Deutsche Marine – Jubiläum – ein halbes Jahrhundert 5. Minensuchgeschwader
Autor: Detlef Struckhof und Jörg Binsack, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Deutsche Marine
Glücksburg – Kiel – Am kommenden Montag, 30. März, feiert das 5. Minensuchgeschwader aus Kiel sein 50-jähriges Bestehen. Dazu findet im Marinestützpunkt eine Festveranstaltung mit geladenen Gästen statt. Ehrengast ist die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. Im Vorfeld findet am morgigen Mittwoch, 25. März, ein Pressegespräch mit dem Kommandeur des Geschwaders, Fregattenkapitän Christian Bock, statt. Das 5. Minensuchgeschwader ist einer der ältesten Marineverbände. Im Geschwader in Kiel arbeiten heute rund 580 Soldatinnen und Soldaten. Die meisten davon auf den vier Minenjagdbooten, den fünf sogenannten Hohlstablenkbooten sowie dem Versorgungsschiff „Mosel“. Der Verband wurde in Neustadt/Holstein in Dienst gestellt und erhielt am 31. März 1959 als erstes Boot, das schnelle Minensuchboot „Schütze“.
Hinweise zum Ablauf der Festveranstaltung
Während der Feierlichkeiten wird es Reden des derzeitigen Kommandeurs, des ehemaligen Kommandeurs von 1974 bis 1977, Konteradmiral a. D. Wolfgang Brost und der Oberbürgermeisterin der Stadt Kiel geben. Daneben findet eine sogenannte Kommandantenübergabe statt, bei der Kapitänleutnant Jochen Beyer das Kommando über die „Bad Rappenau“ an seinen Nachfolger René Halfmann abgibt. Ein verdienter Soldat des Geschwaders erhält ferner eine UNIFIL-Einsatzmedaille. Außerdem spielt das Marinemusikkorps Ostsee ausgewählte Musikstücke.
Kommandeur: „Geschwader ist jung geblieben“
Das Geschwader hat aufgrund der sicherheitspolitischen und geschichtlichen Entwicklungen der Vergangenheit eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Auch technologische Neuerungen brachten stetige Veränderungen. „Die Deutsche Flotte und das 5. Minensuchgeschwader entwickelten sich gleichermaßen, veränderten sich in der Zusammenstellung, bevölkerten neue Stützpunkte und verließen sie. Kommandeure und Kommandanten, Boote und Besatzungen kamen und gingen“, sagt der 47-jährige amtierende Kommandeur, Fregattenkapitän Christian Bock. Wegen der kontinuierlichen Veränderungen sei das Geschwader jung geblieben, so der gebürtige Bonner. Er sagt: „Professionell ausgebildete Besatzungen, großes Engagement und höchste internationale Anerkennung unserer Leistungsfähigkeit zeichnen alle Angehörigen des Geschwaders aus.“
Geschichtliche Entwicklung – Einsätze heute weltweit
Der Auftrag der Marine nach dem Zweiten Weltkrieg sah 1959 zunächst die Küstenverteidigung in Schleswig-Holstein, die Sicherung der Seewege, insbesondere die Minenabwehr in der Deutschen Bucht sowie die Sicherung der deutschen Nordseehäfen und Flussmündungen vor. Dafür wurden die Minensuchboote der Schütze-Klasse und der Tender „Mosel“ (Klasse 402) konzipiert, die ab 1959 dem Geschwader zugeführt wurden. „Auch nach der Verlegung von Neustadt nach Olpenitz im Jahr 1967 veränderte sich das Gesicht des Geschwaders kaum“, sagt der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker. Erst nach dem Mauerfall im Jahr 1989 habe sich die sicherheitspolitische Großwetterlage gewandelt und damit die Aufgaben.
