Berufliche Chancen und Netzwerke für Frauen: Erfolgreiche MARZIPAN Messe in Lübeck
Veranstaltung im Rathaus zeigte Perspektiven für Alleinerziehende, Berufsrückkehrende und Geflüchtete auf. In der Hansestadt Lübeck sind heute 6.500 Frauen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als noch vor zehn Jahren. Dennoch stehen Frauen auf dem Arbeitsmarkt vor besonderen Herausforderungen, sei es aufgrund fehlender Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Unterbrechungen im Berufsleben oder einem Neuanfang in einem fremden Land (wie aus aktuellem Anlass). Vor allem Alleinerziehende kämpfen oft damit, Familie und Beruf zu vereinbaren, weshalb Frauen deutlich häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten. In der Hansestadt Lübeck liegt der Frauenanteil an sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigten bei 73,7 Prozent.
Um Frauen bessere berufliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu bieten, veranstalteten das Jobcenter und die Agentur für Arbeit Lübeck am 18. Juni einen Job-Talk im Rahmen der Messe MARZIPAN (Mit Alleinerziehenden richtig zur Integration – Potenzial für den Arbeitsmarkt nutzen).
Der Job-Talk ermöglichte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sich im direkten Kontakt mit potentiellen Arbeitgebern auszutauschen. Diese Gespräche gaben die Gelegenheit, gegenseitiges Interesse an einer Zusammenarbeit auszuloten. Um die Teilnehmerinnen auf diese Situation vorzubereiten, wurden sie im Vorfeld gemeinsam von einem Bildungsträger gecoacht.
Eröffnet wurde die Messe von Senatorin für Wirtschaft und Soziales, Pia Steinrücke:
„Ich freue mich sehr, dass die Messe im Lübecker Rathaus stattfindet. Sie bietet die Möglichkeit, Alleinerziehende und Unternehmen zusammenzubringen, sie fördert die Integration in Arbeit und bietet Beratung und Unterstützung. Damit stellt sie einen wesentlichen Baustein dar für die Integration, Teilhabe und für die Reduzierung von Armutsrisiken.“
Die Messe bot vielfältige Möglichkeiten zur Information, Vernetzung und beruflicher Orientierung. An zahlreichen Ständen waren Expertinnen und Experten vor Ort, um Fragen zu beantworten. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich mit Personalverantwortlichen austauschen. Arbeitsagentur und Jobcenter standen mit Rat und Hilfe zur Teilzeitausbildung, Kindertagesbetreuung, Angeboten von Bildung und Teilhabe und den Wiedereinstieg in das Berufsleben zur Verfügung. JOB to GO vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service von Arbeitsagentur und Jobcenter präsentierte vor Ort aktuelle Arbeitsstellen in der Region.
Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten
Im Rahmen des Job-Turbos möchte die Bundesregierung Geflüchtete schneller in Arbeit bringen. Deshalb lag in diesem Jahr ein besonderer Fokus der Messe auf der Integration von geflüchteten Menschen. Die erste Stunde nach der Eröffnung war speziell für diesen Personenkreis reserviert. Sprachlotsinnen und Sprachlotsen standen für Übersetzungen bereit. Geflüchtete wie Polina Stryzhevska und Daria Skyba, die aufgrund des Krieges die Ukraine verlassen mussten, berichteten aus erster Hand von ihren Erfahrungen. Heute sind sie Teil des Kollegiums im Jobcenter und der Arbeitsagentur.
