Deutsche Marine – Marinesoldaten in Brasilien im Einsatz für ein Kinderlachen
Autor: Lars Christian Hoffmann, Deutsche Marine Fotos: Ann-Kathrin Fischer, Deutsche Marine
Glücksburg – Salvador/Bahia – Während ihre Kameraden einen freien Tag in der Sonne am Strand, beim Shopping in der Stadt oder einfach nur gemütlich an Bord verbrachten, schwitzten und keuchten 45 Besatzungsmitglieder von drei deutschen Marineschiffen freiwillig in der Sonne Brasiliens. Bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten standen die deutschen Marinesoldatinnen und Marinesoldaten in der Sonne und reparierten die Zufahrtsstraße zur Fazenda „Pontos Coracão“. Diese Fazenda ist kein normaler Bauernhof inmitten des brasilianischen Regenwaldes, sondern ein Rückzugsort für Waisenkinder, für Kinder aus zerrütteten Familien und für Menschen mit Behinderungen. Sie alle stammen aus den Elendsvierteln, den sogenannten Favelas, der Millionenstadt Salvador. Ihre Kindheit ist dort geprägt von Leid, Gewalt, Drogen und Hunger. In der Fazenda erfahren sie eine liebevolle Betreuung und gewinnen so ihr Lachen zurück. Hier sollen die Kinder das Leben in den Favelas vergessen. Sie alle kommen freiwillig. Sie erhoffen sich Perspektiven für ihr Leben. Manche wurden aus Not von ihren Müttern hergebracht. Die Hoffnung: Ein kindgerechtes Leben und ein Schulabschluss, um danach selbst der Armut entfliehen zu können.
45 Menschen leben auf 150 Hektar
Die Fazenda ist 150 Hektar groß. Sie ist nur über einen staubigen Feldweg mit tiefen Schlaglöchern zu erreichen. Die Häuser von „Pontos Coracão“ liegen auf einem Hügel unterhalb einer Kapelle. Das kleine Gebetshaus ist schon von weitem zu sehen – es ragt aus dem Busch heraus. Hier leben derzeit 45 Menschen, 20 davon sind Kinder. Die Leitung haben zwei katholischen Priester. Die Schulkinder werden morgens in die nächstgelegene Kleinstadt zur Ganztagsschule gefahren, die Erwachsenen arbeiten in der kleinen Werkstatt der Fazenda, um mit Motivbildern aus der Bibel, selbstgezogenen Kerzen oder Töpferarbeiten Geld für den Unterhalt zu verdienen.
Marinesoldaten machen beschädigte Straße wetterfest
Die zurückliegende Regenzeit zerfurchte die steile Zufahrtstraße zu den Gebäuden der Fazenda stark. Deshalb bot die Marine ihre Hilfe an. Die jungen deutschen Soldaten des Einsatz- und Ausbildungsverbandes packten an. Sie ebneten die Straße, füllten sie mit Schutt auf. Die Straßenränder bekamen Abflussgräben. Jetzt ist die Straße wieder wetterfest. Die nächsten Jahre wird sie halten, sind sich die Marinesoldaten sicher. Für ihre harte Arbeit wurden die deutschen Soldaten mit einem typisch brasilianischen Mittagessen belohnt. Es gab eine über dem Feuer gekochte Feijoada – das ist ein beliebter Eintopf in Brasilien. Die Kinder backten einen Kuchen für die Helfer.
1.350 Euro Spende von Marinesoldaten
Am Ende des Arbeitstages übergab der Erste Offizier des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“, Korvettenkapitän Sascha Rolofs, eine Spende in Höhe von 1.350 Euro. Das Geld haben die rund 600 Mitglieder des Einsatz- und Ausbildungsverbandes gespendet, zu dem neben der „Frankfurt am Main“ noch die Fregatten „Sachsen“ und „Lübeck“ gehören. Mit dem Geld soll nun die Zufahrt weiter ausgebessert und der Schulbus repariert werden. Die Soldaten waren sich nach ihrem Hilfseinsatz einig: Die Mühe hat sich gelohnt. „Strand gibt es für uns fast überall. Einen üblichen Strandtag vergisst man schnell, aber diese Eindrücke hier bleiben“, sagt am Abend einer der Soldaten, Kapitänleutnant Robert Steinborn. Tief bewegt von den gewonnen Eindrücken, fuhren die Soldatinnen und Soldaten wieder nach Salvador zu ihren Schiffen. Völlig erschöpft, aber glücklich und um eine schöne Erfahrung reicher, fielen sie in ihre Kojen. Diese Erfahrung werden sie so schnell nicht vergessen.
Hintergründe zum Einsatz- und Ausbildungsverband
Der EAV dient der Ausbildung der Offiziersanwärter der Deutschen Marine. Sie sollen auf den Schiffen alle Abschnitte eines Marineschiffs kennenlernen. Die Männer und Frauen werden von erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren angeleitet, um umfassende Einblicke in die sogenannten Hauptabschnitte Nautik, Schiffstechnik und Operation zu erhalten. Der Gefechtsdienst an Bord bildet einen Schwerpunkt der Ausbildung, darunter fällt auch die Schiffssicherung. Diese beinhaltet die Bekämpfung von Wassereinbrüchen und Feuer an Bord. Auch umfangreiche Rettungsmanöver wie zum Beispiel „Mann über Bord“ kommen nicht zu kurz. Der Einsatz- und Ausbildungsverband (EAV) ist – wie der Name sagt – nicht nur für die Ausbildung der Offiziersanwärter da, sondern auch ein Einsatzverband. Er kann bei Bedarf jederzeit zu einem militärischen Einsatz oder zu Manövern abgerufen werden. Zum diesjährigen EAV gehören die Fregatten „Sachsen“ und „Lübeck“ sowie der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“. Rund 600 Marineangehörige – darunter 72 Offiziersanwärter – befinden sich zurzeit auf dem Weg nach Willemstad auf der Insel Curacao. Am 13. Juni werden die Schiffe in ihren Heimathäfen Wilhelmshaven und Kiel zurückerwartet.