Buchpräsentation anlässlich 75. Todestag Erich Mühsams

Illustrierte Chronik und Linolschnitte machen menschliche Brutalität sichtbar
Am 10. Juli 1934 starb der Lübecker Schriftsteller und Publizist Erich Mühsam im Konzentrationslager Oranienburg. Anlässlich des Jahrestages seiner Ermordung stellten die Edition Nord und die Erich-Mühsam-Gesellschaft am 1. Juli 2009 zwei Bücher vor, die einen engen Bezug zu Lübeck und zur Person Erich Mühsams haben:
* Albrecht Schreiber: „Gedenke der vorigen Zeiten“ Eine illustrierte Chronik der Juden in Moisling und Lübeck
* Clément Moreau: „Nacht über Deutschland“
107 Linolschnitte aus den Jahren 1937 – 1938
Im Rahmen eines Pressegesprächs erklärte Jürgen-Wolfgang Goette vom Vorstand der Erich-Mühsam-Gesellschaft: „Erich Mühsam und Clément Moreau machen auf unterschiedliche Weise menschliche Brutalität und Pervertierung sichtbar. Leider hat dieses Thema heute nichts an Aktualität verloren.“
Der Band „Nacht über Deutschland“ zeigt mehr als 100 Linolschnitte von Clément Moreau (1903 – 1988). Die Linolschnittzyklen von 1927 bis 1979 reflektieren seine tiefe Abscheu gegen Faschismus und die von ihm ausgehende Gewalt.
Ende der 20er Jahre lebte Clément Moreau (geborener Carl Meffert) in Berlin in Nachbarschaft zu Erich Mühsam. Beide arbeiteten unter anderem zusammen in der „Roten Hilfe“. 1933 verließ Moreau Deutschland, ging zunächst in die Schweiz, dann nach Argentinien und später wieder zurück in die Schweiz. „Nacht über Deutschland“ zeigt zahlreiche Lithographien, die 1937/38 in argentinischen Zeitungen erstveröffentlicht wurden. Das Buch enthält ergänzend historische und kunsthistorische Informationen und Interpretationen. Erich Mühsam sind mehrere der in dem vorgestellten Band enthaltenen Linolschnitte gewidmet.
Das Buch „Gedenke der vorigen Zeiten“ des Lübecker Verlags Edition Nord ist eine erweiterte und ergänzte illustrierte Chronik der Juden in Moisling und Lübeck – 1992 erstmals erschienen als „Zwischen Davidstern und Doppeladler“.
Die Chronik enthält unter anderem eine in sechs Kapitel unterteilte Biografie Erich Mühsams von seiner schwierigen Kindheit in Lübeck über seine Jahre als Anarchist, Revolutionär, Schriftsteller und Lyriker – bis hin zu seinem gewaltsamen Ende im KZ Oranienburg. Die Chronik soll dazu beitragen, die jüdischen Spuren in der Hansestadt und in ihrer Umgebung zu sichern.
Die Erich-Mühsam-Gesellschaft hat ihren Sitz im Lübecker Buddenbrookhaus in der Mengstraße. Sie führt regelmäßig Tagungen durch, veranstaltet Vortragsabende und baut das Erich-Mühsam-Archiv auf. Zudem vergibt die Gesellschaft alle zwei Jahre den Erich-Mühsam-Preis. Damit werden Personen geehrt, die Mühsams Andenken fördern und/oder in seinem Sinne wirken. Der Peis, der von dem Lübecker Galeristen Frank-Thomas Gaulin gestiftet wird, ging in diesem Jahr an Gunter Demnig für seine Aktion „Stolpersteine“.









