Die anvertrauten Pfunde oder Talente: Hauskreispredigt am 10.5.2010 von Wolfgang Freywald
Der Predigttext steht in Matthäus 25, 14 – 30
Jesus erzählte seinen Jüngern ein Gleichnis, das aufzeigt, dass es mit Gott und dem Himmelreich ähnlich ist, wie mit dem reichen Mann, der auf Reisen ging und sein Vermögen seinen Dienern zur Mehrung anvertraute.
Dem Ersten gab er fünf Talente Silber, dem Zweiten zwei, dem Dritten eins, jedem nach seinen Fähigkeiten, dann blieb er lange fort.Die Diener begannen, mit den Talenten zu wirtschaften. Der Erste gewann fünf, der Zweite zwei Talente hinzu. Der Dritte aber, der nur ein Talent erhalten hatte, vergrub das Geld seines Herrn.Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, und verlangte von den Dreien Rechenschaft.
Der Erste hatte aus fünf Talenten zehn gemacht. 21 …Sein Herr lobte ihn: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
Der zweite Diener hatte aus den zwei Talenten vier gemacht. Sein Herr lobte auch ihn: 22 …Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
Zuletzt kam der Diener, der das eine Talent vergraben hatte. Er sprach zu seinem Herrn: 24 Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg das Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. 28 Darum nehmt ihm das Talent ab und gebt ihn dem, der zehn Talente hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein, Heulen und Zähneklappen.
Das ist eine Sprache, die wir verstehen! Wenn’s nämlich um`s Geld geht, dann sind Dinge plötzlich sonnenklar. Gar keine Frage: Wenn ich jemandem Geld anvertraue, dann möchte ich es mit Zinsen wiederbekommen.
Aber hier steht nun die Frage im Raum, was ist das für ein Kapital, das Gott in uns anlegen will. Das es ihm nicht um Geld geht, ist eigentlich jedem klar. Aber was will er uns anvertrauen? Was soll sich bei uns vermehren? Und was fordert er von uns mit Zins und Zinses-Zins zurück?
Ein besseres Gleichnis hätte Jesus Christus gar nicht wählen können. Es machte klar, dass Gott ziemlich böse reagiert, wenn wir mit seinen uns anvertrauten Talenten leichtfertig umgehen und nicht mehren. Er reagiert dann eigentlich genau so sauer, wie ein Investor, der für seine Investition gar nichts bekommt.
Ich sehe es so: Von Gott haben wir Talente, also Gaben empfangen – innere Anlagen und Möglichkeiten – die es zu entfalten und auszubauen gilt.
Aber ich denke, hinter diesem Gleichnis steckt noch viel mehr. Jesus meint mehr, als nur unsere Talente und Anlagen.
Gott vertraut uns ganz andere Güter an. Güter, die für ihn das wertvollste auf der Welt sind, weit wertvoller als alle Schätze, die wir uns ausmalen können.
Das, was er uns neben unseren Talenten und Möglichkeiten anvertraut, sind Menschen und das sind die gewaltigsten Schätze.
Kinder werden ihren Eltern anvertraut: Sie wohnen eine zeitlang bei ihnen und werden von ihnen behütet und umsorgt. Die Eltern sollen der Kinder Leben mehren.
Später ist es umgekehrt: Die Eltern sind den Kindern anvertraut, Menschen, denen sie gerade im Alter helfen können, dass die Qualität ihres Lebens gemehrt wird.
Ehepartner sind sich anvertraut und uns allen all diejenigen, die allein nicht mehr zurechtkommen, die ganz einfache unsere Hilfe brauchen, und deren Los nicht zuletzt in unsere Hände gelegt ist und natürlich unsere Nächsten, Brüder, Schwestern, der Nachbar, der Postbote, der Bettler oder ein anderer Fremder.
Gott vertraut uns Menschen an, ihr Geschick legt er in unsere Hände und baut darauf, daß wir ihnen helfen und ihnen von Gott erzählen, damit sie sich für ihn entscheiden und errettet werden können.
Und so vertraut er uns einander gegenseitig an – selbst über Ozeane hinweg.
Wir können uns gegenseitig beschenken, wir können einander das Leben mehren, und diesem Leben einen tiefen göttlichen Sinn geben. Gott baut darauf. Er baut darauf, dass das Vertrauen, das er in uns investiert, Zinsen bringt, sich vielfältig vermehrt.
Gott weiß, dass wir selbst keine Wunder vollbringen können, aber Gott selbst kann es und verändert und hilft uns. Und so weiß er auch, dass nicht jeder Mensch die „Anlageform mit der höchsten Rendite“ ist: Der eine bringt 30, der andere 60 und der nächste hundertfach Frucht. Aber er nutzt seine Talente und bringt Frucht.
Gott sucht nicht die schnelle Mark. Er geht mit uns gemeinsam, liebevoll Schritt für Schritt in Richtung Fülle des Lebens – langsam und stetig, „Zins- und Zinses-Zins orientiert“.
Wenn wir Gott annehmen, ihm Vertrauen und ihn nicht gänzlich enttäuschen, also kein Talent mehren bzw. gar keine Frucht bringen, dürfen wir sicher sein, dass er am Ende unseres Leben sagen wird: “ Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“
Amen!