollen!