Champions League: Heimrecht ist kein Vorteil – Statistische Untersuchung enttarnt Fußballer-Mythos
|
München (pte/27.04.2010/06:10) – Bei den Spielen der Champions League hat es für das Ergebnis keine Bedeutung, ob das Hin- oder das Rückspiel zuhause stattfindet. Das haben Statistiker der Universität München http://www.uni-muenchen.de ermittelt, indem sie alle K.O.-Spiele der Champions League seit 1994/1995 analysierten. „Bei einem Sieg im Auswärts-Hinspiel kann man beim Rückspiel eher zuhause mit den Fans feiern. Auf das Spielergebnis hat die Reihenfolge jedoch keinen Einfluss“, so Studienautor Jan Gertheiss. Allein die Spielstärke entscheidet
Die Forscher enttarnen damit einen weit verbreiteten Mythos als ungültig. „Fußballer glauben immer, es sei besser, erst das zweite Spiel zuhause zu absolvieren. Denn das eigene Publikum soll helfen, einen möglichen Rückstand aus dem ersten Spiel aufzuholen“, erklärt Gertheiss. Die Statistik sagt jedoch Gegenteiliges. „Bei K.O.-Spielen ist es egal, ob man bei der ersten oder bei der zweiten Begegnung zuhause spielt. Im Champions-League-Viertelfinale kommen sogar drei von vier Teams weiter, die zuerst zuhause gespielt haben“, so der Forscher.
Berücksichtigt man alle Champions-League-Spiele, führte das Heimrecht zwar in 57 Prozent der Spiele zum Gewinn. Sieht man allerdings, dass im Achtelfinale immer ein Gruppensieger gegen einen Gruppenzweiten antritt und das stärkere Team im Rückspiel Heimrecht hat, verschwindet der Vorteil. „Die Erfolgswahrscheinlichkeit hängt in erster Linie von der Stärke der Mannschaft ab, während das Heimrecht keinen Einfluss hat“, betont Gertheiss.
Statistik bestimmt in USA Spieltaktik
Während in Europa die Sportstatistik noch in Kinderschuhen steckt, ist sie in den USA sogar in der Spielpraxis gang und gäbe. „Besonders im Baseball setzt man die genaue statistische Analyse von Spielverläufen ein, um Vorteile für das Spiel zu suchen. Auf dieser Basis – und nicht nur auf jener der Trainerwillens – werden Entscheidungen gefällt“, so Gertheiss. Statistik zu Auswärts- und Heimspielen seien angesichts des amerikanischen „best of“-Systems weniger wichtig.
Dass das Publikum der zwölfte Spieler sein kann und dass der Heimvorteil existiert, bezweifelt der Forscher allerdings nicht. „Die Ergebnisse beziehen sich allein auf die K.O.-Spiele in der Champions-League“, betont Gertheiss. Relevant dürften die Aussagen allerdings auch im Handball sein, wo der Heimvorteil noch viel stärker ausgeprägt sei. Die nächste Untersuchung der Münchner Forscher widmet sich deshalb dieser Sportart.
Originalstudie unter http://epub.ub.uni-muenchen.de/11483/1/tr080.pdf