Baugewerbeverband SH: Nach Krisen-Jahrzehnt endlich wieder positive Zahlen 2007
Nach den zehn langen Jahren der wirtschaftlichen Dauerkrise im Baugewerbe konnten die Unternehmen 2007 endlich wieder einmal schwarze Zahlen schreiben: Sönke Voß, Vorstandsvorsitzender des Baugewerbeverbandes Schleswig-Holstein nimmt dazu Stellung:
Foto (BGV)
„Dies, trotz der negativen Auswirkungen wie Streichung der Eigenheimzulage und der 3-prozentigen Mehrwertsteuererhöhung! Sprudelnde Steuerquellen sollten nun für deutlichen Abbau des Investitionsstaus der öffentlichen Auftraggeber genutzt werden!“
Der Vorstandsvorsitzende bewertet die jetzt vorliegenden Zahlen weiter: „Mit den Ergebnissen des Jahres 2007 können wir zufrieden sein. Großes Kopfzerbrechen bereitet uns weiterhin die sinkende Anzahl von Baugenehmigungen im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser. Durch die Streichung der Eigenheimzulage und der dreiprozentigen Mehrwertsteuererhöhung mussten wir in Schleswig-Holstein von Januar bis November 2007 einen Rückgang der Baugenehmigungen im Wohnungsbau von knapp 34 Prozent hinnehmen! Trotz des milden Winters befürchtet der ZDB für das laufende Jahr bundesweit einen weiteren Rückgang der Baugenehmigungen von gut 9 Prozent.
Die geplante Wohn-Riester-Förderung muss jetzt umgehend auf den Weg gebracht werden. Ob sie aber als Kompensation greifen wird ist noch völlig unklar. Dem Einbruch an Baugenehmigungen im privaten Wohnungsbau – dem Hauptbetätigungsfeld eines Großteils unserer eher kleinst- bis mittelständisch ausgerichteten Handwerksbetriebe – versuchten unsere Unternehmen mit einem verstärkten Einsatz im Bereich der energetischen Haussanierung zu begegnen. Dies wird bekanntlich durch die gut greifenden KfW-Fördermittel unterstützt.
Dieses Segment und der gewerbliche Bau tragen momentan bei uns die Baukonjunktur. Hier ist aber noch viel zu tun. Das gilt besonders für öffentliche Bauten, wie Schulen und Krankenhäuser. Öffentliche Auftraggeber freuen sich schon seit geraumer Zeit über ständig steigende Steuermehreinnahmen. Jetzt sollten diese zusätzlichen Finanzmittel endlich dazu genutzt werden, um den seit Jahren bestehenden Investitionsstau deutlich abzubauen. Zudem muss die Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen deutlich aufgestockt werden, um auch für den privaten Auftraggeber Investitionsanreize zu schaffen.
Sehr problematisch sind nach wie vor die drastisch steigenden Materialpreise am Bau. Sie verhindern, dass sich das Plus bei den Umsätzen auch in einem Plus bei den Gewinnen widerspiegelt. Allein der Preis für Betonstahl ist seit dem Jahr 2000 um 75 Prozent gestiegen! Dies ist auch ein Grund, weshalb wir trotz gestiegener Auftragseingänge und trotz des gestiegenen Umsatzes kaum neue Arbeitsplätze haben schaffen können. Hinzu kommen die extrem hohen Lohnnebenkosten in der Baubranche, bei denen es sich jeder Unternehmer dreimal überlegt und fünfmal nachrechnet, bevor er eine Neuanstellung vornimmt.
Dass der Arbeitsplatzabbau in Schleswig-Holstein trotzdem gestoppt werden konnte ist den Anstrengungen unserer Mitgliedsunternehmen zu verdanken. Und es ist auch unserer Tarif-Kompetenz zu verdanken, mit der es uns im vergangenen Jahr bei den schwierigen Entgeltverhandlungen gelungen war, einen für unsere Betriebe deutlich höheren Tarifabschuss zu verhindern.
Insgesamt hoffen wir für 2008, dass wir das vorliegende Ergebnis aus 2007 zumindest halten können. Wir appellieren daher an alle Auftraggeber, jetzt bei niedrigen Zinsen mit den qualifizierten Meisterhaft-Betrieben unserer Innungen zu bauen.“
Die wichtigsten neu vorliegenden Kennzahlen für den Zeitraum Januar bis Dezember 2007:
Beschäftigte
Monatsdurchschnitt
2007: 21.159
2006: 21.016
= + 0,7 %
Auftragseingänge in 1.000 Euro
2007: 1.078.178
2006: 1.016.871
= + 6,0 %
Umsätze in 1.000 Euro
2007: 2.228.527
2006: 2.181.284
= + 2,2 %
Baugenehmigungen
Wohnungsbau (Quelle: ZDB)
Jan.-Nov. 2007: 4.034
Jan.-Nov. 2006: 6.089
= – 33,7 %
Quelle: Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein, 20. Februar 2008