Politik & Wirtschaft

Datenleck bei Bertelsmann-Tochter Infoscore: Wir brauchen empfindliche Strafen bei Datenschutz-Schluderei

Nach der Veröffentlichung von Rechercheergebnissen des Radiosenders NDR Info steht die Bertelsmann-Tochter Infoscore Consumer Data, eine der größten Auskunfteien Deutschlands, wegen unzureichenden Datenschutzes in der Kritik. Wie der Sender herausfand, können Unbefugte bei einem Onlineportal für Mieterselbstauskünfte mit einfachen Mitteln und ohne Identifizierung per Personalausweis an sensible Daten von Millionen Verbrauchern, die sich in Zahlungsschwierigkeiten befinden, gelangen [1]. Dazu erklärt Stefan Körner, Bundesvorsitzender der Piratenpartei:

»Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel beim Datenschutz. Unternehmen, die Daten verlieren oder praktisch ungeschützt ins Netz stellen, müssen mit empfindlichen Bußgeldern belegt werden. Datenschutz ist Persönlichkeitsschutz. In unserer digitalisierten Welt muss ein starker Datenschutz oberste Priorität bekommen. Datenschutz muss ein gelebtes Grundrecht sein!«

Der Abgeordnete und datenschutzpolitische Sprecher der Piratenfraktion in Schleswig-Holstei, Uli König, führt weiter aus:

»Wenn Finanzdaten quasi für jedermann einsehbar sind, waren die schlimmsten Befürchtungen von Datenschützern noch zu optimistisch.

Auskunfteien sammeln hochsensible persönliche Daten über uns alle. Das erfordert sicherste Verfahren und ein Bewusstsein für die große Verantwortung und Bedeutung, die damit einhergeht. Die offensichtliche Fahrlässigkeit, mit der Infoscore hier die persönlichen Daten aller Bürgerinnen und Bürger Deutschlands herausgibt, spottet jeder Beschreibung. So ein Gebaren muss verhindert werden.

Die hier zutage tretende extreme Schieflage beim Schutz von persönlichen Daten offenbart ein Missverhältnis zwischen Datenschutz aller und wirtschaftlichem Interesse weniger. Zum Vergleich: Es ist nicht akzeptabel, wenn Musikstücke und ‚Erwachsenenunterhaltung‘ besser geschützt werden als intime Finanzdaten.

Die billigen Versuche von Infoscore, sich ihrer Verantwortung zu entziehen, beweisen dies. Der Hinweis von Infoscore, es sei strafbar sich die persönlichen Daten anderer Leute über ihre mangelhaft geschützte Seite zu beschaffen, ist blanker Hohn für die Betroffenen!
Wirksamer Datenschutz muss bei demjenigen ansetzen, der ihn in der Hand hat – den Auskunfteien.

Ich fordere die Verpflichtung für Auskunfteien, Daten jeglicher Art nur mit sicherer Identifizierung des Anfragenden heraus zu geben. Ferner müssen Verstöße spürbar und pro betroffenem Datensatz geahndet werden. Ich kann mir hier 1.000 Euro durchaus vorstellen. Nicht zuletzt brauchen wir eine gesetzliche Verpflichtung alle, Datenschutzverstöße bei der
zuständigen Behörde zu melden und den betroffenen Personen mitzuteilen. Die Nichtmeldung sollte den Verlust der Auskunfteiprivilegien nach sich ziehen.«

Quellen:
[1] Bericht auf NDR Info: http://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/Datenleck-bei-grosser-Auskunftei-Kritik-an-Bertelsmann-Tochterfirma-Infoscore,pressemeldungndr15596.html