Heute operiert die Deutsche Marine weltweit. So nehmen Boote des 5. Minensuchgeschwaders seit März 2007 an Einsätzen der Vereinten Nationen vor dem Libanon (UNIFIL) teil. Gleichzeitig sind permanent Boote mit den zwei ständigen NATO-Minenabwehrverbänden unterwegs. Während der „Operation Südflanke“ von August 1990 bis Februar 1991 wurde die Marine mit Booten des 5. Minensuchgeschwaders erstmals „Out Of Area“ im Persischen Golf eingesetzt. Die Minenjagdboote räumten dort wichtige Handelsrouten und beseitigten Minen aus dem zweiten Golfkrieg. Dieser bedeutende Einsatz wurde seinerzeit vom Kommandeur des 5. Minensuchgeschwaders geführt, dem heutigen Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Wolfgang Nolting. Er schreibt in seinem Grußwort: „Die Aufgaben spiegeln neben der Veränderung der Einsatzgebiete ein geändertes Anforderungsprofil an unsere Minenabwehreinheiten wider. Der gute Ruf der Deutschen Marine im internationalen Umfeld ist nicht zuletzt der Professionalität und Leistungsfähigkeit der Frauen und Männer dieses Geschwaders geschuldet.“
Wichtige Daten zum 5. Minensuchgeschwader
31. März 1959: Zulauf „Schütze“ (Klasse 341) in Neustadt/Holstein
April 1967: Verlegung nach Olpenitz
01.07.1987: Beginn Außerdienststellung der Klasse 341
29.06.1988: Indienststellung des schnellen Minensuchbootes „Hameln“ (Klasse 343)
16.03.1993: Fünf Mehrzwecklandungsboote (Klasse 520) integriert
01.10.1999: Abgabe von fünf Minenjagdbooten an das 3. Minensuchgeschwader, Übernahme von fünf Binnenminensuchbooten (Klasse 394)
2000: Umbau von fünf Minensuchbooten zu Hohlstablenkbooten (Klasse 352)
19.05.2006: Verlegung nach Kiel in den Marinestützpunkt
01.07.2006: Zugehörigkeit zur Einsatzflottille 1 in Kiel
Hintergrundinformationen zu den Patenstädten des 5. Minensuchgeschwaders
Minenjagdboot „Bad Bevensen“ (Patenstadt: Bad Bevensen in Niedersachsen), Minenjagdboot „Grömitz“ (Grömitz in Schleswig-Holstein), Minenjagdboot „Datteln“ (Datteln in Nordrhein-Westfalen), Minenjagdboot „Bad Rappenau“ (Bad Rappenau in Baden-Württemberg).
Holstablenkboot „Pegnitz“ (Pegnitz in Bayern), Holstablenkboot „Hameln“ (Hameln in Niedersachsen), Holstablenkboot „Siegburg“ (Siegburg in Nordrhein-Westfalen), Holstablenkboot „Ensdorf“ (Ensdorf in Saarland), Holstablenkboot „Auerbach in der Oberpfalz“ (Auerbach in der Oberpfalz in Bayern).
Tender „Mosel“ (Cochem in Rheinland-Pfalz).
Hintergrundinformationen zu den Booten des 5. Minensuchgeschwaders
Die Minenjagdboote des 5. Minensuchgeschwaders gehören zur „Frankenthal-Klasse“, Typklasse 332. Sie sind wie die Holstablenkboote aus amagnetischem Stahl gebaut. Sie besitzen ein hochauflösendes Minenjagdsonar mit dem Minen am Meeresgrund gefunden und identifiziert werden. Die Boote sind mit zwei Minenjagddrohnen vom Typ Pinguin B3 ausgerüstet. Mit diesen Unterwasserfahrzeugen kann eine Sprengladung neben eine Mine gelegt werden, die dann anschließend gesprengt wird. Minentaucher an Bord können ebenfalls Ladungen an Minen anbringen. Die Besatzung umfasst 42 Soldaten. Die Boote sind etwa 18 Knoten schnell – das sind rund 33 Stundenkilometer. Die Länge beträgt 54,4 Meter, die Breite 9,20 Meter. Bewaffnung: 40- beziehungsweise 27-Millimeter-Geschütz. Die Boote werden von einem 4.080 Kilowatt starken Diesel (5.550 PS) angetrieben. Die Verdrängung beträgt 650 Tonnen.
Die Hohlstablenkboote der „Ensdorf-Klasse“, Typklasse 352, bilden mit den Fernraumlenkgeräten vom Typ Seehund das System Troika Plus. Das Einsatzverfahren sieht vor, dass bis zu vier unbemannte „Seehunde“ mit aktivierten Minenräumanlagen vom Lenkfahrzeug aus ferngesteuert werden. Das Lenkfahrzeug selbst liegt dabei aus Sicherheitsgründen außerhalb des Minenfeldes. Es ist mit einem Minenmeidesonar zum Lokalisieren von Ankertauminen sowie mit Einwegdrohnen „Seefuchs“ zur Minenbekämpfung und mit mechanischem Räumgerät gegen Ankertauminen ausgestattet. Besatzung: 45. Geschwindigkeit: 18 Knoten (33 Stundenkilometer), Antrieb: Dieselmotor mit 4.080 Kilowatt (5.550 PS). Länge: 54,4 Meter, Breite: 9,20 Meter. Bewaffnung: 40- beziehungsweise 27-Millimeter-Geschütz. Die beiden oben genannten Waffensysteme ergänzen sich.
Der Tender „Mosel“ ist ein Versorgungsschiff der „Elbe-Klasse“ (Typ 404). Er versorgt die Boote des 5. Minensuchgeschwaders mit Diesel, Wasser, Munition und kann mit Fachpersonal bei Instandsetzungen auf See unterstützen. Dazu können Werkstatt- und Ersatzteilcontainer an Bord genommen werden. Das Schiff verfügt über ein Hubschrauberlandedeck und ein Schiffslazarett. An Bord befinden sich bis zu 60 Soldaten. Der Kommandeur führt sein Geschwader in Einsätzen von Bord des Tenders aus. Das Schiff ist mit einem 2.452 Kilowatt starken Dieselmotor ausgestattet (3.335 PS) und erreicht eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (rund 28 Stundenkilometer). Bewaffnung: 27-Millimeter-Geschütz.