Markus Dusch und Christian Saar, die Leiter der Arbeitsagentur und des Jobcenters Lübeck, betonen: „Unsere neuen Kolleginnen verstehen durch ihren kulturellen und persönlichen Hintergrund die Herausforderungen, mit denen Geflüchtete konfrontiert sind, sehr gut. Geflüchtete Menschen bringen viele Talente und Fähigkeiten mit, die sie gerne einbringen möchten, um sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen. Es ist wichtig, dass Unternehmen ihnen eine Chance geben. Sollten Qualifikationen oder Erfahrungen fehlen, stehen Arbeitsagentur und Jobcenter unterstützend zur Seite. Es stehen hier die gleichen Möglichkeiten zur Verfügung, wie sie bei allen Arbeitslosen und Arbeitsuchenden genutzt werden können. Neben Eingliederungszuschüssen, Arbeitserprobungen und Qualifizierungen während der Beschäftigung bieten wir auch Berufssprachkurse an. Fragen rund um die Personalgewinnung und -qualifizierung beantwortet der Arbeitgeber-Service unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20.“
Besuch von Bundestagsabgeordneten
Auch die Bundestagsabgeordneten Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen) und Tim Klüssendorf (SPD) waren anwesend. Bei einem Rundgang über die Messe und in Gesprächen mit Besuchenden sowie Ausstellenden informierten beide Politiker sich über die Herausforderungen und Bedürfnisse, mit denen Frauen auf Arbeitssuche konfrontiert sind.
Bruno Hönel fand, dass auf der Messe gut zu erkennen war, wie die Integration von Arbeitskräften erfolgreich gelingen kann: „Hier ziehen alle an einem Strang – vom Jobcenter über die Arbeitsagentur bis hin zu Arbeitgebern. Viele der ukrainischen Geflüchteten sind alleinerziehend. Es ist wichtig, dass die regionale Netzwerkarbeit genau dort ansetzt und Hilfen anbietet.“
„Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Lübeck ist nicht nur eine Frage der Menschlichkeit, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Geflüchtete bringen vielfältige Fähigkeiten und Perspektiven mit, die unseren Arbeitsmarkt bereichern und unsere Wirtschaft stärken können. Indem wir ihnen mit dem Job-Turbo schnelleren Zugang zu Beschäftigung ermöglichen, begegnen wir dem Fachkräftemangel in vielen Branchen und sichern somit die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft“, ergänzt Tim Klüssendorf.
Hintergrund
Durch das Projekt MARZIPAN der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Lübeck sollen Alleinerziehende gezielt bei der Arbeits- oder Ausbildungssuche unterstützt und Unternehmen für diese Potenziale gewonnen werden. Es ist eines von bundesweit 20 Projekten der Kampagne „Beschäftigungschancen für Alleinerziehende erschließen“, das im Rahmen der bundesweiten Fachkräfteoffensive des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sowie der Bundesagentur für Arbeit 2012 auf den Weg gebracht wurde.
Daten zu Alleinerziehenden
In der Hansestadt Lübeck waren 2023 im Jahresdurchschnitt 838 Alleinerziehende arbeitslos gemeldet, im Mai 2024 waren es 814. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen liegt aktuell bei 10,6 Prozent.
Auch wenn traditionelle Rollenbilder auf dem Rückzug sind: Alleinerziehend zu sein ist ein Frauenphänomen. Mit einem Anteil von 91 Prozent sind fast ausschließlich Frauen mit dieser Lebenssituation konfrontiert.
Sie sind auch stärker von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Während 73,3 Prozent aller Lübecker Arbeitslosen vom Jobcenter betreut werden, sind es bei den Alleinerziehenden 89,4 Prozent.
28,5 Prozent suchen eine Vollzeitstelle. Ihre Arbeitslosigkeit liegt nicht an fehlender Motivation, sondern vielmehr an der eingeschränkten Flexibilität bei der Kinderbetreuung und der Schwierigkeiten, eine passende Stelle zu finden. Der Spagat zwischen Familie und Beruf, finanziellen Zwängen und eigenen Bedürfnissen ist für sie oft besonders schwierig.
Viele dieser Frauen sind gut ausgebildet. 26,2 Prozent haben eine abgeschlossene Berufsausbildung und 5,5 Prozent einen akademischen Abschluss. Die Mehrheit (71,9 Prozent) der alleinerziehenden arbeitslosen Frauen ist zwischen 25 und 45 Jahre alt.
