Buddenbrookhaus erwarb 436 Schriftstücke von Heinrich Mann
Buddenbrookhaus erwarb 436 Schriftstücke von Heinrich Mann – Liebesbriefe, Feriengrüße, Textentwürfe, Gedankenaustausch mit Künstlern und Autoren und ein berührendes Telegramm – genau 66 Jahre nach seinem Tod gelangen jetzt persönliche Schriftstücke von Heinrich Mann (1871 – 1950) in die Öffentlichkeit.
Das Buddenbrookhaus erwarb mit Hilfe des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und der Lübecker Possehl-Stiftung von den Enkeln des Schriftstellers, Jindrich und Ludvik Mann, einen mehr als 400 Dokumente umfassenden Teilnachlass. Darunter befinden sich unter anderem auch Briefe von Artur Schnitzler und Max Oppenheimer.
Unter dem Ausstellungstitel Hand/Werk ist ab dem 12. März eine Auswahl von 41 Handschriften im Buddenbrookhaus zu sehen. Die Sonderausstellung wurde am heutigen Vormittag im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit präsentiert.
„Die erstmals gezeigten Autographen werden exemplarisch aufzeigen, wie nah familiärer Alltag, Zeitgeschichte sowie die Literatur in Heinrich Manns schreiben beieinander liegen“, erklärte Britta Dittmann, stellvertretende Leiterin des Buddenbrookhauses und Kuratorin der Ausstellung.
Die 436 Dokumente sind nicht nur für die Heinrich Mann-Forschung von großer Bedeutung, sondern auch für Historiker und Literaturhistoriker. Die größtenteils unbekannten Materialien umfassen im Wesentlichen den Zeitraum von 1891 bis 1932 und 1938 bis 1949. Unter den Handschriften befindet sich zahlreiche Familienkorrespondenz, die das biographische Wissen zu Heinrich Mann erweitert.
Dazu gehören 133 Briefkarten an die Mutter Julia Mann, 14 Briefe an die Verlobte Inés Schmied und 81 Briefe an die erste Ehefrau Heinrich Manns, Maria Kanová. Bemerkenswert ist ein bislang unbekannter Briefentwurf an Thomas Mann vom 31.7.1914: Einen Tag vor Kriegsbeginn schreibt der Autor des „Untertan“ an seinen Bruder „Aber die Psychose, die hiermit nun vielleicht (…) mit Tobsucht endet, habe ich in ihren Anfängen gesehen. Die Andern werden sie sehen, wenn der Anfall vorüber ist.“
Das Konvolut enthält 23 eigenhändige Manuskriptentwürfe Heinrich Manns. Skizzen und Entwürfe zu Essays über Frank Wedekind, Max Tau, Gustave Flaubert und Arthur Schnitzler finden sich darunter ebenso wie zu eigenen Werken, auch Entwürfe noch völlig unbekannter Texte wie z.B. des Dramas „Wolters und Walters“.
Zahlreiche Briefe von anderen Autoren, bildenden Künstlern und Theaterschaffenden dokumentieren Heinrich Manns politisch-literarische Bestrebungen im frühen 20. Jahrhundert. Besonders hervorzuheben sind 45 Briefe und Karten von Arthur Schnitzler aus den Jahren 1911 bis 1928. Neben Schnitzler korrespondierte Heinrich Mann mit weiteren Vertretern der Wiener Moderne wie Felix Salten und Richard Schaukal. Von dem Maler Max Oppenheimer, der Heinrich Mann mehrfach porträtierte, sind 27 Briefe im Konvolut erhalten.
Hinzu kommen 11 Briefe von Wilhelm Worringer, die Beziehung des Autors zu dem Kunsthistoriker gehörte bislang zu den weißen Flecken im Wissen um Heinrich Mann.
Weitere 60 Briefe von und an verschiedene andere Briefpartner enthält das Konvolut; es sind Schreiben von und an Félix Bertaux, Wilhelm Binder, Max Brod, Albert Ehrenstein, Wilhelm Herzog, Kurt Hiller, Albert Langen, Erwin Piscator, Max Reinhardt, Richard Schaukal, René Schickele, Jakob Wassermann und Tilly Wedekind.
Die Materialien enthalten zudem von Heinrich Mann gesammelte Theaterzettel italienischer Opern sowie Zeitungsartikel mit Rezensionen seiner Werke.
Eröffnung
Die Ausstellung wird am Samstag, 12. März, um 18 Uhr eröffnet.
Begrüßung: Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen
Grußwort: Jindrich Mann, Enkel von Heinrich Mann
Einführung in die Ausstellung: Britta Dittmann, Kuratorin
Lesung: Jan Bovensiepen
Eintritt: 7 / 3,50 / 2,50 Euro
Führungen
Führungen durch die Sonderausstellung finden am Sonntag, 3. April (16 bis 17 Uhr) und am Sonntag, 17. April (16 bis 17 Uhr) statt. Eintritt: 11 / 7,50 / 6,50 Euro
Weitere Führungen für Gruppen auf Anfrage: Telefon 0451-1224243
oder schriftlich an: buchungen@buddenbrookhaus.de
Vortrag
Heinrich Manns Roman „Der Untertan“
Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr
„Der Untertan“ von Heinrich Mann gilt als treffende Analyse nicht nur der Verhältnisse in der wilhelminischen Gesellschaft, sondern darüber hinaus als brillante Darstellung des Prototypus des (deutsch-)autoritären Charakters. Der Roman führte unter Historikern zum Streit darüber, ob die Kaiserzeit als sog. Untertanengesellschaft bezeichnet werden könne mit erklärender Wirkung für den Nationalsozialismus.
Britta Dittmann, die Kuratorin der Ausstellung, und PD Dr. Ralf Peter Anders, Oberstaatsanwalt in Lübeck, nehmen Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ und „das Sinken der Menschenwürde unter jedes bekannte Maß“ am Beispiel des politischen Delikts der Majestätsbeleidigung in den Blick.
Eintritt: 7 / 3,50 / 2,50 Euro
Finissage
Die Ausstellung endet am Sonntag, 1. Mai. Die Kuratorin Britta Dittmann führt letztmalig durch die Ausstellung. Beginn: 16 Uhr
Eintritt: 8 Euro
Hand/Werk
Eine Sonderausstellung des Buddenbrookhauses / Heinrich- und Thomas-Mann-Zentrums
Kuratiert von Britta Dittmann
Gestaltet von Vanessa Zeissig
Adresse
Mengstraße 4
23552 Lübeck
Telefon 0451-1224190
Öffnungszeiten
Januar bis März: Montag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr
Ab April: Montag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Eintritt (Sonderaustellung und Dauerausstellung)
Erwachsene / ermäßigt / Schüler: 7 / 3,50 / 2,50 Euro
Weitere Informationen
www.die-luebecker-museen.de
www.buddenbrookhaus.de