Das interaktive Online-Magazin seit 1999

Aktuelle Nachrichten, lokale Themen aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik, Wirtschaft, Rezensionen und Veranstaltungen

Kultur & Wissenschaft

Buchvorstellung: Dr. Peter Guttkuhn „Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck“

DrGuttk-JudMHL99
An drei Sonntagen haben wir die Publikationen „Mein liebes, altes, jüd’sches Moisling“ des in Lübeck arbeitenden Privatgelehrten und Historikers Dr. Peter Guttkuhn in der Reihe „Sonntags-Beiträge“ vorgestellt. Heute wollen wir zu dessen Überraschung nicht den „nächsten“ seiner Beiträge in hier-luebeck vorstellen, sondern sein im Verlag Schmidt Römhild 1999 erschienenes und 2007 erneut aufgelegtes Buch „Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck“.

Foto (RB): Erinnern Sie sich, lieber Herr Dr. Guttkuhn, an den 17. 12. 1999 im Verlagshaus?
Und dies schrieb das Lübecker Presseamt /Archiv der Hansestadt Lübeck am 15. Oktober 2007 zur Herausgabe der 2. Auflage:

„Neu aufgelegt: Geschichte der Juden in Lübeck

1999 erschien in der Veröffentlichungsreihe des Stadtarchivs Lübeck die erste Auflage des Buches von Peter Guttkuhn über die Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck. Dieses Buch füllte eine lange bestehende Lücke in der Lübeckischen Geschichtsschreibung und sprach einen breites Publikum an. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Veröffentlichung bald vergriffen war.

Peter Guttkuhn, Jahrgang 1935, war von 1963 bis 1997 als Lehrer für Deutsch und Geschichte im schleswig-holsteinischen Schuldienst tätig, zuletzt unterrichtete er an der Ernestinenschule in Lübeck und ist heute als Historiker tätig.

Zum Inhalt: Die ersten jüdischen Familien, die sich 1656 im Dorf Moisling – außerhalb der Lübecker Landwehr gelegen – niederließen, waren vor den Pogromen des ukrainischen Kosakenaufstandes (1648 – 57) aus dem multinationalen Großreich Polen-Litauen geflohen. Der Eigentümer von Dorf und Gut Moisling, der Lübecker Bürgermeister von Höveln, der die aschkenasischen (deutschen) Juden aus ökonomischen Erwägungen ansiedelte, stieß damit auf starken Widerstand bei Rat und Bürgerschaft, die bis dahin eine jüdische Ansiedlung sowohl im Lübecker Stadt- als auch Landgebiet verhindert hatten.

1667 unterstellte von Höveln sein Dorf holsteinisch-dänischer Territorialhoheit. Der Erbe, sein Schwiegersohn von Wickede, erlangte 1686 und 1697 auf Grund königlich-dänischer Konzessionen das Niederlassungsrecht für die Juden in Moisling und deren unbeschränkte Handels- und Verkehrsfreiheit im dänischen Gesamtstaat. Doch die holsteinischen Landjuden bedurften, um den täglichen Lebensunterhalt zu bestreiten, für ihre Handelstätigkeit des Lübecker Marktes. Der aber blieb ihnen bis 1852 weitgehend verschlossen.

Nach 1702 und 1762 gehörte das Dorf gottorfischen und dänischen Eigentümern. Dies war eine Zeit relativer Ruhe und Sicherheit für die jüdischen Einwohner. Die innerjüdische Zivil- und Zeremonialgerichtsbarkeit in Moisling stand dem Altonaer Oberrabbiner zu. 1762 wurden Dorf und Gut lübeckisches Privateigentum, so dass Lübeck seinen Einfluss auf die dortigen Juden in negativer Weise direkt geltend machen konnte. Per Staatsvertrag mit Dänemark erlangte Lübeck 1806 die Landeshoheit über Moisling, dadurch wurden die 300 Moislinger Landjuden zu Lübecker Staatsangehörigen. Ihr ungeregelter und schlechter Rechtsstatus blieb bis 1848 unverändert.

Die in der napoleonischen Phase (1811 bis 1813) erreichte bürgerliche Gleichstellung der Juden, die auch zur Folge hatte, dass die Hälfte der Moislinger jüdischen Gemeinde nach Lübeck gezogen war, nahm der Senat 1814 zurück und vertrieb die Juden aus der Stadt. Im abseitigen Moislinger Zwangsgetto ernährten sich die verarmenden Juden hauptsächlich vom Hausierhandel in benachbarten Territorien.

Die traditionell gesetzestreue Gemeinde stellte 1825 einen altfrommen polnischen Rabbiner auf Lebenszeit an, konnte 1827 eine neue Synagoge weihen und 1837 eine Elementarschule einrichten. In der internen Auseinandersetzung um die Reform des Judentums obsiegten die Traditionalisten. Ihre politisch-rechtliche Emanzipation erlangten die Juden 1848 im Rahmen eines verfassungsrechtlichen Modernisierungsprozesses der freien Hansestadt Lübeck. Die soziale und wirtschaftliche Emanzipation bekräftigte abschließend und unwiderrufen ein 1852 verkündetes Gesetz.
Das Archiv der Hansestadt Lübeck ist sich sicher, dass das lange vergriffene Buch erneut einen großen Leserkreis finden wird!“

Schmidt Römhild
Deutschlands ältestes Verlags- und Druckhaus seit 1579:
Die Geschichte der Juden in Moisling und Lübeck. Von den Anfängen 1656 bis zur Emanzipation 1852
Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck – Reihe B Bd. 30
Hrsg: Archiv der Hansestadt Lübeck
Inhalt:

Vorwort
Einleitung
Aus königlich-dänischen Untertanen werden lübeckische „Gebiets-Eingesessene“ (1656 – 1806)
Die jüdische Gemeinde unter Lübecker Hoheit (1806 – 1852)
Zusammenfassung
Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, Glossar
Verzeichnis der Quellen und Darstellungen
Personenregister
Jahr: 2007
Aufl: 2. verbesserte Aufl.
Seiten: 272
Format: 15,5 x 21,6 cm
Einband: Festeinband
ISBN: 978-3-7950-0486-6
Autor: Dr. Peter Guttkuhn
EUR 15,00
Verfügbarkeit: Ab Lager verfügbar und Im Buchhandel