Daten zu Geflüchteten
Die größte Gruppe der Geflüchteten sind Ukrainerinnen und Ukrainer. Im Mai 2024 waren im Jobcenter Lübeck 1.407 ukrainische Geflüchtete im erwerbsfähigen Alter gemeldet, 444 davon sind arbeitslos. Die anderen nehmen zum Beispiel an Sprach- und Integrationskursen sowie Weiterbildungen teil oder beziehen ergänzende Leistungen während sie Betreuungspflichten ausüben, eine Schule besuchen, eine Ausbildung absolvieren oder einer Erwerbstätigkeit nachgehen.
Bildunterschriften: Starten im Jobcenter und der Arbeitsagentur Lübeck beruflich durch: Daria Skyba (li.) und Polina Stryzhevska
Bildunterschriften: Unterstützung für das Projekt gibt es auch aus der Politik: v.l. Markus Dusch, Tim Klüssendorf, Pia Steinrücke, Bruno Hönel, Christian Saar
Bildunterschriften: Jobcenter und Arbeitsagentur freuen sich über eine gelungene Veranstaltung: v.l. Markus Dusch, Andrea Schlichting (beide Arbeitsagentur Lübeck), Claudia Schmutzer, Christian Saar (beide Jobcenter Lübeck)
Bildunterschriften: Gemeinsam stark: Dem Projekt MARZIPAN gehört ein großes Netzwerk an
Das Jobcenter betreut 273 Alleinerziehenden Bedarfsgemeinschaften (Stand Februar 2024)
Seit Ausbruch des Krieges und der Fluchtmigration ist die Beschäftigung von Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit stark gestiegen und hat sich in der Hansestadt nahezu vervierfacht. Die aktuellsten Daten sozialversicherungspflichtig Beschäftigter von November 2023 zeigen in Lübeck einen Anstieg um 370 Personen auf 511 Frauen und Männer im Vergleich zu Februar 2022.
In Lübeck arbeiten 30 Prozent als Fachkräfte, 16 Prozent als Spezialisten/Experten und 53 Prozent in Helfertätigkeiten. Schwerpunkte der Beschäftigung liegen in Reinigungsberufen (126), Lebensmittel- und Gastgewerbeberufen (79), Verkehrs- und Logistikberufen (77), Gesundheitsberufen (61), sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen (54), Berufen in Unternehmensführung (27) sowie Bauberufen (25).
Es waren folgende Unternehmen dabei:
- CONVOTIS GmbH
- Deutsche Post AG
- Gebäudemanagement der Hansestadt Lübeck
- Hansestadt Lübeck, Bereich Personal, TalentwerkSTADT
- HWS Hauswirtschaftsservice
- J.G. Niederegger GmbH & Co. KG
- KBS Kranken- & Behinderten-Service
- Nutriprot GmbH
- Pflegezentrum Travemünder Allee gGmbH
- Rosenhof Travemünde Seniorenwohnanlagen
- Service Stern Nord
- SIE-Senioreneinrichtungen Hansestadt Lübeck
- STRABAG/Bockholdt Gebäudedienste KG
- Spiegelblank Reinigungsunternehmen GmbH & Co.KG
- Telemarketing-Service ASF
- Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Weiterführende Informationen finden Sie
- zum Projekt MARZIPAN unter www.jobcenter-luebeck.de
- zum Onlineangebot für Alleinerziehende in Lübeck unter www.alleinerziehend.luebeck.de
- Informationen zur Berufsrückkehr unter https://www.arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung/beruflich-wieder-einsteigen
Kontakt für Unternehmen, die zukünftig an dem Projekt mitarbeiten möchten
Claudia Schmutzer
Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters Lübeck
Telefon: 0451 588-739
E-Mail: Jobcenter-Luebeck.BCA@jobcenter-ge.de