Bruder Andrew: Es ist beschämend, dass wir so wenig tun
„Unterstützt die verfolgte Kirche“, appelliert der Gründer von Open Doors (Open Doors) – Mit der Veröffentlichung seines Bestsellers „Der Schmuggler Gottes” im Jahr 1967 erschien Bruder Andrew schlagartig auf der Bühne des weltweiten Christentums. Mehrere 10 Millionen Exemplare von „Der Schmuggler Gottes”, worin er seine abenteuerlichen Bibelschmugglerreisen hinter den Eisernen Vorhang und in andere geschlossene Länder beschreibt, wurden in 35 Sprachen gedruckt. (Bruder Andrew liest den „Schmuggler“ in seinem legendären VW-Käfer, Foto: Open Doors)Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wandte sich Andrew dem Nahen Osten und Ländern mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung zu, wie z.B. Pakistan. Der heute 85-Jährige bereist noch immer die Welt. Andrew setzt sich seit sechs Jahrzehnten für die verfolgte Kirche ein. Er gründete Open Doors, eine der größten Organisationen, die verfolgte Christen und Gemeinden in Bedrängnis weltweit unterstützt. Vor kurzem sprach er mit dem für Global Journalism zuständigen Redaktionschef von Christianity Today, Timothy C. Morgan. Hier Auszüge aus diesem Interview. Im gesamten Nahen Osten sind Christen und ihre Kirchen Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Gibt es außer ihr Land zu verlassen auch noch andere Möglichkeiten für sie?Die Christen in diesen Ländern können nichts tun, wenn wir uns nicht für sie einsetzen. Sie sind von uns abhängig. In Christus sind wir ein Leib. Wir aber wenden uns weder den arabischen Christen zu noch den palästinensischen oder den messianischen Juden, und ganz sicher wenden wir uns mit dem Evangelium auch nicht den anderen Juden zu, weil sie ja „bereits Gottes Volk sind“. Sie haben keine Entscheidungsmöglichkeit und wir geben ihnen auch keine. Christen im Nahen Osten haben nur geringe Ressourcen. Wir im Westen haben die Liturgie, den ganzen Wohlstand, die Erkenntnis und das Wissen. Das ist für uns beschämend für alle Zeit. Wir sollten etwas tun.In Gott sind wir ein Volk. Wir müssen uns ihnen zuwenden. Wenn wir darin versagen, sehe ich die Situation sehr pessimistisch. In Bethlehem und Gaza verschlechtert sich die Lage. (In der zerstörten christlichen Bibliothek in Gaza, Foto: Open Doors) Was ist aus deiner Sicht das größte Hindernis dafür, dass die weltweite Gemeinschaft der Christen nicht engagierter für die verfolgte Kirche eintritt? Es ist Ignoranz. Es ist viel leichter, etwas nicht wissen zu wollen. So muss man keine Verantwortung übernehmen. Bereits der Prophet Hosea klagte, dass das Volk an einem Mangel an Erkenntnis zugrunde geht und das ist auch meine Klage. Ich schließe mich da mit ein. Wir sind alle schuldig. Ich auch. Wir stehen unter der Herrschaft Jesu Christi. Wir leben in seinem Reich. Wir arbeiten gemäß seinen Gesetzen. Wir müssen Jesu Werk unterstützen. Wir müssen eintreten für die Einhaltung der Menschenrechte und für Gerechtigkeit, die auf Frieden aufgebaut ist; aber auf einen Frieden nach den Maßstäben des Friedefürsten. Die verfolgte Gemeinde macht einen immer größeren Teil der Gemeinde Jesu aus. Das weist auf eine riesengroße Gefahr hin. Es stimmt mich sehr pessimistisch, wenn ich mir das alles so anschaue. Das kann jederzeit explodieren und wir schlafen noch immer. Du ermutigst also die Christen an der Basis, die Herausforderungen anzunehmen, sich zu informieren und dann mit einer tieferen Hingabe für das Evangelium zu leben? Unbedingt! Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, wäre ich viel radikaler. Ich bin zu viele Kompromisse eingegangen. Ein Pastor besuchte mich in meinem Büro. Er sagte: „Andrew, diese Muslime haben wieder eine leere Kirche gekauft und werden sie in eine Moschee umwandeln. Ist das nicht schrecklich?“ Ich antwortete: „Nein, das ist nicht schrecklich.“ Er fragte: „Warum nicht?“ Ich erwiderte: „Weißt du, was schrecklich ist? Dass deine Kirche leer ist. Das ist schrecklich. Wenn deine Kirche gut besucht wäre, gäbe es dort keine Moschee, und man bräuchte auch keine. Sorge dafür, dass Menschen deine Kirche besuchen, sei die nun klein oder groß , denn die Menschen hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die von Gott kommt. Dann wende dich voll Erbarmen den Menschen auf der Straße zu.“ Ich lebe in einer Kleinstadt in Holland. In unserer Stadt gibt es vierzig Obdachlose und ich schäme mich dafür. Wir helfen ihnen nicht. Wir gehen alle zur Kirche, weil man das bei uns eben so macht und wir gehen an diesen Menschen vorbei, die keinen Platz zum Wohnen oder Schlafen haben. Multipliziere das mit einer Million. Was tun wir für die Flüchtlinge in der arabischen Welt, im Kongo, in Mali und in Afghanistan? (Bruder Andrew bei der Eröffnung eines Krankenhauses in Pakistan, Foto: Open Doors) Wenn Christen – im Einzelnen oder als Gemeinde – diese Herausforderung annehmen, macht das einen Unterschied? Es ist das größte Zeugnis. Denn die Welt wird das sehen und sagen ‚Hey, diese Leute hier sind anders‘. Das wird ihre Einstellung verändern; die Veränderung aber beginnt im Herzen der Menschen, wenn sie sich wieder Gott zuwenden, weil er sie ruft. Dann kommen Zeiten der Erquickung. So sagt es die Bibel. Nordkorea ist wieder auf dem ersten Platz der Länder, die Religionsfreiheit mit Füßen treten. Kann die christliche Gemeinschaft in Nordkorea etwas verändern? Beten. Wir können beten. Wir können im Glauben beten. Wir können hingehen. Wir können in dem Land beten, was vielleicht noch effektiver ist, und durch unsere Anwesenheit können wir Kontakte knüpfen und ein Beispiel sein und wiederum effektiver beten. Open Doors macht viel in dieser Hinsicht, aber keine politischen Aktionen. Und schon gar keine gewaltsamen Aktionen. Es gibt nur eine geistliche Lösung, denn das Problem dieser Menschen ist ein geistliches. Wir hören oft von einer Untergrundkirche in Nordkorea. Glaubst du, dass es sie gibt? Es gibt dort tausende von Christen, die ihren Glauben heimlich leben (müssen). Eines meiner letzten Bücher handelt von ihnen; es heißt „Verräter ihres Glaubens“. Es sind Geschichten meiner eigener Freunde. Natürlich gibt es da eine Kirche und sie wächst stetig.
Bitte beten Sie für die geistlichen Leiter in der „freien Welt“. Wir danken Ihnen.
Am 27. April 2013 – ein spannender Tag mit verfolgten Christen! Jetzt anmelden für den Open Doors Tag. |