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Verkehr

Deutsche Marine – Fregatte „Rheinland-Pfalz“ nach „Atalanta“-Einsatz zurück in Wilhelmshaven

RheinlandPfalz
Glücksburg (ots) – Wilhelmshaven – Am Samstag, 22. August, kehrt die Fregatte „Rheinland-Pfalz“ nach sieben Monaten Einsatz am Horn von Afrika zurück. Sie hat dort erfolgreich an der Anti-Piraterie-Mission „Atalanta“ der Europäischen Union teilgenommen. Um 10 Uhr wird das Schiff im Heimathafen Wilhelmshaven erwartet. Im Januar verließ die „Rheinland-Pfalz“ unter dem Kommando von Fregattenkapitän Markus Rehbein (41) die Stadt am Jadebusen in Richtung Golf von Aden und dem Indischen Ozean. Der Auftrag: Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms – in Einzelfällen auch von zivilen Handelsschiffen – und die Überwachung des Seegebietes vor Somalia. Mehrfach geleitete die Fregatte Schiffe mit insgesamt 82.000 Tonnen Lebensmitteln für Somalia sicher vom kenianischen Mombasa nach Mogadischu. Darüber hinaus übergab die „Rheinland-Pfalz“ während ihres Einsatzes sechzehn Personen an kenianische Behörden, die der Piraterie beschuldigt werden. Darunter waren auch die Personen, welche die „Spessart“ – einen Betriebsstofftanker der Deutschen Marine – angegriffen hatten. Die Verhandlungen gegen sie laufen vor einem kenianischen Gericht.
Sicheres Geleit
Zum Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms werden eigens Marineschutzkräfte eingesetzt. Sie bilden das sogenannte Vessel Protection Detachment (VPD) und fahren auf den Handelsschiffen mit. Die Fregatte bleibt dabei immer in unmittelbarer Nähe. Neben den Aufträgen für das Welternährungsprogramm sorgte die „Rheinland-Pfalz“ auch in dem Transitkorridor im Golf von Aden für die sichere Passage von Handelsschiffen. Insgesamt 15 Schiffe mit über 1,3 Millionen Tonnen Verdrängung begleitete die deutsche Fregatte auf dieser wichtigen Ost-West-Route. „Mir wird die Dankbarkeit der Seeleute in Erinnerung bleiben, die wir im Golf von Aden und dem Somali Bassin erfahren haben. Die Handelsschiffer sind sich der Gefahr durch die Piraterie in diesem Seegebiet bewusst und umso erfreuter, uns in diesen Gewässern in ihrer Nähe zu wissen“, sagte Kommandant Markus Rehbein.
Fazit des Kommandanten
„Hinter meiner Besatzung und unserer Rheinland-Pfalz liegen
sieben Monate Seefahrt und über 40.000 zurückgelegte Seemeilen (das
entspricht rund 74.000 Kilometer). Lange Seephasen, wenige Hafentage
und das hohe taktische Tempo machen diese Operation einzigartig. Von
der Besatzung wird ein Höchstmaß an Flexibilität und dauerhafter
Motivation gefordert. Der Einsatz war deshalb eine große
Herausforderung, die meine Crew nach dem Wahlspruch des Schiffes „Wir
machen´s einfach“ hervorragend gemeistert hat. Zurück in Deutschland
freuen wir uns auf unsere Familien und werden einen kurzen Urlaub
genießen.“
Hintergründe zu „Atalanta“
Der Deutsche Bundestag beschloss am 19. Dezember 2008, dass sich Deutschland an der Anti-Piraterie-Mission der Europäischen Union (EU) beteiligen wird. Die Mandatsobergrenze der Deutschen wurde auf 1.400 Soldaten festgelegt. Diese erste maritime Mission der Europäischen Union führt den vollständigen Namen „EU NAVFOR / Operation Atalanta“. Das Einsatzgebiet umfasst ein Gebiet von fünf Millionen Quadratkilometern und reicht mittlerweile bis zu den Seychellen. Hinzu kommt der Luftraum über diesen Seegebieten. Das Einsatzgebiet ist mehr als zehn mal so groß wie Deutschland.
Somalia gehört zu den größten Krisengebieten weltweit. Die humanitäre Hilfe durch Lieferungen des Welternährungsprogramms erfolgt zu 90 Prozent auf dem Seeweg. Der Schutz durch die Operation „Atalanta“ ist daher für die Versorgung der somalischen Bevölkerung mit Lebensmitteln von zentraler Bedeutung. Durch das Seegebiet von Somalia und vor allem durch den Golf von Aden führt außerdem die wichtigste Handelsroute zwischen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien. Deutschland hat als Exportnation an sicheren Handelswegen ein besonders großes Interesse. Es ist gleichzeitig auf den Import von Rohstoffen angewiesen, die zu einem großen Teil auf dem Seeweg ins Land gelangen. Dass „Atalanta“ wirkungsvoll ist, zeigt sich zum einen daran, dass die – besonders beschützten – Schiffe des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen seit Missionsbeginn Ende 2008 zu 100 Prozent ihr Ziel Mogadischu in Somalia unbeschadet erreicht haben. Diese Lebensmittellieferungen reichen aus, um rund 90 Prozent der somalischen Bevölkerung zu versorgen.
Hintergründe zur Fregatte „Rheinland-Pfalz“
Das Schiff misst in der Länge 130,5 Meter, ist 14,6 Meter breit und hat einen Tiefgang von sechs Metern. Es hat eine Wasserverdrängung von etwa 4.000 Tonnen. Der Diesel- und Gasturbinenantrieb leistet bis zu 38.000 Kilowatt, rund 52.000 PS. Damit erreicht die Fregatte eine Geschwindigkeit von 30 Knoten – circa 56 Stundenkilometer. Besatzungsstärke: 220 Soldaten. Bewaffnung: 76- und 27-Millimeter-Geschütze, Seeziel- und Luftverteidigungs-Flugkörper, Torpedos sowie bis zu zwei Bordhubschrauber vom Typ Sea Lynx. Die „Rheinland-Pfalz“ gehört zur „Bremen Klasse“ und ist eine Fregatte von Typ 122. Die Deutsche Marine hat acht Schiffe dieser Art.